Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
und hier war sie wieder, blind und gefesselt und drauf und dran, als Mittagessen für einen Baum zu enden.
»Ich … hasse … diesen … Planeten!«
Vestara packte ihr Lichtschwert mit der Macht und ließ es von seinem Gürtelhaken gleiten.
Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, dass Ben sie so vorfand, und das nicht nur, weil sie dann seiner Gnade ausgeliefert wäre. Er hatte die schlechte Angewohnheit zu glauben, er würde ihr das Leben retten, was sich für gewöhnlich in einem übermütigen Grinsen äußerte, das andeutete, dass er dafür eine Gegenleistung erwartete – wie zum Beispiel, dass sie ehrlich zu ihm war oder ihn nicht reinlegte, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Sie ließ ihr Lichtschwert zur Seite schweben und betätigte dann den Aktivierungsschalter.
Die Waffe erwachte zum Leben, gab das vertraute Brummen und Knistern einer Energiezelle wieder, die von einem der leistungsstarken Lignan-Kristalle des Vergessenen Stammes fokussiert wurde. Sie dirigierte die Klinge nach Gehör, um die Ranken über ihrem Kopf und neben sich zu durchtrennen. Anstatt zu Boden zu stürzen, kippte Vestara kopfüber und hing mit einem Mal umgekehrt da, jetzt an ihren Knöcheln und einem Arm gefangen. Sie nutzte die Macht, um das Lichtschwert über ihren Füßen umherzuschwingen.
Ihre Beine kamen rasch frei und schwangen nach unten, bis sie auf einer Höhe mit ihrem Kopf waren. Jetzt hing sie parallel zum Boden, nur noch an einem Handgelenk und einem Arm gefangen. In der Annahme, sich die Erniedrigung ersparen zu können, von ihrem Jedi-Rivalen gerettet zu werden, ließ sie das Lichtschwert in die freie Hand schweben, damit sie genauer schneiden konnte – dann drehte sie ihren Körper herum und streckte den Arm über ihre Taille nach oben.
»Stopp!«
Ben … natürlich. Vestara ließ frustriert das Kinn sinken und durchschlug dann eine Ranke.
Ihr Fuß schwang genauso nach unten, wie sie es erwartet hatte, ohne jedoch den Boden zu berühren, und nun hing sie bloß noch an ihrem Handgelenk.
»Vestara, nein!« , platzte Ben heraus. Seine Stimme kam aus vier oder fünf Metern Entfernung, etwas schräg unter ihr. »Was machst du da? Du bringst dich noch um!«
»Schon möglich«, erwiderte Vestara und hob die Klinge über den Kopf. »Das sieht euch Jedi ähnlich – zu versuchen, die Schwäche eines blinden Mädchens auszunutzen.«
»Blind?« Ben klang ehrlich überrascht. »Vestara, ich mein’s ernst – du hängst über einer Klippe!«
»Über einer Klippe?«
Vestara deaktivierte das Lichtschwert und hakte es wieder an den Gürtel. Dann zog sie einen überschüssigen Energieriegel aus einer Tasche am Oberschenkel und ließ ihn fallen. Sie hörte nicht, wie er auf dem Boden landete.
»In Ordnung, dann hänge ich also über einer Klippe.« Vestara konnte das Zittern aus ihrer Stimme nicht heraushalten – und sie machte sich auch gar nicht erst die Mühe, es zu versuchen.
Normalerweise verstand sie sich sehr gut darauf, ihre Emotionen zu verbergen, doch Ben hatte die Macht eingesetzt, um ihr zu folgen, als sie in die Blüte gelaufen war, und es war möglich, dass er das Entsetzen in ihrer Aura wahrgenommen hatte. »Und was willst du tun, um das zu ändern?«
Sie spürte nicht, dass Ben näher kam. »Warum sollte ich etwas daran ändern wollen ?«
»Ben, du vergeudest Zeit.« Vestaras Augen brannten, als würde jemand heiße Asche hineinpusten, und sie konnte spüren, dass die Lider anschwollen. Wenn sie die Pollen nicht bald auswusch, würde sie tagelang blind sein – und auf diesem Planeten kam Blindsein einem Todesurteil gleich. »Wenn du die Absicht hättest, mich umzubringen, hättest du mir nichts von der Klippe erzählt.«
»Vielleicht gefällst du mir ja da, wo du bist.«
Vestara seufzte verbittert. »Ich hätte dich töten sollen, als ich die Chance dazu hatte.«
»Hast du aber nicht«, entgegnete Ben. »Eine Chance dazu gehabt, meine ich.«
Vestara drehte den Kopf in seine Richtung und setzte dann die Macht ein, um ihr Parang aus der Scheide zu ziehen und es in Richtung seiner Stimme fliegen zu lassen. Ein überraschter, strangulierter Schrei kam über Bens Lippen, und sie hörte das Unterholz rascheln, als er aus der Flugbahn der Waffe sprang.
»Die Chance dazu besteht immer , Ben«, erinnerte Vestara ihn. Als sie sprach, zog sich die Ranke um ihr Handgelenk fester zusammen, und sie hatte das unbehagliche Gefühl, dass sie in die Krone des Baumes gezogen wurde, der
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