Das verhaengnisvolle Rendezvous
wie der Brand entstanden ist und wo. Jetzt brauche ich nur noch ein Motiv.«
»Gibt es nicht Menschen, die Feuer legen, weil es sie auf irgendeine Weise erregt? Die es aus einem inneren Zwang heraus tun?«
»Sicher. Das gibt es.« Er griff in seine Hemdtasche und förderte eine Zigarettenpackung zutage. Doch dann bemerkte er, dass nirgendwo ein Aschenbecher stand. Nichtraucherbüro, registrierte er und steckte das Päckchen wieder ein. »Aber vielleicht haben Sie ja jemanden angeheuert, Miss Fletcher. Sie waren hoch versichert.«
»Das stimmt. Ich hatte einen guten Grund. Ich habe mehr als anderthalb Millionen verloren, allein was den Warenbestand und die Ausstattung anbetrifft.«
»Sie waren aber viel höher versichert. Sie machen doch bestimmt ein Plus bei der ganzen Sache.«
»Sie sollten nicht länger nach einem Versicherungsbetrug Ausschau halten, Inspector, damit verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
»Oh, ich habe viel Zeit.« Er stand auf. »Ich brauche von Ihnen eine Aussage, Miss Fletcher. Ganz offiziell. In meinem Büro, morgen um vierzehn Uhr.«
Natalie stand ebenfalls auf. »Sie können meine Aussage haben. Hier und jetzt.«
»In meinem Büro, Miss Fletcher.« Er nahm eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und warf sie auf den Schreibtisch. »Hier ist meine Adresse. Je eher wir beide im Reinen sind miteinander, desto schneller können Sie ihre Versicherungssumme kassieren, vergessen Sie das nicht.«
»Sehr gut.« Sie nahm die Karte und warf einen flüchtigen Blick darauf. »Je eher, desto besser. War’s das für heute, Inspector?«
»Ja.« Sein Blick streifte über den Katalog, der vor ihr lag. Eine Schönheit mit elfenbeinfarbener Haut, die einen verführerischen roten Morgenmantel aus Seide und Spitzen trug, lag wie hingegossen auf einer Samtrécamière und lächelte dem Betrachter geheimnisvoll zu.
»Sehr hübsch.« Er grinste Natalie an. »Eine elegante Art, Sex zu verkaufen.«
»Nicht Sex, Inspector«, verbesserte sie ihn gelassen. »Romantik. Viele Leute lieben das.«
»Sie auch?«
»Ich glaube nicht, dass das etwas zur Sache tut.«
»Ich frage mich, ob Sie an das, was Sie verkaufen, glauben, oder ob es Ihnen nur ums Geld geht.« Er überlegte, ob sie eines ihrer Dessous unter ihrem perfekt sitzenden Schneiderkostüm trug.
»Nun, ich will Ihre Neugier befriedigen. Selbstverständlich glaube ich an das, was ich verkaufe. Und es macht mir Spaß, damit Geld zu verdienen.« Sie nahm den Katalog in die Hand. »Möchten Sie ihn mitnehmen? Auf alle unsere Waren gibt es Garantie.«
Wenn sie erwartet hatte, er würde das Heft zurückweisen, musste er sie enttäuschen. Ry griff nach dem Katalog und rollte ihn zusammen. »Danke.«
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich habe einen Termin außer Haus.«
Nun tat sie etwas, das er sich schon die ganze Zeit gewünscht hatte. Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Denn was auch immer er über sie dachte, ihre Beine fand er einfach umwerfend. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
Sie war zu dem Wandschrank am anderen Ende des Zimmers gegangen und drehte sich überrascht um. »Nein. Ich habe selbst einen Wagen.« Noch mehr erstaunte es sie, dass er jetzt zu ihr herüberkam und ihr in den Mantel half. Einen kurzen Moment lagen seine Hände leicht auf ihren Schultern.
»Sie sollten mal etwas ausspannen, Miss Fletcher.«
»Ich bin zu beschäftigt, Inspector.« Sie drehte sich um und stieß versehentlich gegen seine Brust. Verärgert trat sie einen Schritt zurück.
»Und zu nervös«, fügte er hinzu, und um seine Lippen spielte ein leises, zufriedenes Lächeln. Er fragte sich, ob sie vielleicht einfach nur ebenso auf der Hut war vor ihm wie er vor ihr. »Das könnte einen Mann, der sowieso schon misstrauisch ist, noch misstrauischer machen. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ich bin fasziniert von Ihren Gedankengängen, Inspector. Wirklich.«
Ihr Sarkasmus lief an ihm ab wie Regen an einer Öljacke. Sein Lächeln verstärkte sich. »Ich denke, Sie sollten so nicht weitermachen. So angespannt und reizbar. Sie sind doch ein kontrollierter Mensch und wissen, wie man ein Feuer klein hält. Doch im Moment sind Ihnen die Dinge etwas entglitten. Zweifellos interessant, das zu beobachten.«
Er hatte nicht ganz unrecht. »Wissen Sie, was ich glaube, Inspector?«
Das Grübchen in seinem Kinn vertiefte sich. »Erzählen Sie, ich bin gespannt.«
»Ich denke, dass Sie ein arroganter, überheblicher Mensch sind, der viel zu viel von sich
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