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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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könnte.“
    „Ich … ich kann nicht einfach verschwinden. Ich habe Verpflichtungen. Ich muss einige Leute benachrichtigen.“
    „Das übernehme ich“, erbot sich Melanie. „Dafür bezahlst du schließlich Presseagenten und Sekretärinnen.“
    „Charlotte, du schindest Zeit. Ja oder nein?“
    „Deine Koffer sind gepackt“, drängte Melanie. „Du musst sie nur ins Auto werfen.“
    Sie konnte Michaels impulsiven Vorschlag kaum fassen. Er handelte nie unüberlegt und sie auch nicht. Das machte seine Einladung umso verlockender.
    „Es ist wie in
Camille
. Marguerite ist krank, und ihr Geliebter bringt sie aufs Land, damit sie sich erholt.“ Lachend fügte sie hinzu: „Es ist wohl nicht angemessen zu erwähnen, dass sie starb.“
    „Schreib dein eigenes Ende“, riet Melanie. „Fahr nur und sei glücklich. Ich halte hier die Stellung.“
    „Charlotte?“ Michael wurde ungeduldig.
    „Bitte, Melanie, ruf Mrs. Cookson an und sag ihr, sie möchte alle informieren, dass ich auf unbestimmte Zeit verreist bin. Die Adressen sind in meinem Rollregister.“ Charlotte überlegte, dass Freddy sie holen würde, wenn er wüsste, dass sie mit Michael zusammen war. „Wenn Freddy kommt, sag ihm, ich bin auf dem Land zur Kur und erhole mich. Der Vorschlag kam ja sogar von ihm.“ Obwohl sie mit Melanie sprach, sah sie Michael an, und der lächelte.

16. KAPITEL
    M ichael brachte sie in der Blockhütte unter. Charlotte fand das Haus mit den zwei Schlafzimmern bezaubernd und hörte erstaunt, dass er es selbst gebaut hatte. Mittelpunkt des großen Wohnraumes war ein massiver Kamin. Abgesehen von einem neuen Doppelbett, einem großen Eichentisch und einigen aus Ästen gezimmerten Stühlen gab es kein Mobiliar.
    Gleich nach der Ankunft steckte Michael sie ins Bett, damit sie sich ausruhte. Sie fühlte sich geborgen wie in einem Kokon, murmelte noch etwas, wie schön das Haus sei, und war bereits eingeschlummert.
    Sie schlief drei Tage in dem großen Himmelbett, während Michael auf einer Liege im Nebenraum nächtigte.
    Später erinnerte sie sich vage, Wasser und kräftige Hühnerbrühe getrunken zu haben, die Michael ihr auf einem Tablett servierte, und ins Bad gewankt zu sein.
    Am Morgen des vierten Tages erwachte sie zum Geräusch eines Sprengers, der in Intervallen den frisch gesäten Rasen vor dem Haus wässerte. Aus der Ferne hörte sie das Brummen eines Traktors, Vogelgezwitscher und gelegentliches Rufen. Ihre Knochen fühlten sich bleiern an, und ihr Mund war trocken.
    „Du bist wach“, stellte Michael in der Tür stehend fest. „Möchtest du ausprobieren, ob dich deine Beine tragen?“
    „Ich bin noch sehr müde.“
    „Dann bleib im Bett. Du kannst es dir leisten, du hast nichts zu tun.“
    Faulenzen war ihr jedoch fremd. „Ich glaube, ich stehe auf.“ Das tat sie, wenn auch auf wackeligen Beinen. Nach einem Bad in einer Wanne mit Löwenfüßen und Michaels Rücken- und Kopfmassage hüllte sie sich in einen blauen Bademantel.
    Michael brachte ihr ein Glas Wasser mit Zitrone. „Du musst viel trinken, um Toxine auszuspülen. Bobby hat mir einen ganzen Maßnahmenkatalog und Vitamine für dich gegeben.“ Er verschwieg, dass er die Schmerztabletten in ihrer Kulturtasche gefunden hatte. Darüber würden sie später reden, wenn sie kräftiger war.
    „Du verwöhnst mich. Ich sollte dir helfen.“
    „Nein,
Querida
, ruh dich aus. Ich sorge für dich. Trink das Wasser. Ich mache uns etwas zu essen.“
    Weitere zwei Tage tat sie nichts und ließ sich rundum verwöhnen. Sie schlief so gut wie nie. Michael sah mehrmals täglich nach ihr, obwohl er in der Gärtnerei eine Menge zu tun hatte. Bobby kam vorbei, um mit ihr zu plaudern. Am Abend kochte Michael für sie und las ihr später etwas vor, während sie in seinen Armen lag. Am fünften Tag fühlte sie sich fit genug, um wieder hinauszugehen, eigentlich sogar gut genug, sich ein wenig zu langweilen.
    Da überbrachte Michael ihr die Einladung seiner Eltern zum Sonntagsdinner. Er erklärte, es sei Familientradition, sich jeden Sonntag bei seinen Eltern zum Essen zu treffen.
    „Süß“, erwiderte sie und schlürfte ihren Tee. „Hast du viele Mädchen mit zum Essen gebracht?“
    „Nein, eigentlich keine. Ich habe Mädchen … Frauen auf einen Drink mit nach Hause gebracht oder einfach, um Hallo zu sagen. Aber eigentlich war es mir immer lieber, Familie und Freunde zu trennen. Das waren …“, er zuckte die Achseln und blickte auf seine Hände, „… verschiedene

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