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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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konnten. Sie mussten Felle und Decken auswählen, da sie nicht alles mitnehmen konnten. Die Frauen sahen ins Gebirge und zogen ihre Schals fester um sich. Es konnte jeden Augenblick anfangen zu schneien.
     
    Der Tag bewegte sich rasch auf die Nacht zu. Das Felsenvolk machte sich bereit und aß sich an dem Fleisch satt, das die Dorfbewohner ihnen an diesem letzten Tag brachten. Als sich herumsprach, dass das Felsenvolk sie verlassen wollte, kamen Karr und Garr zu den Zelten und teilten mit, dass sie Brans Volk als Zeichen ihrer Freundschaft und ihres guten Willens für die Reise Säcke mit getrocknetem Fleisch, Fisch und Korn mitgeben wollten. Darüber hinaus wollten sie ihnen noch zwei Pferde schenken. Eins für den Einbeinigen und eins für die verletzte Frau mit den blonden Haaren. Das machte die Menschen des Felsenvolkes glücklich. Karr dankte Hagdar für die Tage und Abende, die sie gemeinsam am Amboss verbracht hatten, und ging wieder in seine Schmiede.
    Sie ließen die Zelte stehen, da sie mehr Felle hatten, als sie tragen konnten. Kai und Kaer gingen zu der Einfriedung, wo Garr ihnen einen schwarz gescheckten Hengst und eine kräftige, gelbbraune Stute zeigte. Er erklärte ihnen, wie sie die Trense anlegen und den Sattelgurt spannen mussten, und ermahnte sie, gut auf die Tiere aufzupassen.
    An diesem Abend errichteten Hagdar und Dielan eine große Feuerstelle in der Mitte des Zeltlagers. Die Tirganer stellten sich ans Feuer und spielten auf ihren Flöten. Sie spielten Melodien aus der Stadt der Zwölf Türme, aus einer Zeit, als sie noch Krieger von Tirga waren.
     
    Bran erwachte beim Morgengrauen. Er lag neben Tir. Unter dem Fell war es schön warm. Tir lag, wie morgens fast immer, mit dem Rücken zu ihm, die Arme um das Kind gelegt. Bran stützte sich auf den Ellenbogen und öffnete die Fensterluke. Die Kälte schlug ihm entgegen. Es war noch dämmrig, aber er hörte bereits Hagdars Stimme drüben im Zeltlager. Ein Hammerschlag ertönte. Das Dorf wurde ebenfalls langsam wach.
    Er zog sich an und warf den Fellumhang über die Schultern, ehe er sich aus dem Raum schlich, an Garr und all seinen Kindern vorbei, die auf schmalen Pritschen an der Wand schliefen. Er schob die schwere Tür auf und schlüpfte nach draußen.
    Bran lief auf die Brücke zu. Er sah Dielan zwischen den Zelten, hatte aber keine Zeit, mit ihm zu reden. Er lief eilig weiter und trat vorsichtig auf die glitschigen Stämme der Brücke. Eine dünne Schicht Frost hatte sich auf alles gelegt und seine Stiefelsohlen rutschten weg, aber er breitete rasch die Arme aus und gewann das Gleichgewicht wieder. Danach waren es noch ein paar Schritte, bis er auf den Steig springen konnte. Er hörte das Geräusch von Turvis Krücken. Girwa rief nach Lillevord, und Hagdar lachte. Bald würden alle auf den Beinen sein, so dass sie aufbrechen konnten.
    Der Atem stand weiß vor seinem Mund, als er den Höhenzug hinauflief. Wind blies ihm um die Ohren, als er den Gipfel erreichte und auf den Grashügel oberhalb vom Strand rannte.
    Während er verschnaufte, sah er auf die Schiffe hinunter. Die Männer hatten sie weiter auf den Strand gezogen, damit die Wellen sie nicht umkippen konnten. Dann hatte Nangor sie mit Balken abgestemmt und dafür gesorgt, dass die Querbäume heruntergeholt wurden.
    Bran stieg den steilen Grashang nach unten. Zweimal glitt er aus, fing sich aber schnell wieder und stand schließlich auf den schwarzen Steinen. Er warf einen kurzen Blick zu dem Steinhaufen, unter dem Velar begraben lag. Zwei Krähen mit roten Fetzen im Schnabel flogen auf. Offenbar hatte ein Tier ein paar Steine beiseite geschoben, da ein Bein von Velar bloßlag und so Wetter und Raubtieren ausgesetzt war. Es war bereits bis auf die Knochen abgenagt. Bald würde Velars Körper über den Strand verstreut sein, und die Wellen würden seine Knochen ins Meer schwemmen. Bran drehte das Gesicht in den Wind, ehe er weiter zur Tigam ging. Er strich mit der Hand über den Schiffsrumpf, zog sein Messer und kratzte ein Büschel Algen ab. Jemand hatte die Strickleiter an der Reling hängen lassen. Bran kletterte daran hoch, stieg über die Reling und betrat das Deck. Auch hier lag der Frost weiß über den Planken. Er befühlte die Taurollen, die am Fuß des Mastes befestigt waren. Sie waren gefroren und steif. Dann hockte er sich neben den Querbaum. Kaer hatte das Segel abgenommen und unter Deck verstaut. Der lange Stamm war splissig und von der Sonne ausgebleicht, aber Bran war

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