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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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kaute. Es würde ein wortkarger Abend werden. Bran hängte das Bronzehorn über einen Zweig. Dann knüpfte er den Beutel mit Zunder auf, legte eine Hand voll unter das Holz und schlug den Feuerstein gegen die Messerklinge. Die Baumkronen schwankten im Wind. Er musste sich über die Feuerstelle beugen und die Funken mit der Hand schützen.
    »Glaubst du, dass es hier außer uns noch andere Menschen gibt?« Dielan zog Schleim durch die Nase hoch.
    »Nein.« Bran blies in den qualmenden Zunder. Er hatte Rinde darüber gelegt, aber der Zunder wollte nicht recht brennen.
    »Das hier ist eher ein Land als ein Tal.« Dielan beugte sich zu ihm. »Vielleicht leben ja weiter im Norden noch Menschen. Jäger wie wir?«
    »Hier ist niemand außer uns.« Bran stocherte zwischen den Rindenstücken herum, damit die Birkenfasern mit dem glühenden Zunder in Berührung kommen konnten. Es passte ihm nicht, dass sein Bruder so zu reden anfing. Sorgen halfen ihnen auch nicht weiter. Sie brauchten etwas zu essen.
    »Ich vermisse Gwen«, murmelte Dielan. »Hoffentlich stoßen wir bald auf Spuren. Das hier ist ein idealer Wald für Hirsche. Ich glaube…«
    Dielan setzte sich abrupt auf, warf das Fell ab und starrte in die Dunkelheit. Bran schaute vom Feuer auf. Und da hörte auch er es. Schritte im Schnee. Ein Fell, dass an einem Zweig entlangstrich.
    Die Brüder schnappten sich ihre Bögen und waren mit einem einzigen Satz zwischen den Stämmen. Der glühende Zunder hatte jetzt die Rinde erfasst.
    Die Schritte kamen vom östlichen Ende des Waldes, wo ihre Spuren sich wie ein schwarzes Band über den Talhang zogen. Bran schob die Kapuze in den Nacken. Es schien ein einzelner Mann zu sein, der sich mit taktfestem Schritt näherte. Und dann sah er den Umriss eines Mannes mit Umhang zwischen den Bäumen. Er hatte schmale Schultern und hielt einen Speer in der einen Hand.
    Dielan legte seine Hand auf Brans Schulter, aber Bran schüttelte sie ab. Er legte den Pfeilarm an die Wange und zielte. Der Mann trat in den Schein des Feuers. Er neigte den Kopf und kratzte sich im Nacken. Der schwarze Wollumhang wurde mit einer Bronzespange vor der Brust zusammengehalten, und seine Stiefel waren weiß von Schnee. Dielan legte Bran erneut die Hand auf die Schulter.
    Da richtete der Mann sich auf und wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase entlang. Das bartlose Gesicht glänzte vor Schweiß und geschmolzenem Schnee.
    »Virga!« Bran setzte den Bogen ab. Als der junge Mann Bran entdeckte, ließ er sein Gepäck neben dem Feuer fallen. Die Brüder kamen zwischen den Bäumen hervor, und Bran drückte den Tirganer herzlich an seine Brust.
    »Ich würde euch gern auf der Jagd begleiten.« Virga zog einen Kurzbogen über die Schulter. »Den hat Hagdar mir gegeben. Und Tir meinte, ich sollte einfach euren Spuren folgen und dafür sorgen, dass euch nichts zustößt.«
    Dielan lachte. Er klopfte dem Jungen auf die Schulter, ließ sich neben das Feuer sinken und schüttelte den Kopf. Das Feuer brannte jetzt gut. Bran hockte sich neben ihn, während Virga Holz nachlegte. Am nächsten Tag würden sie weiterziehen, und wenn die Namenlosen es so wollten, würden sie auf eine Hirschfährte stoßen. Aber jetzt wollten sie sich erst einmal aufwärmen und ausruhen.
     
    Die drei unterhielten sich bis spät in die Nacht. Dielan erzählte von den Jagdbräuchen seines Volkes, wie die Jäger sich aufteilten, um das Wild aufzuscheuchen, und wie sie zu den Geistern des Tieres beteten, ehe sie den Pfeil abschossen. Virga hatte viele Fragen. Auf dem Schiff hatte sich nie die Gelegenheit ergeben, über solche Dinge zu sprechen. Bran fragte, ob er seine Heimat vermisse und das Volk, das er zurückgelassen hatte. Aber Virga schüttelte den Kopf und meinte, dass Cernunnos überall bei ihm sei.
     
    Als das Feuer heruntergebrannt war, kauerten sich die Männer unter ihren Fellen zusammen. Die Dunkelheit breitete sich über den Lagerplatz. Bran lauschte dem gleichmäßigen Atem seines Bruders und dem Wind, der in den Ästen wisperte. Er klappte einen Zipfel des Fells zur Seite und sah ein Stück Himmel zwischen den Baumkronen. Unter dem Himmelszelt trieben einzelne Wolken nach Westen. Er konnte den Wagen und den Schwertträger erkennen. Kragg hatte seine juwelenbesetzten Flügel über ihnen ausgebreitet. Vielleicht hatte Turvi doch Recht, und sie waren in das Tal des Himmelsvogels gekommen.
    Bran schloss die Augen und rückte näher an Dielan heran. Die Männer saßen dicht

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