Das verhaengnisvolle Rendezvous
im besten Licht erscheinen ließ.
Verklemmt? Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Das würde sie ihm schon zeigen.
Das Telefon läutete wieder. Sie ignorierte das erste Klingelzeichen und fuhr sich mit der Bürste übers Haar. Beim dritten jedoch gab sie sich geschlagen und nahm ab.
»Hallo?«
Sie vernahm ein rasches Atmen am anderen Ende der Leitung und kurz darauf ein leises Kichern.
»Hallo? Ist da jemand?«
»Mitternacht.«
»Was?« Zerstreut ging sie mit dem Telefon zur Kommode, zog eine Schublade auf und hielt Ausschau nach dem geeigneten Schmuck für heute Abend. »Entschuldigung, ich hab Sie nicht verstanden.«
»Mitternacht. Geisterstunde. Pass gut auf, was alles passiert.«
Ein Klicken in der Leitung zeigte ihr an, dass der Anrufer aufgelegt hatte. Aufgeschreckt ließ sie sich aufs Bett sinken. Ein Verrückter.
Lass ab sofort alle Anrufe über den Anrufbeantworter laufen, Natalie, befahl sie sich selbst. Das ist das Einzige, was du tun kannst.
Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es höchste Zeit war, dass sie aus dem Haus kam. Sie hasste es, zu spät zu kommen.
4. K APITEL
Pünktlich um acht traf Natalie bei Chez Robert ein. Das französische Viersternerestaurant war seit Jahren ihr Stammlokal. Selbst nur ein Glas Wein dort zu trinken und dabei ein bisschen mit jemandem zu plaudern bereitete ihr Vergnügen. Sie hatte noch nicht mal ihren Mantel an der Garderobe abgegeben, da erschien auch schon der Geschäftsführer.
Er küsste ihr charmant die Hand. »Ah, Mademoiselle Fletcher, welch ein Vergnügen, Sie zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass Sie heute Abend bei uns speisen wollen.«
»Ich treffe mich hier mit einem Bekannten, André. Mit einem Mr Piasecki.«
»Pi…« André zog die Augenbrauen zusammen, während er das Reservierungsbuch absuchte nach einem Namen, der irgendwie Ähnlichkeit hatte mit dem, den sie eben genannt hatte. Ah, hier. Ja. Pizzeki, zwei Personen um acht Uhr.«
»Zweiertisch«, murmelte Natalie vor sich hin. »Eng genug.«
»Ihr Bekannter ist noch nicht eingetroffen, Mademoiselle. Ich bringe Sie an Ihren Tisch.« Rasch und ohne eine Sekunde zu zögern strich er in dem Buch die Tischnummer, die hinter dem Namen eines anderen Gastes stand, durch und ersetzte sie durch die, die hinter Ryans Namen stand. Mademoiselle Fletcher, eine seiner Lieblingsgäste, sollte wie immer einen der besten Tische in seinem Lokal bekommen. Dann geleitete er sie zu einem ruhigen Séparée.
»Sehr freundlich von Ihnen, André.« Sie fühlte sich fast wie zu Hause, als sie sich mit einem leisen Seufzer an den Tisch setzte und es sich bequem machte, indem sie halb aus ihren Pumps schlüpfte.
»Mit dem größten Vergnügen, Mademoiselle. Was wünschen Sie zu trinken, während Sie warten?«
»Ein Glas Champagner, bitte. Wie üblich.«
»Natürlich. Ist schon unterwegs. Und, Mademoiselle, auch wenn es vermessen klingt, aber der Hummer Robert schmeckt heute …« Er küsste verzückt seine Fingerspitzen.
»Ich werde daran denken.«
Natalie holte ihren Terminkalender aus ihrer Handtasche und machte sich, während sie wartete, Notizen für den nächsten Tag. Erst als sie ihr Glas Champagner schon fast geleert hatte, erschien Ry Piasecki auf der Bildfläche.
Sie ließ sich nicht stören. »Wie gut, dass ich kein Feuer bin«, bemerkte sie wie nebenbei und studierte ihre Aufzeichnungen.
»Zu einem Feuer bin ich noch nie zu spät gekommen.« Nachdem er sich gesetzt hatte, maßen sie sich einen Moment schweigend mit Blicken.
Aha, er trug doch tatsächlich einen Anzug. Steht ihm gut, stellte sie fest. Dunkles Sakko, ein frisches weißes Hemd, elegante graue Krawatte. Sogar sein Haar schien er ausnahmsweise einmal gekämmt zu haben.
»Mein Outfit, wenn ich zu einer Beerdigung muss«, erklärte er trocken den für ihn ungewöhnlichen Aufzug.
Sie hob ganz leicht eine Augenbraue. »Damit wäre wohl die Tonlage für den Rest des heutigen Abends festgelegt.«
»Das war Ihre Vorgabe«, erinnerte er sie und sah sich um. Stinkvornehmer Laden. Nicht übel. Genau, was er erwartet hatte. »Und, wie ist die Küche hier?«
»Exzellent.«
»Mademoiselle Fletcher.« Robert, der Chef höchstpersönlich, schlank, zierlich und im Smoking, blieb an ihrem Tisch stehen und begrüßte Natalie mit einem Handkuss. »Bienvenue …«
Ry lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, während er zuhörte, wie Natalie munter in fließendem Französisch mit Robert plauderte. Sie spricht es
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