Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
gute hundert Meter von der Stelle entfernt befand, wo sich die verwundeten Veteranen der letzten Demonstration aufgestellt hatten. Sie trat an eine Seite des Fensters und lehnte sich gegen die Wand, bemüht zu erkennen, was die Aufmerksamkeit der Octusi erregt hatte.
Sie sah, wie ein urbaner BlitzSchlag-Angriffsschlitten die schmale Spur direkt vor der Werkstatt entlangschwebte. Aus der Kommandantenluke ragten der Kopf und die Schultern eines helmlosen Mandalorianers mit blondem, kurzgeschorenem Haar und kalten blauen Augen. Eine lange Narbe verlief über eine seiner Wangen, und er hatte eine flache, krumme Nase, die offensichtlich mehrmals gebrochen gewesen war – Madhis Verständnis nach beides Hinweise darauf, dass er vermutlich nicht zu den besten Nahkämpfern von Mandalore gehörte. Er hielt sein Kinn ein bisschen zu hoch und blickte auf die Octusi hinunter, als wäre er ein Schlachter, der Vieh für sein Schlachthaus auswählt.
»Dieser Commander kommt mir bekannt vor«, sagte Madhi. Während sie sprach, kam ihr ein Bild in den Sinn, aus einem HoloNet-Bericht, den sie von der Belagerung des Jedi-Tempels gesehen hatte. Sie zog ihr Datapad aus der Tasche und aktivierte die Suchfunktion. »Ist das nicht der, der diese Schülerin auf den Stufen des Jedi-Tempels erschossen hat?«
»Sieht jedenfalls ganz danach aus«, entgegnete Tyl. »Rhal, denke ich, heißt er. Soundso Rhal.«
Madhi gab den Namen ein und wurde Sekunden später mit einer Nachrichtenreportage über den Zwischenfall belohnt. Die Schülerin, Kani Asari, war Kenth Hamners persönliche Assistentin gewesen, und bei ihrem Mörder hatte es sich um einen mandalorianischen Commander gehandelt, dem Staatschefin Daala selbst das Kommando über die Belagerung erteilt hatte. Mahdi verglich das Bild des Mörders mit dem Commander draußen, und ihr Herz begann vor Aufregung zu hämmern.
»Tyl, das ist es«, sagte sie. »Belok Rhal war der mandalorianische Befehlshaber bei der Belagerung des Jedi-Tempels.«
»Und?«, fragte Tyl.
»Und Daala hat ihm bei der Tempel-Belagerung vollkommen freie Hand gelassen, und er hat eine unbewaffnete Schülerin ermordet, direkt vor den Augen der Medien«, sagte Madhi. »Und nun ist er hier und schlägt einen Sklavenaufstand auf Blaudu Sextus nieder.«
»Das ist ein Zufall, kein Beweis«, meinte Tyl. »Das stellt keine Verbindung zu Daala her.«
»Nein«, erwiderte Madhi. »Aber es ist ein Fakt – und wir berichten doch über Fakten , oder nicht?«
Tyl dachte einen Moment lang nach und nickte dann widerstrebend. »Sei bloß vorsichtig, wie du die Sache formulierst, okay?«
»Keine Sorge, ich werde nichts unterstellen«, versprach Madhi. Draußen vor ihrem Fenster war das BlitzSchlag-Gefährt direkt vor den verwundeten Octusi zum Stehen gekommen, und Rhal ließ den Blick über die Octusi schweifen, vermutlich auf der Suche nach einem Anführer. »Shohta, wie läuft’s mit der Verbindung?«
»Wir sind mit dem Relaissatelliten verbunden«, meldete er. »Aber ich versuche, uns mehr Bandbreite zu kaufen. Ihre Ausrüstung hier draußen ist alt, daher bekommen wir bloß ein Stärke-drei-Signal.«
Madhi schaute zu Tyl hinüber. Bei Stärke drei und normaler Bandbreite würde ihre Stimme verzerrt klingen, und die Vidbilder wären körnig und abgehackt. Doch beides wäre erkennbar bzw. verständlich – und die schlechte Qualität der Übertragung verlieh dem Bericht womöglich eine zusätzliche Note der Dringlichkeit.
»Legen wir los«, sagte sie.
Tyl nickte. »Biete weiter«, forderte er Shohta auf, »und bring Madhi das Parabolmikrofon.
Wir wollen ein verstärktes Stimmsignal von Rhal.«
Bei diesen Worten hob Tyl eine Hand und begann mit einem stummen Fünf-Finger-Countdown. Madhi erstellte im Geiste rasch eine Liste der Punkte, die sie in ihrer Einleitung ansprechen musste, während sie im Hinterkopf behielt, dass ihr Bericht zu Beginn des dortigen Arbeitstages im Perre-Needmo-Studio eintreffen würde, ungefähr sechs Stunden vor dem planmäßigen Anfang der Sendung. Mittlerweile trudelte bereits ein Vidbild der Situation im Großen Kreis im Kontrollraum ein, wo ein verblüffter Produktionsassistent eifrig damit beschäftigt war, sie auf einem Monitor aufzurufen und zu bestätigen, dass die automatische Aufnahmeausrüstung die Übertragung aufzeichnete. Als Nächstes würde er die Übertragung ins interne Netzwerk des Studios einspeisen und Perre Needmo und den leitenden Produktionsstab darauf
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