Das verhaengnisvolle Rendezvous
ungehobelte Inspector interessierte sie plötzlich.
Er hielt sie noch immer am Arm und sah ihr jetzt ins Gesicht. »Hin und wieder.«
»Es ist … Ich sollte jetzt gehen.«
»Ja. Sie sollten gehen.« Doch er strafte seine Worte Lügen, indem er sie zu sich herumdrehte und die Arme um sie legte. Möglicherweise war es eine Kurzschlussreaktion wegen des plötzlichen Feueralarms, vielleicht auch der verführerische Duft, den sie ausströmte, was auch immer, jedenfalls begann sein Herz schneller zu schlagen.
»Das ist Wahnsinn«, stieß sie erschrocken hervor. Sie ahnte, was er zu tun beabsichtigte. Und sie wünschte, dass er es tat. »Es wäre ein Fehler.«
Ein winziges Lächeln saß in seinen Mundwinkeln. »Worum geht’s?« Dann küsste er sie.
Sie stieß ihn nicht zurück. Einen Herzschlag lang machte sie gar nichts. Sie fühlte sich wie erstarrt. Doch dann erfasste sie eine heftige Welle verwirrender Gefühle, ihr Puls begann zu rasen, all ihre Sinne erwachten zu einem fast eigenständigen Leben, und Lustschauer jagten ihren Rücken hinab.
Sein Kuss war nicht zärtlich, sondern hart, und Ry presste sie fest an sich, sodass sie seinen muskulösen, durchtrainierten Körper auch durch ihren Wintermantel hindurch noch spüren konnte. Ein Taumel von Sinneslust überfiel sie, sie war nicht mehr länger die kühl kalkulierende Geschäftsfrau, jetzt stieg ein nie gekanntes Verlangen in ihr empor, und sie bemühte sich gar nicht darum, es niederzukämpfen. Nein, sie wollte es auskosten.
Er dachte nicht länger »nur einmal«, wie es ihm in den vergangenen Tagen manchmal unvermutet in den Sinn gekommen war. Nach der ersten Berührung hatte er das Gefühl, dass er hoffnungslos verloren war. Er wusste, dass er um mehr bitten würde, dass er ihren Kuss, der sanft und sinnlich zugleich war, niemals mehr würde auslöschen können aus seiner Erinnerung.
Hitze brodelte in ihren Körpern, während der Wind durch die offen stehende Tür der Halle pfiff. Straßenlärm drang herein, Autos hupten, Reifen quietschten, doch Ry und Natalie hörten nichts. Ineinander versunken, gaben sie sich dem Gefühl hin, die Welt bestünde nur aus ihnen beiden, und sonst gäbe es nichts.
Nach einiger Zeit löste er seine Lippen von ihren und schaute ihr in die grünen, lustverhangenen Augen. Und küsste sie gleich darauf von Neuem.
Nein, nicht nur einmal. Einmal reichte längst nicht aus.
Er erstickte sie fast mit seinem leidenschaftlichen Kuss. Sie fühlte sich wie berauscht. Jetzt näherte sich sein Mund ihrem Ohr, und er flüsterte ihr heiser Worte zu, die sie nicht verstand. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie nichts anderes tun als fühlen. Ihr Verstand, der sie begleitet hatte, so lange sie denken konnte, war ausgeschaltet und ließ ihren Gefühlen freien Raum.
Plötzlich machte er sich frei. Welcher Teufel hatte ihn denn bloß eben geritten? Noch ganz außer Atem und mit weichen Knien nahm er die Hände von ihren Schultern und schob sie in die Hosentaschen. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er förmlich. »Es tut mir leid.«
Wie vom Donner gerührt stand sie da und starrte ihn an. In ihren Augen lag eine Mischung aus Schock und Begierde. »Es tut Ihnen leid?«, wiederholte sie und holte tief Luft. Warum bloß gelang es ihr nicht, wieder einen klaren Kopf zu bekommen? »Es tut Ihnen leid?«
»Richtig.« Er wusste nicht, wen er mehr verfluchen sollte, sich selbst oder sie. Verdammt noch mal, seine Knie fühlten sich ja an, als hätte er Pudding in den Knochen! »Es war gegen die Spielregeln.«
»Gegen die Spielregeln.«
Sie strich sich das Haar aus der Stirn und registrierte wütend, wie erhitzt sie war. Er hatte die Mauern der Festung, die sie um sich herum erbaut hatte, rücksichtslos niedergerissen, und nun hatte er auch noch die Unverschämtheit, das zu bedauern! Sie hob das Kinn und straffte ihre Schultern.
»Sie sind doch sicherlich in der Lage, mir einen kleinen Hinweis zu geben, Inspector. Pflegen Sie Ihre Verdächtigen immer zu befummeln?«
In seinen Augen glimmte ein Feuer. »Das ›Befummeln‹, wie Sie es zu nennen belieben, beruhte ja wohl durchaus auf Gegenseitigkeit. Ansonsten kann ich Ihnen auf Ihre Frage ein eindeutiges Nein zur Antwort geben. Sie waren die Erste.«
»Schön für mich.« Erstaunt und entsetzt darüber, dass sie sich den Tränen nahe fühlte, hob Natalie ihre Aktenmappe vom Boden auf. »Ich denke, damit ist unser Treffen beendet.«
»Moment.« Ry verfluchte sie im Stillen beide zu
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