Das verletzte Gesicht
gebe dir ein richtig schönes Weihnachtsgeschenk.“
Entsetzt riss sie die Hand zurück. Wo war der Funken Güte geblieben, den sie bei ihm entdeckt zu haben glaubte? Wie hatte sie sich entgegen besserem Wissen dazu verleiten lassen, ihm zu trauen? Ihre Illusion zerstob, und Lou Kopp verwandelte sich wieder in das gierige Monster, das er war. Angstvoll setzte sie sich gegen ihn zur Wehr. Doch er spreizte ihr die Beine, und als er eine Hand unter das Taillenband ihres Slips schob, fühlte sie sich verloren.
Sie schrie, aber er bedeckte ihren Mund mit der Hand. „Ich wette, ich bin der Erste.“ Als er das Entsetzen in ihren Augen las, lachte er auf. „Dachte ich mir. War mir klar, dass die Jungs nicht gerade Schlange stehen bei dir. Du hast einen tollen Körper, Kleines, aber ich schwöre, man sollte dir einen Sack über den Kopf stülpen.“
Tränen der Verzweiflung kamen ihr.
„Nicht weinen, Baby. Es wird dir gefallen.“ Er öffnete die Hose und zog sein hartes Glied heraus. Über ihr Entsetzen lachte er vulgär.
Charlotte biss ihm in die Hand, warf den Kopf zurück und schrie laut: „Nein!“
Er schlug sie, hart und unerwartet.
„Halt den Mund!“ knurrte er wütend. „Du spielst besser mit, oder du verlierst deinen Job. Außerdem bist du so hässlich, dass du mich dafür bezahlen müsstest.“
Sie lag da und spürte, wie ihr der Stoff über Hüften und Schenkel gezogen wurde. In hilflosem Entsetzen schien sie sich von ihrem Körper zu entfernen. Sie dachte an damals im Kindergarten, als ihr etwas Ähnliches zugestoßen war. Und jetzt lag sie hier, auf einem stinkenden Autositz, in einer schmutzigen Garage und ließ zu, dass Lou Kopp ihr das antat.
Ein Ruck durchfuhr sie. Der aufgestaute Zorn von fünfzehn Jahren, in denen sie sich gewünscht hatte, sich damals heftiger gewehrt zu haben, mobilisierte ungeahnte Kräfte.
Lou Kopp lehnte sich zurück und spuckte sich in die Hand. „Das macht es leichter.“
Wütend ballte sie entschlossen eine Hand zur Faust. „Nein!“ schrie sie und schlug ihm mit aller Kraft gegen das Kinn.
Lou schrie auf, fiel zurück und schlug sich die speichelbedeckte Hand gegen das Kinn. Sie nutzte ihre Chance, hob das rechte Bein und trat wie ein Pferd gegen das, worauf er eben noch so stolz gewesen war. Lou heulte auf vor Schmerz und klappte zusammen.
Sie vergeudete keine Sekunde, riss mit einer Hand die Tür auf, stieß sich ab, fiel rückwärts aus dem Wagen, verlor ihre Schuhe und landete auf dem harten kalten Boden. Sie rappelte sich auf, zog die Strumpfhose hoch, schnappte sich ihre Tasche und rannte barfuß zur Treppe. Ein kurzer Blick zurück zeigte ihr einen stöhnend und fluchend auf dem Vordersitz zusammengekauerten Lou Kopp. Ein verwundeter Wolf, der den Mond anheulte.
Ich habe mich gewehrt! triumphierte sie voller Rachegelüste und lief zur Treppe. Sie würde sich nie mehr ducken und nie mehr feige sein. Sie hatte sich lange genug in Selbstmitleid gesuhlt.
Draußen auf dem Bürgersteig sog sie die frische, kräftigende Luft ein. Die eisige Kälte brannte ihr in den Lungen, reinigte sie. Barfuß, Mantel und Tasche in den Händen, hob sie das Gesicht zum sternenklaren Himmel.
„Ich bin jemand!“ rief sie den Sternen zu und an Gott gerichtet: „Ich akzeptiere das Schicksal nicht, das du mir zugedacht hast. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich werde es ändern. Und wenn du so etwas wie Gnade kennst, hältst du mich nicht davon ab.“ Sie holte tief Luft, leicht erschrocken über die plötzliche Stärke. „Und wenn du versuchst, mich aufzuhalten“, drohte sie Fäuste schwingend dem Himmel, „werde ich dir trotzen!“
3. KAPITEL
M ichael Mondragon blieb in der Hotellobby stehen. Blick und Haltung der Frau aus dem Fahrstuhl gingen ihm nicht aus dem Sinn. Sie hatte die Schultern eingezogen, wie jemand, der schüchtern oder unsicher ist. Ein Instinkt sagte ihm, dass er hätte beharrlicher nachfragen müssen, ob alles in Ordnung war. Aber sie hatte seine Hilfe abgelehnt. Weitere Einmischung hätte als aufdringlich gelten können.
Der säuerliche Blick des Mannes hatte ihm zweifellos signalisiert, sich zurückzuziehen. Er verzog die Lippen. Er kannte diese Typen, echte Schleimbeutel, die auf ein Abenteuer aus waren. Noch ein Grund, warum er sich nicht gut dabei fühlte, ein offensichtlich naives Mädchen mit ihm allein gelassen zu haben. Sie war nicht schön gewesen, aber sie hatte die ausdrucksvollen Augen eines Stummfilmstars gehabt, die beredt
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