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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Hals.
    Mein Ring! Eilig holte sie ihn aus dem Schmuckkästchen. Es läutete wieder. Ihr blieb keine Zeit, den Ring auf die Kette zu fädeln, deshalb steckte sie ihn an den Finger und lief zur Tür. Leicht befangen, atmete sie noch einmal tief durch und öffnete.
    Plötzlich vor Michael zu stehen nach all den Monaten der Sehnsucht war wie ein Traum. Das schmale nachdenkliche Gesicht, die dunklen Augen, das noch feuchte, im Nacken zusammengebundene Haar, ein weißes, langärmeliges Hemd, schwarze Hose mit einem schmalen Ledergürtel und Ledersandalen, das alles nahm sie mit einem Blick wahr.
    Einen Moment standen sie sich wie hypnotisiert gegenüber. Auch Michael betrachtete sie, besorgt über ihren Gewichtsverlust. Sein Blick wanderte zu ihrem Hals, wo sie normalerweise den Ring an einer Kette trug. Kaum merklich verfinsterte sich seine Miene.
    Charlotte legte ihm rasch die linke Hand auf die Brust. Er sah hinab, entdeckte den Ring und lächelte.
    „Ich habe dir geschrieben“, begann er und sah ihr in die Augen, „ich habe angerufen und ich habe Blumen geschickt.“
    „Blumen?“ wiederholte sie erfreut.
    „Du hast sie nicht bekommen? Das verstehe ich nicht.“
    „Das klären wir später. Nimm mich erst mal in die Arme.“
    Er kam einen Schritt näher und folgte der Bitte sofort.
    „Ich bringe den Kerl um!“
    „Es ist doch nicht mehr wichtig. Ich bin hier bei dir. Solange wir zusammen sind, ist alles okay.“
    „Es ist wichtig“, widersprach Michael resolut.
    „Ich möchte nicht, dass du dich mit Freddy anlegst. Ich werde ihm sehr deutlich sagen, dass er sich nie wieder in mein Privatleben einmischen soll.“
    „Nach alledem wirst du den Kerl doch nicht als deinen Agenten behalten?“
    Charlotte saß sehr still. „Ich möchte darüber jetzt nicht reden.“
    „Ich aber. Er ist nicht gut für dich, und er ist zweifelsfrei schlecht für uns. Er will uns auseinander bringen, siehst du das nicht?“
    „Natürlich sehe ich das. Und ich werde ihm klar machen, dass er das nicht kann. Ich werde mit Freddy fertig.“
    Melanie betrat den Raum, die Arme vor der Brust verschränkt. „Freut mich, das zu hören, er ist nämlich am Telefon.“
    Leicht beklommen stand Charlotte auf. „Ich komme.“ Sie wollte einige Dinge gleich klären.
    Melanie und Michael tauschten einen mitfühlenden Blick, während sie telefonierte. Melanie lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Michael nahm sein Glas, ohne zu trinken. Er schwenkte die Eiswürfel, bis Charlotte auflegte und in den Raum zurückkehrte.
    Melanie stieß sich von der Wand ab. „Also? Was wollte das Ekel?“
    Charlotte rieb sich fröstelnd die dünnen Arme. Sie hatten wegen Michael gestritten. „Er hat ein neues Projekt, das er mit mir besprechen möchte. Es geht um viel Geld, und er sagte, es ist eine großartige Rolle.“
    „Wann soll es losgehen?“ fragte Michael skeptisch.
    „Ich bin nicht sicher. Ziemlich bald.“
    „Verdammt, Charlotte!“ explodierte Melanie. „Er bringt dich um. Du brauchst eine Pause. Du kannst nicht gleich wieder arbeiten. Sieh dich doch an!“
    „Ich weiß.“ Sie hatte Freddy dasselbe gesagt, doch er hatte ihre Einwände mit seinem üblichen Elan beiseite gewischt. Alles würde großartig werden, hatte er gemeint, sie solle es nur ihm überlassen.
    Er war vollkommen fixiert auf den Abschluss dieses neuen Vertrages und würde ihren Widerstand gnadenlos zu brechen versuchen. Im Augenblick bezweifelte sie, genügend Kraft zu haben, um ihm Paroli bieten zu können. Sie brauchte Erholung. „Ich muss weg“, sagte sie. „Er will herkommen.“
    „Gut!“ meinte Michael ungehalten. „Ich hätte ihm einiges mitzuteilen.“
    „Ich will ihn nicht sehen. Ich möchte keine Szene.“
    Michael stand entschlossen auf. „Dann schnapp dir deine Koffer, wir gehen.“
    „Was? Wohin?“
    Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und sah ihr in die Augen. Er wollte sie nicht bedrängen, wie Freddy es tat. Sie sollte sich frei entscheiden.
    „Komm mit zu mir nach Haus. Ich habe eine kleine Blockhütte am Wald. Es ist schön dort, umgeben von Bäumen, mit Blick auf den See. In der Gärtnerei bist du sicher. Es ist abgelegen und privat. Zwischen Blumen und Büschen kannst du dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Meine Mutter wird dich mit guter mexikanischer Küche aufpäppeln. Bobby bringt dich zum Lachen, und ich …“ Er sah ihr tief in die Augen. „Ich werde dich vor allem schützen, was dich in irgendeiner Weise belasten

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