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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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er sie verteidigte, und sog sein unterschwelliges Kompliment begierig auf.
    „Erzählen Sie, wie kam es zu dem Spitznamen?“
    „Ein Junge gab ihn mir, und er blieb an mir haften.“
Fangt Charley, das Pferd!
Sie erinnerte sich, wie oft sie, begleitet von Gekicher und Gelächter, den Pultdeckel gehoben und Karotten oder Zuckerstücke darunter gefunden hatte.
    „Na ja, ich denke, Charley ist ein anständiger Name. Hier.“ Er schenkte eine Kappe Brandy ein und reichte sie ihr. „Frohe Weihnachten, Charley.“
    Er lächelte sie an und war richtig nett. Sie begann sich zu fragen, ob sie ihn nicht falsch eingeschätzt hatte. Vielleicht litt er wie sie unter Spott und Mobbing und suchte nur eine freundliche Seele, seine Einsamkeit zu vertreiben. Wie sie wusste, war er nicht mehr verheiratet.
    „Vielleicht sollte ich wirklich“, sagte sie in einem Anflug von Abenteuerlust und nahm ihm scheu lächelnd die kleine Kappe aus der Hand.
    „Sie haben ein richtig nettes Lächeln, Charley.“
    Das erste echte Kompliment ihres Lebens trieb ihr die Röte ins Gesicht. Sie führte die eisige Kappe an die Lippen und trank. Der Brandy war mild und erzeugte Wärme im Bauch und im ganzen Körper.
    „Sehen Sie? Ich hatte Recht. Er wärmt das Blut.“ Lächelnd füllte er die Kappe wieder auf. „Bringt die Säfte in Wallung.“
    Charlotte lächelte tapfer und schluckte noch einen Brandy mit geschlossenen Augen. Es gefiel ihr. Der feurige Geschmack nach fermentierten Pflaumen kitzelte Nase und Bauch. Als sie die Augen wieder öffnete, lächelte Lou sie immer noch an. Sie betrachtete sein unebenmäßiges Gesicht mit Nachsicht und suchte wohlwollend nach Hinweisen auf Integrität und Güte, die ihr bisher entgangen waren. Nein, ein gut aussehender Mann war er wirklich nicht. Aber die Aufmerksamkeit eines gut aussehenden Mannes hätte sie auch niemals erwartet. Reichte es nicht, wenn er ein gütiges Herz hatte?
    „Wird Ihnen nicht langsam warm hier drin? Warum ziehen Sie den dicken Mantel nicht aus? Dann feiern wir hier eine kleine Party.“
    „Nein!“ stieß sie hervor. „Mir ist immer noch kalt.“
    „Ich wärme dich.“ Lou beugte sich hinüber und presste seinen Mund auf ihren.
    Charlotte war so überrascht, dass sie einfach stillhielt. Dann dämmerte ihr:
Mein Gott, ich werde tatsächlich geküsst!
Jahrelang hatte sie es sich nur vorgestellt, und jetzt erlebte sie es entgegen aller Erwartung. Sie müsste ihn zurück- und zurechtweisen, doch wem schadete schon ein kleiner Kuss?
    In der Kälte der Nacht analysierte sie distanziert, was sie empfand. Seine Lippen fühlten sich trocken und spröde an und schmeckten nach Brandy. Trotzdem war es nicht übel. Sie entspannte sich und spürte ein eigenartiges Kribbeln, das sich in ihr ausbreitete, wie die Wirkung des Alkohols. Eine kleine Flamme züngelte in ihrem Bauch und tiefer, an ihrem geheimsten Ort. Ihren ersten Kuss zu erleben, machte sie geradezu übermütig.
    „Na bitte“, murmelte er zufrieden, schob ihr den Mantel von den Schultern, beugte sich über sie und lächelte lieb. Sie erwiderte das Lächeln zögernd. „Du solltest solche Kleider häufiger tragen, Charley. Sie stehen dir und zeigen die da.“ Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten. Er umschloss sie mit den Händen, wog ihre Fülle und seufzte lustvoll. „Die sind groß, und alles echt. Wir waren nicht sicher, ob die echt sind.“
    Er presste die Lippen wieder auf ihre, und sie wusste, warum er „flinke Hände“ genannt wurde. Während sie ein neuerliches Kribbeln durchströmte, fragte sie sich, ob sie das Ganze nicht lieber beenden sollte. Aber sicher war das alles harmlos. Sie hörte die Mädchen im Büro dauernd über Knutschereien reden. Warum sollte sie das nicht auch erleben?
    Plötzlich wich Lou zurück und öffnete seinen Gürtel. Als sie ihn zum Hosenreißverschluss greifen sah, wusste sie, dass sie zu weit gegangen war. Sie wollte sich auf nichts einlassen, was mit geöffneten Hosen zu tun hatte.
    „Ich denke, wir sollten aufhören.“ Sie stemmte sich mit den Ellbogen gegen ihn.
    „Nein … noch nicht. Der Spaß fängt doch gerade erst an.“ Das Öffnen des Reißverschlusses klang laut in der Dunkelheit.
    „Ich sagte, es reicht!“ Ihre Stimme war so klar und kalt wie die Nacht.
    „He, Baby, nicht so schnell! Du bist eine ganz Wilde, was? Ich bin bereit für dich.“ Er schnappte sich ihre Hand und legte sie an seine Erektion. „Spürst du das? Was meinst du? Ich bin hart wie Stein, Baby. Ich

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