Das verhaengnisvolle Rendezvous
gemacht hat.« Deborah hielt inne und überlegte kurz. »Was sonst noch? Ach ja, er ist sechsunddreißig, geschieden.«
»Na ja, ich vermute, du willst mir Mut machen und mir zu verstehen geben, dass ich in kompetenten Händen bin.« Natalie zog skeptisch die Schultern hoch. »Doch daran glaube ich nicht. Ich trau lieber meinen eigenen Augen.«
»Kein Problem«, begann Deborah, doch da wurde sie vom Weinen eines Babys, das durch das Mikrofon der Kinderüberwachungsanlage ins Wohnzimmer drang, unterbrochen. »Klingt, als sei der Boss aufgewacht. Nein, lass mal – ich geh schon«, bremste sie Gage, der beim ersten Krähen aufgesprungen war. »Sie will sicher nur ein bisschen Gesellschaft.«
»Kann ich vielleicht mitkommen und einen Blick auf sie werfen?«, fragte Natalie.
»Aber ja. Komm!«
»Ich sag Frank Bescheid, dass er mit dem Servieren des Essens warten soll, bis ihr zurück seid.« Gage sah hinter Natalie her, wie sie mit seiner Frau nach oben ging.
»Wie machst du es bloß, dass du trotz all deiner vielen Arbeit so gut aussiehst?«, fragte Natalie, als sie mit Deborah die Treppe nach oben ging. »Ich kann mir oft gar nicht vorstellen, wie du das alles schaffst. Eine anstrengende Karriere, einen Mann, der vor Tatendrang fast aus den Nähten platzt, samt all den gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihr habt, und dann auch noch Adrianna.«
»Ach, das ist nur eine Frage der Organisation. Und der Prioritätensetzung.« Deborah grinste und öffnete die Tür zum Kinderzimmer. »Doch worauf es letztlich ankommt, ist Leidenschaft. Leidenschaft für den Beruf, Leidenschaft für Gage, Leidenschaft für Adrianna. Wenn man will, kann man alles haben. Man muss es nur wollen.«
Das Kinderzimmer war eine Symphonie in Farben. Auf bunten Tapeten sah man Prinzen und Prinzessinnen und fliegende Pferde. Die beiden Frauen traten an das Kinderbett und schauten auf die zehn Monate alte Adrianna hinunter, die ihre Lippen zu einem Schmollmund verzog und gerade wieder anfangen wollte zu weinen.
»Oh, meine Süße.« Deborah nahm sie heraus.
Die Schnute verwandelte sich in ein strahlendes Lächeln. »Mama.«
Natalie schaute zu, wie Deborah die Kleine auf den Wickeltisch legte.
»Sie wird immer hübscher.« Sanft strich sie dem Baby über den Kopf. Addy genoss die Aufmerksamkeit, strampelte mit den kleinen strammen Beinchen und begann, fröhlich vor sich hin zu plappern.
»Wir denken über ein zweites nach.«
»Ein zweites?« Überrascht schaute Natalie Deborah an. »Jetzt schon?«
»Na ja, wir sind noch im Was-wäre-wenn-Stadium. Doch da wir ja auf jeden Fall drei haben wollen …« Sie legte Addy ein Kissen unter. »Weißt du, ich bin wahnsinnig gern Mutter. Jeder Augenblick mit Addy ist ein Geschenk des Himmels.«
»Das sieht man. Darf ich?« Deborah hatte dem Baby die Strampelhose wieder angezogen. Natalie hob es hoch und schmiegte es vorsichtig an ihre Schulter.
Zwei Tage später saß Natalie an ihrem Schreibtisch. Sie hatte rasende Kopfschmerzen, doch sie achtete nicht darauf. Im Gegenteil, das unaufhörliche Pochen hinter ihrer Stirn trieb sie nur weiter vorwärts.
»Wenn die Maschinen nicht repariert werden können, müssen eben neue her. Jede Näherin muss abrufbereit sein. Nein, nicht morgen Nachmittag.« Sie kramte unter den Papierbergen auf ihrem Schreibtisch einen Stift hervor und klemmte sich den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr. »Heute. Ich werde eigenhändig Stück für Stück des neuen Warenbestandes überprüfen. Ja, ja, ich weiß, das ist das reinste Irrenhaus. Also, alles läuft wie besprochen, ja?«
Sie legte auf und sah ihre drei engsten Mitarbeiter an. »Donald?«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Die erste Anzeige wird in der Times vom Samstag geschaltet. Ganzseitig, dreifarbig. Dieselbe Anzeige, den jeweiligen Umständen angepasst natürlich, erscheint zeitgleich in den anderen Städten. Wir lassen uns doch von so einem Feuer nicht unterkriegen.«
»Was ist mit den Änderungen, die ich vorgeschlagen habe?«
»Sind alle eingearbeitet worden. Heute haben wir übrigens die Kataloge bekommen. Sie sind fabelhaft geworden.«
»Das stimmt.« Hocherfreut warf Natalie einen Blick auf den edel aussehenden Katalog, der vor ihr lag. »Melvin?«
Wie gewöhnlich nahm Melvin Glasky, ein Mann mittleren Alters, seine Brille ab und polierte, während er redete, mit einem Papiertaschentuch die Gläser. Melvins Leidenschaften waren Krawatten und das Golfspielen. Er trug ein grau meliertes
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