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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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ins Wasser ziehen, ehe die Ebbe einsetzt.«
    »Gut gesprochen!« Turvi humpelte aus der Menge. »Lasst uns nicht noch länger in diesem bösen Land verharren! Das Tal der Träume erwartet uns im Norden, Freunde! Die Reise war lang, doch jetzt sind wir bald am Ziel!«
    Dielan, Hagdar, Kaer und die anderen Männer ließen die Frauen am Grab stehen und eilten zu den Schiffen. Nangor kletterte auf den Bugsteven von Visikals Langschiff und begann zu rufen und mit den Armen herumzufuchteln. Das tat er immer, wenn er seiner Mannschaft etwas mitteilen wollte. Riemen wurden um den Bugsteven geschlungen und die Tonnen am Mast festgezurrt oder unter Deck getragen.
    Dielan schüttete das Wasser aus den Pfeilköchern, die hinter der Reling festgebunden waren, und die Männer befestigten dort die Bögen, während Bran die Stagen und Steuerseile überprüfte. Bald darauf kamen auch die Frauen vom Grab zurück. Sie riefen die Kinder zu sich und halfen ihnen an Bord der Schiffe. Die Waldgeister standen zögernd vor dem Bug der Tigam. Turvi beugte sich über die Reling und deutete auf die Strickleiter, an der sie emporklettern konnten. Nur Cergan, Sortsverd und ein paar der anderen Tirganer standen noch am Grab, als Bran die Arme hob und damit das Zeichen gab, dass sein Schiff bereit zum Auslaufen war.
    »Kommt an Bord!« Nangor brüllte zu den Männern hinunter, doch die Tirganer warfen ihm böse Blicke zu und spuckten in den Sand.
    »Wir segeln nicht gemeinsam mit den Unterirdischen!« Chogg schüttelte den Kopf. »Sie haben Kianna getötet und sie werden auch uns töten.«
    »Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden!« Cergan zog sein Messer aus dem Gürtel und ging zu Brans Schiff hinüber. Loke, Bile und Bul waren bereits an Bord, doch Vile hing noch immer an der Strickleiter an der Seite des Schiffes. Loke kletterte auf die Brüstung und streckte ihm seinen Speer entgegen, doch Cergan war schneller. Mit seinem gesunden Arm packte er Vile an den Füßen. Vile schrie vor Furcht, ließ die Strickleiter los und klatschte vor Cergan in den Sand.
    Bran sah das alles von seinem Platz am Achtersteven aus. Cergan schleppte Vile zum Grab hinüber, während Loke und Bul über die Strickleiter nach unten kletterten und in den Sand sprangen. Bile folgte ihnen und Loke hob seinen Speer.
    »Du musst etwas tun!« Turvi schrie laut und schrill vom Bug zu Bran hinüber. »Du musst sie aufhalten, Bran!«
    Bran ging zu seinem Volk hinunter. Er blieb neben Tir stehen, die mit feuchten, roten Augen an der Reling saß. Er hatte ihr versprochen, allem Unfrieden und jedweder Gefahr aus dem Weg zu gehen. Er wollte sie umarmen und die Schmerzen lindern, die in ihr brannten, doch dafür war jetzt keine Zeit.
    »Zwei Messer und Storm!« Er rief die zwei Krieger, doch sie hatten sich am Mast hingesetzt und rührten sich nicht.
    »Wir kämpfen nicht gegen die Unsrigen!« Storm verschränkte die Arme vor der Brust.
    Bran nahm Kaer den Speer aus den Händen. Er hatte nicht die Zeit, um Hilfe zu bitten, und die Blicke der Männer sagten ihm, dass sie von ihm als Häuptling erwarteten, dass er die Sache klärte.
    Er schob Männer und Frauen zur Seite und ließ sich an der Reling hinab. Er landete im Wasser, stolperte und taumelte auf den Strand. Die vier Tirganer bildeten eine Mauer vor dem Grab und Cergan kniete, das Messer an Viles Kehle, nieder. Loke, Bile und Bul standen eine knappe Speerlänge von ihnen entfernt, wagten aber nicht einzugreifen, solange Cergan die Klinge an Viles Kehle drückte.
    »Cergan!« Bran brüllte, so laut er nur konnte. »Lass Vile gehen!«
    »Die haben die Galuene getötet!« Cergan rollte die Schultern. Sein einer Arm lag noch immer in der Schlinge, doch er drückte Vile mit dem Knie zu Boden. »Die sind schuld daran, dass sie das Fieber bekommen hat! Verstehst du das denn nicht, Bran? Sie kamen, und Kianna musste sterben! Du hast doch selbst gesehen, wie dein Sohn den Dolch zerbrochen hat! Ein Säugling sollte dazu nicht in der Lage sein, Bran. Das war Zauberei! Und sie werden ihre Hexenkünste auch gegen uns einsetzen!«
    »Das sind böse Geister aus diesem finsteren Land«, sagte Sortsverd.
    Bran ging langsam auf sie zu, bis er schließlich an der Seite der Waldgeister stand.
    »Bitte sie, Vile loszulassen!« Loke fuchtelte mit dem Speer herum. »Ich will keinen vom Volk der Großen töten, doch Vile ist jung und dumm und muss noch viel lernen!«
    Bran warf einen Blick über die Schulter. Männer und Frauen drängten sich an

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