Das verhaengnisvolle Rendezvous
vollkommen akzentfrei, dachte er. Er hatte allerdings auch nichts anderes erwartet.
»Du champagne pour mademoiselle«, teilte Robert dem vorbeieilenden Kellner mit. »Et pour vous, monsieur?
»Bier«, antwortete Ry. »Amerikanisches, wenn Sie haben.«
»Bien sûr.« Maitre Robert ging weiter in Richtung Küche.
»Ausgezeichnet, jetzt haben Sie doch tatsächlich Punkte gemacht«, grinste Ry.
»Wie bitte?«
»Wie oft hat schon ein bescheidener Beamter wie ich die Gelegenheit, in einem derart vornehmen Schuppen zu speisen, wo der Besitzer der Dame die Hand küsst und sich nach dem Befinden der werten Familie erkundigt?«, spottete er.
»Ich weiß gar nicht, wovon Sie …« Natalie runzelte die Stirn und hob ihr Glas. »Woher wissen Sie, dass er nach meiner Familie gefragt hat?«
»Ich habe eine französisch-kanadische Großmutter und spreche die Sprache wahrscheinlich ebenso flüssig wie Sie, nur nicht so akzentfrei.« Er nahm einen Zug an seiner Zigarette und lächelte sie an. »Aber nur Mut, Natalie, ich steck Sie schon nicht in die Schublade mit der Aufschrift ›Snob‹!«
»Mit Sicherheit bin ich kein Snob.«
Verschnupft stellte sie ihr Glas ab und straffte die Schultern. Doch als sein Lächeln sich noch vertiefte, verspürte sie ein Schuldgefühl. »Nun ja, möglicherweise wollte ich, dass Sie sich ein bisschen unbehaglich fühlen.« Sie seufzte kurz, dann gab sie auf. »Verdammt unbehaglich sogar. Weil Sie mich sehr verärgert haben.«
»Vorsichtig ausgedrückt.« Er studierte ihr Gesicht lange und aufmerksam. Was er sah, ließ sein Herz höherschlagen. Seidenweiche, cremefarbene Haut, ein paar Sommersprossen hier und da, große grüne Augen, volle rote Lippen, und das alles eingerahmt von schimmerndem, blondem Haar.
Er hatte eine Frau vor sich, der die Männer mit Sicherheit scharenweise zu Füßen lagen. Davon war er überzeugt.
Sie fühlte sich unwohl unter seinen prüfenden Blicken. »Stimmt irgendetwas nicht?«
»Nein. Ganz im Gegenteil. Sagen Sie, dieses Kleid, das Sie da tragen, haben Sie das auch deswegen angezogen, damit ich mich unbehaglich fühle?«
»Ja.«
Er schlug die Speisekarte auf. »Es funktioniert. Wie ist das Steak hier?«
Entspann dich, befahl sie sich selbst. Ganz offensichtlich versuchte er, sie zu verwirren. »Um ein Steak zu essen, sollten Sie vielleicht besser in ein ganz ordinäres Steakhouse gehen. Ich esse hier gewöhnlich Fisch. Er schmeckt immer ganz hervorragend.«
Mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache, begann sie nun ebenfalls die Speisekarte zu studieren. Der Abend verlief nicht so, wie sie es geplant hatte. Ry hatte sie nicht nur durchschaut, sondern er hatte es sogar geschafft, den Spieß umzudrehen. Sie kam sich ja fast vor wie ein Idiot. Probier’s noch mal, und versuch das Beste aus dieser verfahrenen Situation herauszuholen, redete sie sich selbst gut zu.
Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, holte Natalie tief Atem. »Ich würde vorschlagen, dass wir für die Zeit unseres Hierseins einen Waffenstillstand vereinbaren.«
»Haben wir denn gekämpft?«
»Wir könnten doch einfach versuchen, uns einen netten Abend zu machen.« Sie hob ihr Champagnerglas, nahm einen Schluck und besann sich währenddessen auf ihre diplomatischen Fähigkeiten. »Erzählen Sie mir doch ein bisschen was von sich. Sie haben einen irischen Vornamen und einen osteuropäischen Nachnamen. Wie kommt’s?«
»Irische Mutter, polnischer Vater.«
»Und eine französisch-kanadische Großmutter.«
»Mütterlicherseits. Meine andere Großmutter ist Schottin.«
»Das macht Sie zu …«
»… einem typischen Amerikaner. Sie haben wunderschöne Hände.« Er fuhr mit den Fingerspitzen langsam über ihren Handrücken. »Sie passen zu Ihrem Namen. Vornehm und exklusiv.«
»Schon gut.« Sie nahm ihre Hand weg und räusperte sich. »Sie sagten, Sie wären Feuerwehrmann bereits in der dritten Generation.«
»Macht es Sie nervös, wenn ich Ihnen über die Hand streichle?«
»Ja.«
»Warum?«
Da ihr nicht gleich eine passende Erwiderung einfiel, war sie erleichtert, dass der Kellner kam und die Vorspeise servierte. »Wahrscheinlich haben Sie sich schon seit Ihrer Kindheit gewünscht, Feuerwehrmann zu werden.«
Also gut, dann würde er eben eine gemächlichere Gangart einlegen. »Aber sicher. Ich bin praktisch im neunzehnten Zug der Feuerwehr, in dem mein Vater arbeitete, aufgewachsen.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich da aber auch ganz schön unter Druck gesetzt
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