Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
die Anweisungen von jemand anderem befolgte. Sobald der Chev angefangen hatte, die Ausrüstung zusammenzubauen, kehrte Madhi an ihr Fenster zurück und schaute hinaus – um sogleich schwer zu atmen. In den Einmündungen der Gassen rings um den Großen Kreis schwebten Dutzende BlitzSchlag-Angriffsschlitten. Die Läufe ihrer Laserkanonen waren weit runtergefahren, um aus nächster Nähe Bodenunterstützung zu liefern. Oben auf jedem Fahrzeug saß ein teilweise ungeschützter Mandalorianer, der mit einem schwenkbaren Autoblaster einem Trupp von Bord gehender Kommandos Deckung gab.
Die Octusi warfen den Angriffsschlitten einige argwöhnische Blicke zu, organisierten sich aber weiter und reparierten Plakate. Dank ihrer Zeit auf diesem Planeten wusste Madhi, dass die semivernunftbegabten Octusi vermutlich nicht verstanden, was die Ankunft der Mandalorianer bedeutete. Sie waren eine sanftmütige, regeltreue Spezies, die sich nicht vorstellen konnte, dass andere Wesen anders waren. Und da eine friedliche Versammlung in ihrem eigenen Großen Kreis der Freude nicht gegen die Regeln verstieß, die ihre Blaudun-Herren aufgestellt hatten, war ihnen schlichtweg nicht in den Sinn gekommen, dass die Mandalorianer ihnen womöglich schaden wollten.
Madhi hingegen hatte eine sehr gute Vorstellung davon, was gleich passieren würde, und ihr Herz drängte darauf, hinauszustürmen und den Octusi die Gefahr zu erklären, in der sie schwebten.
Sie wollte sie dazu bringen zu fliehen, oder dazu, dass sie sich zumindest gegen ihre Unterdrücker erhoben und kämpfend untergingen. Ein Teil von ihr wollte mit Tyl hoch aufs Dach gehen, um ihre Anwesenheit zu offenbaren, damit die Mandalorianer wussten, dass die gesamte Galaxis bei dem zuschaute, was auch immer sie im Schilde führten.
Stattdessen rief Madhi: »Shohta, wie lange noch? Ich will live im Netz sein, wenn die Situation eskaliert.«
» Eskaliert , Herrin?«, fragte Shohta. »Denken Sie, es wird einen Aufstand geben?«
»Einen Aufstand oder ein Massaker«, sagte sie. »Vielleicht beides.«
Stille senkte sich über den hinteren Teil des Raums, als Shohta aufhörte zu arbeiten. Als Madhi keinen Hinweis darauf hörte, dass er die Arbeit wieder aufnahm, schaute sie hinter sich den Gang hinunter. Der Chev stand untätig und mit hängenden Schultern da. Er hielt eine Energieleitung in einer Hand und eine Kopplungsbuchse in der anderen, und seine grobschlächtigen Chev-Züge sackten vor Bestürzung in sich zusammen.
»Shohta!«, schnappte sie. »Wir müssen sofort live auf Sendung gehen!«
Shohta legte bloß den Kopf auf die Seite. »Damit wir ein Massaker live im HoloNet zeigen?«, fragte er. »Sollten wir stattdessen nicht lieber etwas dagegen tun?«
»Wir tun doch etwas, Shohta«, gab Madhi zurück. »Nämlich unseren Job. Und wenn du deinen behalten willst, stell mir diese HoloNet-Verbindung her!«
Shohta kniete nieder und verband das Energiekabel mit der Generatoreinheit, doch seine Bewegungen waren langsam und träge, eine stumme Form des Protests, die Madhi unter Sklaven und den stark Unterdrückten zu erkennen gelernt hatte. Sie stieß einen langgezogenen Atemzug aus und sprach in sanfterem Tonfall, als sie anfing, sich selbst wie eine Despotin zu fühlen.
»Sieh mal, Shohta«, erklärte sie, »wir sind Journalisten, keine Jedi. Wir mischen uns nicht ein und nehmen keinen Einfluss auf die Story.«
»Nicht einmal, um Leben zu retten?«, fragte Shohta.
Es war Tyl, der darauf antwortete, mit einer Stimme, der jedes Mitgefühl fehlte. »Nicht einmal, um Leben zu retten.« Sein Blick blieb auf den Kom-Schirm fixiert. »Wenn wir uns in die Sache einmischen, verändern wir damit die Story.«
»Und was ist falsch daran, sie zu verändern?«, wollte Shohta wissen. »Was ist falsch daran, das Leben unschuldiger Wesen zu retten?«
»Was daran falsch ist, dass wir versuchen, uns einzumischen? Weil wir dann aller Wahrscheinlichkeit nach als Erstes getötet werden.« Tyls Stimme war hart geworden. »Und dann wird die Galaxis niemals erfahren, was hier passiert ist.«
»Wir sind nicht die Polizei und auch keine Mediziner«, ergänzte Madhi. »Wir sind Journalisten, und unsere oberste Pflicht besteht darin, die Fakten zu berichten.«
»Wie Sie wünschen, Herrin.« Shohta drückte den Aktivierungsschalter der Energieeinheit runter und hielt ihn gedrückt, ehe er seinen Blick langsam über die kleine Kontrolltafel schweifen ließ, auf der Suche nach dem Regler, den
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