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Das verlassene Boot am Strand

Das verlassene Boot am Strand

Titel: Das verlassene Boot am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O'Dell
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Mando.
    Rontu-Aru lief mit gesträubtem Nackenhaar hinter uns hin und her. Irgend etwas hier gefiel ihm nicht. Vielleicht war es der Tonfall, mit dem diese Jungen mit uns sprachen, die da steif und sehr hochmütig auf dem Felsen über der Quelle standen. Vielleicht lag es auch daran, weil Rontu-Aru nicht gewohnt war, viele Menschen um sich zu haben.
    Ich bückte mich, um noch einmal aus der Quelle zu trinken. Ein Junge warf dicht vor mir einen Stein in den Teich und sagte: »Wasser ist nicht endlos. Es wird immer weniger.«
    »Das genügt! Hast du schon mal etwas von Höflichkeit gehört?« sagte »Steinerne Hand« zu dem Jungen.
    Ich schaute mich um. Das Wasser im Quellteich stand niedrig. Büsche, die schwer voll Beeren hätten sein sollen, trugen gar nichts. Knochen von zwei Kühen und einem Pferd lagen da. Die Jungen hatten magere Gesichter. An einem Bergahorn war die Rinde vom Stamm geschält. Nun erschienen Rosa und Anita auf dem Felsen; sie waren sehr mager geworden. Hinter einer Zwergeiche sah eine junge Frau hervor. Sie hielt ein Baby auf dem Arm, dem die Rippen herausstanden.
    »Steinerne Hand« und sein Stamm hatten also nicht genug Nahrung und Wasser. Sie mußten bereits Baumrinde essen. Ich konnte es dem Jungen nicht verübeln, daß er mich am Trinken hindern wollte. Und auch nicht »Steinerne Hand«, der uns glauben lassen wollte, sie hätten reichlich zu essen und zu trinken. Sie litten Hunger. Und deshalb hatte er mir entgegen seinem Versprechen keine Nachricht geschickt.
     

25
     
    Auch Pater Vinzenz wußte, daß die jungen Leute Hunger litten. Ich merkte es, weil er es sorgsam vermied, eine diesbezügliche Anspielung zu machen. Er hatte Verständnis für den Stolz, den »Steinerne Hand« und seine Gefährten zeigten, indem sie lieber hier in dem unfruchtbaren Canon verhungern wollten, als um Hilfe zu bitten.
    »Ihr gewinnt nichts, wenn ihr noch länger hier bleibt«, begann Pater Vinzenz wieder. »Wir werden die Angelegenheit mit Corrientes und Moreno und Kapitän Cordova regeln. Ihr könnt mit uns in die Mission zurückkehren, wenn ihr wollt.«
    »Und dort arbeiten?« fragte »Steinerne Hand«.
    »Ja, aber es gibt jetzt ein neues Missionsgesetz. Von jetzt an werdet ihr für eure Arbeit bezahlt.«
    »Wieviel?«
    »Nicht viel, weil wir arm sind, aber doch soviel, wie wir aufbringen können. Außerdem bekommt ihr so wie früher Unterkunft und Verpflegung.« Pater Vinzenz fügte schnell hinzu: »Wie ich sehe, kommt ihr hier recht gut zurecht.«
    Das war die einzige Lüge, die ich jemals aus seinem Mund gehört habe.
    »Aber hier könnt ihr kein Geld verdienen«, fuhr er fort. »Und ihr müßt unter freiem Himmel schlafen und könnt euch keine Hütten bauen, weil ihr ständig damit rechnen müßt, daß Corrientes und Moreno euch mit ihren Leuten überfallen.«
    Mir war klar, daß »Steinerne Hand« die Vor- und die Nachteile bereits gegeneinander abgewogen und sich entschlossen hatte, Pater Vinzenz zu folgen. Alles war schon entschieden, da ereignete sich etwas Verhängnisvolles.
    Der Junge, der den Stein in den Teich geworfen hatte, als ich trinken wollte, warf einen Kieselstein und traf Karana an der Brust. Sie zückte zusammen, griff an die Stelle und wich einen Schritt zurück. Sie schien mehr erschrocken als böse zu sein. Im gleichen Augenblick stürzte sich Rontu-Aru auf den Jungen, riß ihn zu Boden und packte ihn beim Arm.
    Rontu-Aru war der größte Hund, den ich jemals gesehen habe. Und seine Zähne waren nicht wie die Zähne gewöhnlicher Hunde: sie waren lang und gekrümmt und sehr weiß. Pater Vinzenz hatte mir erklärt, daß Rontu-Aru ein Wolfshund sei, er stammte von den Wölfen im fernen Norden ab, von wo mein Volk vor langer Zeit in den Süden gekommen war.
    »Rontu!« schrie Karana. »Rontu-Aru!«
    Es kam gerade noch rechtzeitig. Ich glaube, im nächsten Augenblick hätte der Hund den Jungen an der Kehle gepackt.
    Rontu-Aru kam sofort zurück und setzte sich vor seine Herrin. Sie streichelte seinen Kopf und gab ihm etwas aus dem Schulterbeutel, den sie immer bei sich hatte.
    »Steinerne Hand« lachte auf. »Auf mich willst du nicht hören, aber vielleicht hörst du auf den Hund, Constantino«, sagte er spöttisch zu dem Jungen, der seinen Arm umklammert hielt.
    Constantino drehte sich wütend um und stieg den Hang hinauf. Er ging zu dem kleinen Lagerfeuer, über dem sich ein mageres Kaninchen am Spieß drehte. Daneben hing ein kleiner Kochtopf.
    »Dieser Constantino weiß mehr als

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