Das verhaengnisvolle Rendezvous
auf den Mund legte.
Drängendes Verlangen. Wie eine Flamme züngelte es in seinem Inneren empor. Eine einzige Berührung, dachte er, während er die Arme um sie schlang, nur eine einzige Berührung von ihr, und schon verlangte es ihn nach ihr. Sie schmiegte sich an ihn.
»Du wirkst angespannt«, flüsterte sie. »Ist irgendwas passiert bei dem Verhör mit Clarence, was dich beschäftigt?«
»Nein.« Clarence Jacoby war im Moment das Letzte, was ihn interessierte. »Ich steh vermutlich nur ein bisschen unter Strom.« Und brauche dringend etwas mehr Selbstkontrolle, fügte er in Gedanken hinzu. »Irgendwas riecht hier gut«, lenkte er ab und trat einen Schritt beiseite. »Irgendetwas außer dir.«
»Franks Hühnchen.«
»Franks?« Erstaunt machte Ry noch einen Schritt zurück und griff nach seinem Weinglas. »Guthries Koch hat uns etwas gekocht?«
»Nein, es ist nur sein Rezept.« Sie strich sich das Haar hinters Ohr. »Ich hab uns was gekocht.«
Ry prustete vor Lachen. »Guter Witz. Na gut. Woher hast du’s? Vom Italiener?«
Hin- und hergerissen zwischen Belustigung und Beleidigtsein, trank Natalie einen Schluck Wein. »Ich hab’s gekocht, Piasecki. Ich weiß, wie man den Herd anschaltet.«
»Du weißt, wie man den Telefonhörer abnimmt und Befehle erteilt.« Schon etwas entspannter, nahm Ry ihre Hand und ging mit ihr zusammen in die Küche. Dort hob er den Deckel der Pfanne und warf einen Blick hinein. Sah tatsächlich aus wie hausgemacht. Stirnrunzelnd schnüffelte er an der vor sich hin köchelnden, lecker duftenden Soße mit den goldbraunen Hähnchenteilen darin. »Du hast das gekocht? Wirklich du selbst?«
»Ich kann keinerlei Grund dafür sehen, dass dir das einen derartigen Schock versetzt. Man muss nur die Kochanweisungen befolgen.«
»Du hast das gekocht«, wiederholte er ein weiteres Mal fassungslos. »Und – wie kommt’s?«
»Nun, weil … Ich weiß nicht. Ich hatte Lust dazu.«
»Ich kann mir dich beim besten Willen nicht in der Küche vorstellen.«
»Das war gar nicht so viel Arbeit.« Dann lachte sie. »Nur hinterher hättest du die Küche sehen sollen! Kein besonders schöner Anblick. Doch nun, egal wie es schmeckt, bist du dazu verurteilt, es zu essen.«
Sie nahm eine Vase aus dem Schrank, und Ry sah ihr zu, wie sie den Strauß hineinstellte und die einzelnen Blüten liebevoll arrangierte.
Sie sieht so weich aus heute Abend, dachte er. Weich und fraulich. Er konnte sich nicht beherrschen und streichelte ihr sanft übers Haar. Überrascht schaute sie auf, und ihre Unsicherheit angesichts seines plötzlichen Zärtlichkeitsausbruchs war offensichtlich.
»Stimmt was nicht?«
»Nein, warum?« Sich selbst verfluchend, nahm er seine Hand weg. »Ich fass dich einfach nur gern an.«
In ihren Augen tanzten Fünkchen. »Ich weiß.« Sie ließ sich in seine Arme fallen. »Das Hähnchen muss noch ein bisschen ziehen.« Sie sah ihm tief in die Augen und gab ihm einen kleinen neckenden Kuss auf den Mund. »Warum …«
»… setzen wir uns nicht hin?«, beendete er den Satz und fühlte sich, als würde er bald explodieren. Wenn das so weiterging, könnte er sich unmöglich beherrschen.
»Okay.« Sie nickte zustimmend. »Lass uns an den Kamin gehen.«
Im Wohnzimmer kuschelte sie sich eng an ihn. Ganz offensichtlich hatte er etwas auf dem Herzen. Doch sie konnte warten, bis er so weit war, es ihr zu erzählen. Es genügte ihr, einfach nur dazusitzen, seine Wärme zu spüren und ins Feuer zu schauen. Nebenan köchelte das Essen leise vor sich hin, und aus den Lautsprechern drang leise Musik.
Es war so, als würden sie jeden Abend hier sitzen und sich miteinander wohlfühlen. Was konnte es nach einem langen Arbeitstag Schöneres geben, als mit dem Menschen, den man liebte, beisammenzusitzen und …
O Gott! Sie zuckte zusammen. Was hatte sie da eben gedacht? Lieben! Sie liebte ihn.
»Hast du was?«
»Nein, nichts. Gar nichts.« Sie schluckte hart in dem Bemühen, ruhig zu sprechen. »Mir ist nur gerade etwas eingefallen. Aber ich kann es später erledigen.«
»Kein Dienstgespräch jetzt, okay?«
»Nein, nein.« Hastig nahm sie einen Schluck Wein. »Schmeckt gut.«
Sie konnte nachts nicht mehr schlafen, wenn er nicht neben ihr lag. Heute hatte sie diesen unwiderstehlichen Drang verspürt, ihm etwas zu kochen. Jedes Mal, wenn er sie anlächelte, flog ihr Herz fast über. Sie hatte sogar eine Geschäftsreise seinetwegen verschoben.
Warum war ihr das alles nicht längst aufgefallen? Jedes Mal,
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