Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
ausmachen. Doch Tahiri wusste es besser, da Sardonnes Machtaura vor Aufregung schier lichterloh brannte – und warum auch nicht? Ganz gleich, ob sie gewannen oder verloren, der Prozess gegen Gilad Pellaeons Mörderin würde ihren Namen allgemein bekannt machen.
Der zusätzliche Stuhl war kaum gebracht worden, als Richterin Zudan eintrat und einen hohen, durchdringenden Klingelton erschallen ließ, um den Saal zur Ruhe zu rufen. Da ihr Haarknoten heute noch höher saß als üblich, wirkten auch ihre reptilienhaften Gesichtszüge noch schroffer als sonst, und ihr Blick richtete sich sogleich auf Sardonne Sardons Platz am Ende des Tisches der Verteidigung.
»Wie ich sehe, haben wir heute ein neues Gesicht am Tisch der Verteidigung«, sagte Zudan.
»Bitte, stellen Sie sich dem Gericht vor.«
»Natürlich, Euer Ehren.« Sardonne erhob sich. »Sardonne Sardon, für die Verteidigung.«
»Vielen Dank.« Zudan wandte sich an Eramuth. »Es freut mich zu sehen, dass Sie meinen Vorschlag, sich eine Assistentin zu holen, überdacht haben, Herr Verteidiger.«
Eramuth stand auf. »Eigentlich, Euer Ehren, ist Anwältin Sardon nicht meine Assistentin«, sagte er. »Sie wird ab heute die Verteidigung übernehmen. Ich gebe mein Mandat ab.«
Vermutlich hätte Tahiri darüber nicht überrascht sein sollen – immerhin hatte sie die Verletztheit in Eramuth’ Augen gesehen, als sie darauf bestanden hatte, sich noch eine zweite Verteidigerin zu nehmen –, doch sie war es. So kurzfristig sein Mandat niederzulegen, wirkte, gelinde gesagt, unprofessionell, und sie hatte von Eramuth etwas anderes erwartet.
Offensichtlich galt das auch für alle anderen im Gerichtssaal. In der Kammer brach erstaunter Lärm aus, der erst verebbte, als Richterin Zudan ihren Finger auf den Klingelknopf auf ihrer Bank herniedersausen ließ und ihn gedrückt hielt. Als im Saal schließlich wieder Ruhe eingekehrt war, ließ sie den Blick grimmig über den Zuschauerbereich schweifen und sprach eine strenge Warnung aus, den Prozess nicht noch einmal zu stören, ehe sie wieder Eramuth ansah.
»Und was haben Sie für einen Grund, darum zu bitten , Ihr Mandat niederlegen zu dürfen, Herr Verteidiger?«
Eramuth mühte sich auf die Beine und wirkte sogar noch älter und zittriger als in den vergangenen paar Tagen. »Ich bin mir sicher, dass das Gericht über den Mordversuch auf meinen Neffen, Admiral Nek Bwua’tu, informiert ist.«
Zudan nickte. »Natürlich … so wie die gesamte zivilisierte Galaxis.«
»Vielen Dank, Euer Ehren.« Eramuth neigte sein Haupt, als würde er Mitgefühl entgegennehmen, das sie nicht geäußert hatte, und fuhr dann fort: »Ich fürchte, solange er im Koma liegt, ist meine Anwesenheit an seinem Bett von solcher Wichtigkeit, dass ich …«
»Verzeihen Sie, Herr Verteidiger«, sagte Zudan, die eine Hand hob, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Aber liegt Ihr Neffe nicht schon seit beinahe drei Wochen im Koma?«
»Ja, das tut er.«
»Und trotzdem sind Sie erst jetzt zu dem Schluss gelangt, dass der Zustand Ihres Neffen Ihre Fähigkeit beeinträchtigt, Ihre Mandantin angemessen zu verteidigen?«
Eramuth zuckte die Achseln. »Das wurde erst kürzlich deutlich, Euer Ehren.«
»Ich verstehe.« Zudans zusammengekniffene Augen deuteten darauf hin, dass das, was sie verstand, war, dass Eramuth ihr eine Lüge auftischte. Sie wandte sich an Sardonne. »Und was ist mit Ihnen, Anwältin Sardon? Sind Sie bereit, die Verteidigung zu übernehmen?«
Sardonne erhob sich. Ihr sorgsam beherrschtes Lorrdianerinnengesicht verriet nichts von der Überraschung und der Aufregung, von der Tahiri wusste, dass sie sie augenblicklich empfand.
»Nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt, Euer Ehren«, sagte sie. »Aber falls ich um eine Vertagung des Prozesses um drei oder vier Tage bitten dürfte, um mich angemessen vorzubereiten …«
»Ja, darum bitten dürfen Sie«, unterbrach Zudan. Ihr Blick schweifte zu Eramuth.
»Verteidiger Bwua’tu, Ihr Ersuch, Ihr Mandat niederzulegen, wird hiermit abgelehnt.«
Eramuth legte verärgert die Ohren an. »Aber, Euer Ehren, mein Neffe …«
»Ich habe meine Entscheidung gefällt, Herr Verteidiger.« Zudan wies den Gerichtsdiener an, die Geschworenen hereinzuführen, ehe sie sich über ihre Bank lehnte, um mit finsterer Miene auf den Tisch der Verteidigung hinabzublicken. »Ich weiß nicht, was Sie damit zu bezwecken versuchen, aber seien Sie versichert, dass ich derartige Spielchen in meinem
Weitere Kostenlose Bücher