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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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begleiteten ihre Fahrt auf den gewundenen Straßen mit einer Serenade.
    Michael parkte vor ihrem Haus und stellte den Motor ab. Er merkte, dass sie sich nervös zurechtrückte, und wandte sich ihr zu. Charlotte starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Ihre Haut schimmerte im Mondschein, und ihre Lippen ließen ihn an die pralle Frucht denken, die sie gegessen hatten. Sie hatte die Arme fest um sich geschlungen, sodass die Brüste hochgeschoben wurden. Unter ihrem schmalen Kleid konnte er die Konturen langer Beine und schmaler Hüften ausmachen. Er sehnte sich nach einer Umarmung.
    Instinktiv spürte er jedoch ihre Angst und Verunsicherung. Sie erwartete einen Annäherungsversuch, und ihr graute davor. Er langte hinüber und legte eine Hand über ihre. Sie zuckte zurück. Er straffte sich, öffnete die Tür und stieg aus. Charlotte war spürbar erleichtert, als er sie vom Wagen zum Haus begleitete.
    Vor der Tür blieb er stehen und betrachtete ihr Gesicht. In ihrer Mimik lag nichts Aufforderndes. Es gab keinen Hinweis, dass sie sich überreden ließe, ihn mit hineinzunehmen.
    „Das Haus ist dunkel. Schläft Melanie?“
    „Vielleicht sollten wir uns hier verabschieden“, schlug sie nervös vor. „Damit wir sie nicht wecken.“ Sie reichte ihm die Hand, ein Muster an Höflichkeit. „Danke für ein schönes Dinner.“
    Seine Enttäuschung war kaum zu überbieten. Er sehnte sich nach ihr und war froh, dass die Dunkelheit den Beweis seines Verlangens verbarg. „Ihnen ist schon klar“, begann er und hielt ihre Hand fest, „dass ich morgen zurückkommen muss, um mit der Gartenarbeit zu beginnen.“
    „Das ist, wie Sie schon sagten, Ihr Job“, erwiderte sie schwach lächelnd.
    Touché. Er war befangen, verunsichert und wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Seine Chancen, wenigstens einen Gutenachtkuss zu bekommen, schwanden zusehends.
    Charlotte räusperte sich. „Nun ja, dann brauchen Sie Ihren Schlaf umso nötiger.“
    Er beugte sich vor, die Lippen nah an ihren. „Ich bin überhaupt nicht müde.“ Sein jungenhafter Übereifer hätte ihn zum Lachen gebracht, wenn sein Verlangen nicht so heftig gewesen wäre.
    Wie in Panik blickte Charlotte hektisch nach rechts und links und bekam kein Wort mehr heraus. Er konnte nicht ertragen zu sehen, wie unbehaglich sie sich fühlte.
    „Charlotte“, sagte er leise und streichelte ihr die Wange. „Warum hast du Angst vor mir?“
    Sie senkte den Kopf, doch er hob ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. „Schsch“, machte er beruhigend, „ich würde dir nie wehtun.“
    Sie wich zurück gegen die Tür, doch Michael kam langsam näher. Ihr Atem ging heftiger, und Michael zögerte kurz, ehe er die Lippen sacht auf ihre drückte. Ein zarter Kuss auf trockenen Lippen, ein sanftes Necken. Keine Reaktion, jedoch spürte er, dass er allmählich ihre eisige Abwehr überwand.
    Er verstärkte den Druck ein wenig. Welche Lippen bebten mehr, seine oder ihre? Vorsichtig hob er ihr Gesicht an, und plötzlich ging Charlotte leise seufzend auf den Kuss ein.
    Erregung durchströmte ihn heiß und machte ihn benommen, als sie die Lippen öffnete. Er zog sie leidenschaftlich an sich. Sie erschauerte in seinen Armen, oder zitterte er? Er konnte es nicht sagen. Seine Hände strichen ihren Rücken hinab, zu dem kleinen Po und wieder hinauf zu den Schultern, ihre Körper, Brust, Bauch, Hüften, eng aneinander geschmiegt.
    Ein Laut wie ein leises Wimmern ließ ihn zurückweichen. Er lockerte die Umarmung, lauschte einen Moment ihrer heftigen Atmung, lehnte sich leicht zurück und betrachtete ihr im Halbdunkel kaum erkennbares Gesicht.
    Ihre Lippen waren geschwollen. Sie senkte so verlegen den Blick, dass er sich fragte, ob sie das spielte. „Charlotte? Ist etwas nicht in Ordnung?“
    Als sie ihn ansah, merkte er erstaunt und mit einem heißen Gefühl der Zuneigung, dass ihre Scheu echt war. Der Blick aus diesen großen Augen verriet alles. Sie hatte Angst und misstraute seiner Leidenschaft. In dem Moment begehrte er sie wie nie eine Frau zuvor. Da seine Gefühle für sie jedoch weit über reine Lust hinausgingen, zog er sich zurück. „Es ist spät. Ich sollte heimfahren.“
    Sie senkte den Kopf und nickte.
    „Wir sehen uns morgen, Charlotte.“
    „Ja, bitte. Ich freue mich darauf.“
    „Ich komme früh“, sagte er erleichtert. „Gegen neun.“
    „Ich warte.“
    Sie wird warten, dachte er, aber wohl nicht so sehnsüchtig wie ich. Vermutlich bekam er heute Nacht kein Auge zu. Es

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