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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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leben. Und was kommt letztlich dabei heraus? Wir drängen ihnen unsere Hilfe auf. Ob sie nun wollen oder nicht.«
    »Das müssen wir nicht«, wandte Dellak ein. »Es genügt, sie genau zu beobachten. Vorerst. Bis wir erfahren haben, was hier geschieht. Dann werden wir ein neues Programm erarbeiten.«
    Mankov erhob sich langsam. Er stand an das Pult des Servators gelehnt, ein wenig schräg im Raum, und seine müden Augen blickten von einem zum anderen. »Die Rückbeorderung der Fähre besagt nicht, daß ich für den Abbruch oder das Einfrieren der Expedition bin«, sagte er. Er sprach langsam, als müßte er jedes der einzelnen Worte erst suchen. »Ich schlage im Gegenteil die Landung der Känguruh zwei auf dem Planeten vor, und zwar in der Nähe der Känguruh eins. Ich habe mir das sehr genau überlegt. Erstens könnten wir durch eine Untersuchung der Känguruh eins Erkenntnisse gewinnen, die uns dem Verständnis der Vorgänge auf diesem Planeten näherbringen, und zweitens würde unsere Gruppe an Kraft gewinnen, wenn sie gemeinsam vorgehen könnte.«
    Seinen Worten folgte sekundenlanges Schweigen, das das Erstaunen aller dokumentierte. Erst Dellak, der Mankovs Vorschlag bedingungslos unterstützte, löste einen erneuten Wortwechsel aus. Die Meinungen waren geteilt, berief man sich auf der einen Seite auf lange erprobte Grundsätze der Raumfahrt, so führte man auf der anderen an, daß es für eine Expedition wie diese nichts Vergleichbares gäbe. Immerhin wurde deutlich, daß die Zustimmung überwog.
    Als Mankov vorschlug, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die das erforderliche Programm ausarbeiten sollte, holte Vanda Ricanek zu ihrem entscheidenden Schlag aus, und auch der war nicht schlecht gezielt.
    »Ich lehne Peter Mankov als Kommandanten ab«,’ sie sprach leiser und mit weniger Schärfe als bisher, aber gerade dadurch erhielt ihre Rede Gewicht. »Er hat bisher nicht zu beweisen vermocht, daß er sich mit seinen Einschätzungen der Lage und mit seinen Entscheidungen immer auf der Höhe der Situation befindet. Ich halte das für einen Unsicherheitsfaktor, der sich um so nachteiliger auswirken kann, je näher sich Peter Mankov am Ort der Ereignisse befindet. Ich schlage deshalb vor, ihn abzulösen.«
    Ihr Blick streifte Dellak, und es war unverkennbar, daß ihre Gedanken den gleichen Weg wie ihre Augen gingen. Es war ein durchsichtiges Manöver, aber es war gleichwohl eins, das Aussicht auf Erfolg hatte. Was Maara ein wenig irritierte, war der Umstand, daß Dellak alles andere als zufrieden zu sein schien. »Wen?« fragte sie.
    Vanda Ricanek bedachte sich keinen Augenblick lang. »Ich schlage Stor Dellak vor.« Sie begründete ihre Wahl mit Dellaks kluger Zurückhaltung, mit seiner Art, Entscheidungen genau abzuwägen und mit der ihm eigenen ruhigen Entschlossenheit bei der Durchsetzung geplanter Aktivitäten.
    Zweifellos verfügte Dellak über all diese Eigenschaften, aber nicht eine von ihnen zeichnete ihn vor den anderen aus.
    Maara empfand die Situation als fatal. Nako Bosk tot und Keeke Lannert verschollen. Die als unverzichtbar angenommene Parität nur noch durch einen Zufall erhalten, ebenso wie Bosk hätte es Brian treffen können. Plötzlich wurde ihr klar, auf wie unsicheren Füßen diese Parität stand. Und wie unwichtig sie eigentlich auch war, hier, fern von der Erde in einer Gemeinschaft, die viel zu klein war, als daß sie den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie die Gesamtgesellschaft auf der Erde unterlegen hätte.
    Sie empfahl, Peter in seiner Funktion zu bestätigen, und sie wählte ihre Worte weniger mit dem Verstand als mit dem Herzen. Vanda Ricaneks erstaunte Miene übersah sie dabei geflissentlich.
    Als letzter meldete sich Dellak selbst. Er erhob sich halb aus seinem Sessel, langsam, wie mit erheblicher Anstrengung, und sagte nur einen einzigen, kurzen Satz: »Das kommt überhaupt nicht in Frage!« Und es bestand kein Zweifel, daß er Vandas Vorschlag meinte.
    Trotzdem bestand Peter auf einer Abstimmung. Sie ergab ein Verhältnis von sieben zu eins für ihn als Kommandanten und von fünf zu drei für seine Empfehlung zu landen. Vielleicht hätte er das Verhältnis noch mehr zugunsten der Landung beeinflussen können, wenn er als erstes die Suche nach Keeke Lannert in das Programm aufgenommen hätte. Lannert bildete zweifellos die größte Gefahr für das Unternehmen. Wobei es unerheblich war, ob direkt oder indirekt. Solange er sich frei bewegen konnte, mußte man mit dem Schlimmsten

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