Das Verheissene Land
kannte. Turvi war jetzt an einem anderen Ort.
Die Waldgeister sangen, als die Männer Erde über ihn warfen. Bile ließ seine Zapfenkette in Turvis Arme gleiten, ehe diese von Erde bedeckt wurden. Hagdar trat in das Flussbett und hob einen großen Stein aus dem Sand, den er auf das Grab legte, damit die kommenden Generationen niemals vergaßen, wer dort ruhte. Dann sammelte das Felsenvolk Speere und Bögen ein, rollte Decken und Umhänge zusammen und drehte dem Grab den Rücken zu.
Der Schnee lag wie eine dünne Decke über dem Boden. Er rieselte von den Zweigen, als sich das Felsenvolk einen Weg zwischen den Eichen hindurchbahnte. Sogar die Grashalme beugten sich unter den Schneeflocken, und von den Bartflechten, die an den Zweigen hingen, rieselte Froststaub.
Einen Steinwurf vom Grab entfernt kamen sie auf eine Lichtung. Sie war etwa einen Pfeilschuss breit und mit vereinzelten krummen Eichen bestanden. Mitten auf der Lichtung lag eine Eiche, die vom Sturm umgeworfen worden war. Die Wurzeln hatten einen gewaltigen Bodenteller aus der Erde gerissen und die Zweige standen grau und leblos von dem toten Baum ab. Sie würden gut brennen und sie vor der Kälte schützen.
Das Felsenvolk spannte Felle und Decken zum Schutz gegen Wind und Frost auf, und die Männer durchsuchten den Wald auf der Suche nach dünnen Stämmen, mit denen sie Erdhütten bauen konnten. Sie wussten, dass die Zeit knapp wurde. Die Kälte würde sie alle töten, wenn sie sich nicht vor dem Winter in Schutz bringen konnten.
Sie sprachen an diesem Tag wenig miteinander und alle wussten, warum. Die Trauer über Turvis Tod würde sie noch lange begleiten. Aber sie wussten, dass es der Wunsch des Einbeinigen wäre, die Zeit zum Bauen zu nutzen und nicht zum Trauern. So hackten sie mit ihren Äxten auf die Stämme ein, schlugen dicke Äste aus der Baumkrone des umgestürzten Baumes und sammelten trockenes Holz, das sie in der Mitte der Lichtung aufstapelten.
Bran und Dielan gingen nach Osten durch das Tal. Ein gutes Stück entfernt fanden sie ein Birkenwäldchen. Sie erinnerten sich gut, wie man einen Windschutz baute. Ihr Vater hatte es ihnen gezeigt. Und so begannen sie unverzüglich damit, die langen, zähen Stämme zu fällen. Die Brüder banden sie mit ihren Gürteln zusammen, legten sie über ihre Schultern und schleppten die Stämme zurück zum Lager. Dort hatten die Frauen bereits ein Feuer entzündet. Hagdar und Virga hatten am Rand der Lichtung zwischen zwei Eichen ein Halbdach errichtet. Andere flochten Zweige zu Dachmatten zusammen und die Waldgeister trugen Moos aus dem Wald herbei. Die Tirganer führten die Pferde unter ein niedriges Dach aus Tannenzweigen. In einem Steinring hatten sie trockenes Holz aufgestapelt. Die Tiere brauchten Wärme, um die kalten Nächte zu überstehen.
Bran blieb dort auf der Lichtung stehen. Er ließ die Birkenstämme in den Schnee fallen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und legte seine Hand auf Dielans Schulter. Kais Sohn und Lillevord sprangen zwischen Nosser und Sortsverd herum, die sich mit einem Eichenstamm abrackerten. Axthiebe hallten aus dem Eichenwald.
Dielan deutete zum Nordende der Lichtung. Jetzt, da die Sonne hoch über den Bergen stand, sahen sie, dass sich dort eine weitere Lichtung anschloss. Der Wind bewegte die Baumkronen und die Zweige warfen den Schnee auf sie ab. Bran schüttelte seinen Umhang aus. Er sah, dass dies ein guter Ort war. Der Fluss würde ihnen reines Wasser geben, und die Bäume würden sie vor dem Wind schützen. Hier würden sie ihre Häuser bauen.
Die letzten Jahre
N ach nur wenigen Tagen bedeckte der Schnee einen Fuß dick den Boden. Die Eichen streckten ihre nackten Äste in den grau verhangenen Himmel zwischen den Bergen und der Wind heulte wie ein fremder, klagender Gott um die Berggipfel. Die ersten Tage im Tal nutzte das Felsenvolk, um Schutzdächer zu bauen und Erdhütten zu graben, aber ihnen wurde schnell klar, dass die wackeligen Hütten kaum als Schutz für den ganzen Winter reichen würden. Bile sagte voraus, dass sie einen kalten Winter bekämen, und die Männer schlugen jeden Tag Holz, um die Feuer in Gang zu halten.
Ein Westwind trieb die Wolken nach Osten und gab endlich den Himmel wieder frei, der hier sehr tief zu hängen schien. Nachts flackerte häufig das Nordlicht unter den Sternen, und die Männer, die als Wachen um das Lager standen, streckten ihre Hände nach dem glänzenden Lichtschein aus.
Auf dem Fluss bildete sich
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