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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Bürde und warf einen letzten Blick auf das Meer. Turvi rief erneut nach ihm. Da bahnte sich Bran einen Weg zwischen seinen Leuten hindurch, ging an Dielan und Tir vorbei und führte sein Volk auf die Ebenen über dem Bergrücken.

Das Tal
     
    D as Felsenvolk folgte dem Waldrand am Fuß der Berge, doch der Hang war steil und dicht bewachsen. Bran schickte Späher voraus, um nach Wildwechseln, Lichtungen oder Öffnungen im Unterholz zu suchen. Doch niemand fand etwas anderes als Sträucher, Büsche und Bäume.
    Drei Tage lang folgte das Felsenvolk dem Waldrand. Sie rasteten erst, wenn die Dämmerung hereinbrach, dann hackten die Männer Holz, und während der Wind seltsame Worte in den Baumwipfeln raunte, spannten die Frauen Felle und Decken als Schutz gegen die Kälte und die Dämonen der Ebene auf. Denn die Ebene sah so fremd aus. Sie war flach wie ein windstilles Meer und erstreckte sich endlos nach Osten und Süden. Das Felsenvolk saß fröstelnd an den Feuern und ließ den Blick furchtsam über die weite Fläche gleiten, auf der der Wind das graubraune Gras streichelte. An anderen Stellen ließ er das Gras wie Wellen auf und ab wehen.
    Jede Nacht ließ Bran das Lager von vier Männern bewachen. Er selbst lag wach und starrte in das Dunkel zwischen den Bäumen. Es kam ihm vor, als wäre er schon einmal hier gewesen, doch er wusste natürlich, dass dem nicht so war. Und so fragte er sich, ob er diese Gegend in einem Traum gesehen hatte, und versuchte sich zu erinnern. Doch es gelang ihm nicht, seine Gedanken festzuhalten.
     
    Am vierten Tag hörten sie Dielan aus dem Wald rufen. Er kämpfte sich durch das Unterholz und sagte, dass es ein paar Steinwürfe entfernt heller aussähe. Bran, der Tirs Pferd an den Zügeln hielt, hob den Arm und befahl den Männern, einen Weg für die Schlitten zu bahnen. Dann folgte auch er, begleitet von Turvi und den Waldgeistern, die den Schluss bildeten.
    Es war ein alter Wald. Vom Wind umgestürzte Bäume und halb verfaulte Zweige bedeckten den Boden. Pilze und Flechten wuchsen an den Stämmen und alle Steine waren von Moos bedeckt. Der Boden stieg zu den Berghängen hin an, doch Dielan führte sie weiter. Sie kletterten über umgestürzte Bäume und herausgerissene Wurzeln, und als Bran fragen wollte, wohin sein Bruder sie führte, blieben sie vor einer Steinhalde stehen, die sich wie eine Mauer quer über den Hang erstreckte. Bran reichte Kaer die Zügel und trat zu Dielan und Hagdar vor. Die Männer standen da und schauten an der Halde empor, und Dielan murmelte, dass er die vom Waldrand aus nicht gesehen hätte. Die Halde war zwar nur mannshoch, doch für die Pferde unüberwindbar. Bran kratzte sich am Nacken und sah zwischen den Bäumen hindurch. Die Halde ging in beiden Richtungen weiter, so weit sein Blick reichte.
    Den Rest des Tages rackerten sich die Männer mit den Äxten ab. Sie fällten eine Hand voll dicker Bäume und ließen sie auf den Wall fallen. Die Waldgeister schirrten die Schlitten aus und banden Seile um die Stämme. Die Tiere zogen die Stämme zusammen, und als die Dunkelheit zwischen den Stämmen hereinbrach, hatte das Felsenvolk eine Brücke gebaut.
     
    Sie rasteten an der Brücke. Die Frauen zerrieben Rinde und streuten sie in die Suppe. Zwar hatten sie von Garr zwei Säcke mit Korn bekommen, doch die würden nicht lange reichen. Die Wanderung machte die Kinder hungrig, und auch die Pferde konnten nicht allein von Moos leben. Wieder wandte sich das Felsenvolk an Bran. Sie fragten ihn nach dem Tal und nach den Traumbildern, die er gehabt hatte. Doch Bran wusste keine Antwort. Er fand sich in diesem Wald nicht zurecht.
     
    Sie wachten vom Regen auf. Es prasselte in den Baumkronen und kalte, große Tropfen rannen an den Stämmen herab und tropften aus den überhängenden Zweigen. Nebel breitete sich zwischen den Bäumen aus. Das Felsenvolk entschloss sich zu warten, bis das Wetter besser würde. Sie spannten Felle und Decken zwischen den Bäumen auf, sammelten Holz und wärmten sich an den Feuern, während die Waldgeister sangen und Geschichten von der Trolljagd erzählten. Turvi ließ alle an den Heldentaten seiner Jugend teilhaben. Das Felsenvolk ging an diesem Abend früh zur Ruhe.
     
    Bei Tagesanbruch regnete es noch immer. Das Felsenvolk machte sich dennoch zum Aufbruch bereit, denn Turvi wollte nicht länger warten. Bran und Dielan banden Felle über die glitschigen Stämme, damit die Pferde nicht ausrutschten. Danach zogen sie sie hinter sich her

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