Das verlassene Boot am Strand
nicht all das Nützliche lernen, das wir dir hier beibringen können? Ist unser Gott nicht nach deinem Geschmack? Betest du lieber zu Schlangen und Koyoten oder zur Sonne statt zu unserer Jungfrau Maria?«
»Ich danke Ihnen für alles, was sie mir gegeben haben«, sagte ich.
»Aber es ist nicht genug... all das?«
»Es ist genug, Pater Malatesta, und ich danke Ihnen und Pater Merced und Pater Vinzenz. Aber Gott ist auch in den Bergen. Und jetzt gehe ich zurück in mein Dorf.«
Ich schloß das Gatter. Da geschah etwas Seltsames. Pater Malatesta kam an das Tor, langsam, mit dem Schritt eines alten Mannes, und gab mir sein Buch.
Er sagte: »Vaya con Dios.« Und ich erwiderte seinen Abschiedsgruß und wünschte auch ihm Gottes Segen.
Dann ging ich hinunter zum Strand. Es war Ebbe, und der Sand war naß. Weit im Osten lag ein heller Schimmer über den Bergen, aber das Meer war noch dunkel. Ich wanderte, bis die Sonne aufging; dann setzte ich mich hin und aß eine Tortilla. Ich band die Schnur um meine Hüften, denn Rontu-Aru wollte mir immer noch nicht folgen.
Ich konnte die schwarzen Stummeln der drei Fichten über dem Canon sehen, wo der Waldbrand begonnen hatte. Von dort bis zur Lagune hatte das Feuer alles zerstört. Es sah aus, als sei der Boden mit einer Decke aus schwarzem Schnee bedeckt. Aber am Ufer der San-Felipe-Lagune begann das Gras schon wieder zu wachsen. Ich war schon sieben Tage gewandert, als ich Rontu-Aru zum ersten Mal von der Leine ließ.
Es war kurz vor der Abenddämmerung, und ich wanderte immer noch die Küste entlang, denn das war der einfachste Weg nach Süden. Aus einer Laubhütte kam ein Mann und lief auf mich zu. Er sagte nichts, aber er folgte mir eine ganze Weile. Da blieb ich stehen und ließ Rontu-Aru von der Leine. Der Hund ging mit gefletschten Zähnen auf den Mann los.
»Rontu-Aru!« rief ich.
Der Mann machte kehrt. Rontu-Aru knurrte noch einmal und kam zu mir zurück. Seitdem habe ich ihn nie wieder an die Leine genommen, und auch nie wieder Angst um ihn oder um mich gehabt.
Ich kannte den Weg nach Pala, das in den hohen Bergen im Süden liegt. Am Strand entlang war es doppelt so weit wie quer durch die Berge, weil die Küste so viele Windungen beschreibt.
Ich hatte keine Eile. Ich spielte mit Rontu-Aru. Ich warf einen Stock ins Wasser, und er sprang mit großen Sätzen in die Wellen und holte ihn. Wir lebten beide von Muscheln, die ich von den Felsen klaubte oder aus dem Schlick grub und über einem Feuer aus trockenem Seetang und Treibholz in meinem Tontopf kochte. Manche der Muscheln waren größer als meine Hand. Rontu-Aru bekam die zähen Stücke, weil seine Zähne viel kräftiger waren als meine. Einmal begegneten wir einer alten Frau, und sie schenkte mir Eichelmehl, aus dem ich mit Muscheln Stew kochte.
Es war ein weiter Weg nach Hause, über dreihundert Meilen, aber es war eine glückliche Reise. Ich hatte Muße, über vieles nachzudenken, in diesen ersten Tagen des Sommers und den letzten Tagen meiner Kindheit.
Ein breiter Fluß fließt aus den Bergen dem Meer zu und windet sich zwischen Eichen und Bergahorn und roten Manzanita gemächlich dahin. Er hat ein sandiges Bett, in dem hier und da blaue Steine leuchten. Mein Dorf liegt nahe bei diesem Fluß. Als ich ihn erreichte, begann ich zu laufen. Mein Hund lief neben mir her.
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