Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
unerbittlich.
Natürlich war das ihre eigene Schuld. Vestara hätte einen Thermaldetonator in die Krankenstation werfen können, als sie Ben darin eingeschlossen hatte, oder sie hätte sich einen Moment lang Zeit nehmen können, um den Fusionskern der Schatten zu sabotieren, bevor sie davoneilte. Doch sie hatte sich eingeredet, dass Ben zu flink und zu schlau sei, um sich so leicht eliminieren zu lassen, dass der Versuch, ihn zu töten, bloß ihre Chancen senken würde, mit der Neuigkeit von Schiffs Rückkehr zu Lord Taalon zu gelangen. Die Wahrheit war, dass sie Ben einfach nicht hatte umbringen wollen . Sie hatte zugelassen, dass ihre Zuneigung zu ihm zu einer Schwäche wurde, und Vestara verabscheute Schwäche … besonders bei sich selbst.
Während sie weiter den Kamm hinaufeilte und dabei auf die Macht zurückgriff, um gegen ihre wachsende Erschöpfung anzukämpfen, riskierte Vestara einen raschen Blick zurück. Sie sah keine Spur von Ben, bloß eine Handvoll Farnwedel, die in ihrem Kielwasser immer noch schwankten. Wenn Ben schließlich hier vorbeikam, würden sie wieder reglos sein, und das dichte Unterholz war perfekt für einen Hinterhalt. Alles, was sie tun musste, war, sich etwas einfallen zu lassen, um seinen Gefahrensinn nicht zu alarmieren … oder ihn zu überlisten. Falls sie auf einen Ring Paroxisporen oder einen Busch Säureflieder stieß, würde Ben nicht wissen, wo die wahre Gefahr lauerte. Dann konnte sie sich in der Nähe verbergen und ihren Fehler korrigieren, selbst mit einer Schulter, die bloß zur Hälfte einsatzfähig war. Es bestand keine Notwendigkeit, dass ihr Vater jemals von ihrer Schwäche erfuhr … ebenso wenig wie Hochlord Taalon.
Entschlossen, einen guten Platz für einen Hinterhalt zu suchen, ließ Vestara ihren Blick wieder den Hang hinaufschweifen und sah vor sich eine große, graugrüne Blüte hängen. Sie hatte kein Staubblatt oder einen Stempel, bloß einen langen, röhrenförmigen Staubbeutel, der mit feinen, rostfarbenen Pollen gefüllt war.
»Ach, shrak !«
Vestara blieb abrupt stehen und versuchte, sich wegzudrehen, ihre Augen fest zusammenzukneifen, doch sie war zu langsam. Schon folgte ein Krampf dem anderen, und eine Wolke purpurner Pollen schoss in ihr Gesicht, um die Augen mit gleißendem, stechendem Schmerz zu erfüllen. Ihr Blickfeld erblühte zu flammenfarbener Blindheit. In dem Wissen, dass sie sterben würde, wenn sie nichts unternahm – und das zweifellos langsam und schmerzhaft –, setzte sie ihre Drehung fort und hechtete mit einem Machtsprung blind beiseite.
Vestara hatte keine Ahnung, ob sie jetzt quer über den Hang oder nach unten sprang – und sie würde es niemals herausfinden. Sie war noch in der Luft, als sie in ein Rankengewirr krachte und einfach schwingend da hing. In der Annahme, sich gerade verheddert zu haben, griff sie nach ihrem Lichtschwert – und spürte dann, wie sich eine Ranke um ihr Handgelenk zusammenzog und das Schwert von ihrem Körper fortzog. Sie versuchte, sich loszureißen, doch ein hartnäckiges, süßlich riechendes Harz ließ die Ranke an ihrem Ärmel kleben. Als sie die Ranke mit der Macht ergriff, zog sie sich noch enger zusammen. Vestara streckte den Arm gerade aus und zog so fest daran, dass sie fürchtete, er würde aus dem Schultergelenk springen.
Vestara versuchte, ihr Blickfeld freizublinzeln, doch sie schaffte es bloß, dabei Harz in die Augen zu bekommen, sodass sie noch schlimmer brannten als zuvor. Sie zog ihren anderen Arm aus der Schlinge und schob die Hand Stück für Stück auf ihr Parang zu, bemüht, sich so langsam zu bewegen, dass sie keinen weiteren Angriff der Ranke auslöste.
Irgendetwas Hölzernes und Geschmeidiges glitt die Innenseite ihres Arms empor und begann, Druck in die entgegengesetzte Richtung auszuüben. Vestaras Herz fing an, in ihrer Brust zu hämmern. Panik ließ sie in kurzen, keuchenden Schüben atmen. Eine weitere Ranke schlängelte sich ihr Bein hinauf, ehe sie sich um ihren Oberkörper schlang und zudrückte. Ihre Gedanken wirbelten in einem wilden Zyklon des Zorns und des Entsetzens durch ihren Kopf. Nachdem sie so vieles auf diesem Planeten überlebt hatte – Angriffe fleischfressender Pflanzen, Abeloth’ Machenschaften, hier ohne Hoffnung auf Rettung gestrandet zu sein, abgeschnitten von der Außenwelt –, hatte der Gedanke daran, hierher zurückzukehren, Vestaras Herz mit Schrecken erfüllt. Doch sie war zurückgekehrt, weil Lord Taalon es befohlen hatte,
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