Das verhaengnisvolle Rendezvous
gleichen Teilen, während sie, ohne ihn weiter zu beachten, zur Tür ging. »Ich habe gesagt, Moment!« Er rannte hinter ihr her und erwischte sie beim Hinausgehen gerade noch am Ärmel.
Sie versuchte, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie durfte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken lassen. Verärgert holte sie tief Luft. »Ich hätte wirklich nicht übel Lust, Ihnen eine zu scheuern. Leider bin ich dazu zu gut erzogen.«
»Ich habe mich entschuldigt.«
»Reden Sie keinen Stuss!«
Bleib sachlich, ermahnte er sich. Entweder das, oder er würde sie noch einmal küssen. »Sehen Sie, Miss Fletcher, Sie kommen doch sowieso nicht gegen mich an, warum versuchen Sie es denn erst?«
»Irrtum. Ich versichere Ihnen, dass ich es zu einem solchen Zwischenfall nicht noch einmal kommen lasse.« Er wollte wieder nach ihrem Arm greifen, doch sie bemerkte es rechtzeitig und trat durch das geöffnete Garagentor hinaus auf den Bürgersteig.
Ry kam ihr nach. »Ich habe nicht das geringste Interesse an Ihnen«, konterte er im Brustton der Überzeugung.
Außer sich vor Wut blitzte sie ihn an, ging auf ihn zu und bohrte ihm ihren Zeigefinger zwischen die Rippen. »Ach, wirklich? Dann sind Sie doch bitte so freundlich und erklären mir dieses tollpatschige Manöver von eben!«
»Daran war nichts tollpatschig. Ich habe Sie kaum berührt, da sind Sie auch schon wie eine Rakete hochgegangen und haben vor Lust gestöhnt. Es ist doch nicht meine Schuld, wenn Sie so scharf sind.«
»Scharf? Scharf? Was … was erlauben Sie sich eigentlich, Sie … Sie anmaßender, arroganter, selbstverliebter Idiot, Sie!«
»Entschuldigen Sie, das war eine unglückliche Wortwahl«, erwiderte Ry mit gespielter Demut, und es juckte ihn in den Fingern, noch mehr Öl ins Feuer zu schütten. »Ich wollte sagen ›verklemmt‹.«
»Jetzt fangen Sie sich aber doch noch eine!«
»Und«, fuhr er ohne Zögern fort, »ich hätte besser sagen sollen, ich habe kein Interesse daran, an Ihnen Interesse zu haben.«
Ruhig, ganz ruhig. Natalie konzentrierte sich für einen Moment nur auf ihren Atem. Sie musste Haltung bewahren. Natürlich würde sie sich niemals in der Öffentlichkeit mit einem Mann prügeln. »Dies, Inspector, dürfte das erste und das letzte Mal sein, dass wir in einer Sache gleicher Meinung sind. Seien Sie versichert, dass auch ich keinerlei Interesse habe.«
»Haben Sie kein Interesse daran, dass ich an Ihnen Interesse habe, oder haben Sie kein Interesse an mir?«
»Sowohl als auch.«
Sie schätzten sich ab wie zwei Boxer im Ring. »Nun, wir werden das heute Abend diskutieren.«
»Warum sollten wir?«
Er schwor sich, langmütig zu bleiben, und wenn es ihn umbrachte. Oder sie. »Natalie, müssen Sie die Dinge denn wirklich unnötig komplizieren?«
»Ich beabsichtige nicht, irgendetwas zu komplizieren, Ry. Ich will lediglich eine bestimmte Sache unmöglich machen.«
»Warum?«
Sie bedachte ihn mit einem Blick, als wollte sie ihn gleich aufspießen. »Ich denke, das dürfte doch auf der Hand liegen. Selbst für Sie.«
Er wippte auf den Absätzen vor und zurück. »Ich versteh wirklich nicht, warum Sie derartig pampig sind. Aber vielleicht möchten Sie’s ja lieber ganz traditionell. Ich versuch’s mal, vielleicht gelingt’s mir. Also: Möchten Sie heute Abend mit mir essen gehen, Miss Fletcher?«
Sie schloss die Augen und flehte zum Himmel, er möge ihr Geduld geben. »Nein, Mr Piasecki, ich möchte weder heute Abend noch sonst irgendwann mit Ihnen essen gehen, haben Sie verstanden? Was vorhin da drin passiert ist, war …«
»… der helle Wahnsinn.«
»Eine Verirrung«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
»Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen das Gegenteil zu beweisen. Doch wenn wir hier draußen wieder anfangen würden, säßen wir mit Sicherheit in wenigen Minuten wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses hinter Gittern.« Ryan begann, das Spiel zu genießen, und stürzte sich kopfüber in die Herausforderung. Jetzt wollte er gewinnen. »Na ja, ich seh schon, was los ist. Ich habe Ihnen einen Schrecken eingejagt, und jetzt haben Sie Angst, mit mir allein zu sein und vielleicht noch mal Ihre Selbstkontrolle zu verlieren.«
Hitze stieg ihr in die Wangen. »Das klingt wenig überzeugend.«
Er zuckte die Schultern.
Natalie musterte ihn. Mit einem Mal wirkte er fast so, als wäre er enttäuscht. War das echt, oder spielte er nur? Sie wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau. »Na gut«, gab sie dann nach. »Um acht. Wir
Weitere Kostenlose Bücher