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Das verlassene Boot am Strand

Das verlassene Boot am Strand

Titel: Das verlassene Boot am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O'Dell
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schien mir auf den Rücken, und die See war nicht mehr so rauh. Aber ich war müde und verärgert.
    »Ich hab' dir schon gesagt, daß wir nicht zum Fischen unterwegs sind. Ich werde die Leine durchschneiden. Wir wenden und gehen an Land, und morgen früh brechen wir von neuem zur Insel der blauen Delphine auf«, sagte ich.
    »Womit willst du die Leine durchschneiden?« fragte Mando. »Ich habe das Messer. Es steckt in meinem Gürtel. Vielleicht kannst du die Leine mit deinen Zähnen durchbeißen.«
    Der Zug an der Leine ließ nach, und sie verschwand steil nach unten im Wasser.
    »Er taucht. Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Mando. Er löste die Schlinge von der Bugspitze, und wir holten gemeinsam die Leine ein.
    »Er ist jetzt unter dem Boot und kommt herauf. Langsam, aber er kommt«, sagte Mando.
    Wir spähten über den Bootsrand in das tiefblaue, klare Wasser.
     

6
     
    Langsam senkte sich die Nacht herab. Es war windstill und der Himmel bis auf einige rosa Streifen im Westen, wo die Sonne verschwunden war, klar. Ich ließ eine Hand ins kühle Wasser hängen. Dann schob ich mich über die Ruderbank Und ließ die andere Hand ins Wasser baumeln. Meine Hände waren noch immer steif, aber sie schmerzten nicht mehr so sehr, und das Bluten hatte aufgehört.
    Mandos Schrei mußte sogar von den schon Schlafenden in der Mission gehört worden sein. Ich hörte ihn, bevor ich den Fisch sah.
    »Grande!« schrie Mando. »Un gran pez espada!«
    Der Fisch ragte etwa fünfzehn Meter zu unserer Rechten aus dem Wasser. Er schien auf seinem sensenähnlichen Schwanz zu stehen. Der große Angelhaken hatte seinen Unterkiefer durchbohrt. Sein Schwert war länger als mein Arm, und er schlug damit und versuchte, von dem Angelhaken loszukommen.
    Mit lautem Platsch fiel er ins Wasser zurück, genau an der Stelle, an der er herausgeschnellt war.
    »Halt die Leine, aber nicht zu stramm, damit er laufen kann!« rief Mando.
    Der Fisch zog ein langes Stück Leine aus dem Faß, schnellte noch einmal aus dem Wasser und schlug um sich. Er kam nicht näher; er zog noch mehr Leine heraus, wir banden sie am Bug fest und ließen ihn wieder das Boot ziehen.
    Es war nun zu dunkel, um noch etwas zu sehen. Nach dem Abendstern und nach dem Großen Bären, dem einzigen Sternbild, das ich kannte, nahm ich an, daß wir nach Norden und auf die Küste zuhielten. Aber ich war mir nicht sicher, obwohl der Kompaß die richtige Richtung anzeigte. Sogar in der Fahrrinne zwischen Santa Cruz und Santa Rosa blies uns der scharfe Nachtwind die Gischt ins Boot.
    »Haben wir noch Tortillas?« fragte Mando.
    »Vier für jeden«, antwortete ich und gab sie ihm.
    »Und Wasser?«
    Ich reichte ihm den Krug, der nur mehr halb voll war, und warnte ihn: »Trink nicht wie ein Kamel.«
    »Wie trinkt ein Kamel?« fragte er.
    Mando war sehr vergnügt. Er dachte an die Bewunderung, die man ihm in der Mission zollen würde.
    »Ein Kamel trinkt so viel, wie es nur in sich hineinbringen kann, und dann kommt es wochenlang ohne Wasser aus. Manchmal platzt es, wenn es zuviel Wasser getrunken hat«, sagte ich.
    »Der Fisch hält es nicht wochenlang aus, höchstens noch diese Nacht«, sagte Mando. »Er wird jetzt ruhig werden und auf das Tageslicht warten. Dann wird er mit dem Schwert herumschlagen und einen großen Tanz machen, aber es wird sein letzter sein.«
    Mando aß seine vier Tortillas und ließ sich Zeit dabei, dann trank er einen großen Schluck Wasser. Er saß noch eine Weile da und redete und redete. Als der Mond aufgegangen war, war er eingeschlafen und schnarchte. Er machte sich keine Sorgen.
    Ich war zu müde, um zu schlafen. Ich fürchtete, wir würden auf Grund laufen, entweder auf Santa Cruz oder an der Küste. Ich wußte nicht genau, wo wir waren. Wir schienen dem Rand des Seetangfeldes zu folgen, welches die Insel umgab, aber ich konnte mich irren. Das Meer ist nicht sehr gemütlich, wenn man sich müde und hungrig fühlt und wenn man Sorgen hat. Und es ist bestimmt nicht der richtige Ort, um irgend etwas Dummes zu tun.
    Beim ersten Morgendämmern, das sich perlengrau im Osten zeigte, merkte ich, daß wir uns nicht mehr vorwärts bewegten. Wir waren, wie ich vermutet hatte, nahe bei den Seetangwiesen. Die Leine hing so schlaff, als ob sie gerissen wäre. Vielleicht war ich im Lauf der Nacht doch einmal eingeschlafen, und der Fisch hatte sich losgerissen, ohne daß ich es bemerkte.
    Ich begann die Leine einzuholen, zuerst vorsichtig, dann schneller. Ich rollte sie

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