Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
Vom Netzwerk:
Welten.“
    Eine unerwartete Antwort. Sie hatte damit gerechnet, dass er bei seinem guten Aussehen ganze Ladungen von Freundinnen heimgeschleppt hätte. Ihrem Besuch gab das allerdings eine besondere Bedeutung.
    „Vielleicht sollte ich noch warten, bis es mir besser geht“, versuchte sie es hinauszuzögern.
    „Charlotte, wir haben schon viel Zeit verschwendet. Ich bin dreißig. Ich will nicht weiter so tun, als wären wir nur locker befreundet. Ich bin zu alt für solche Spielchen, und sie entsprechen nicht meinem Naturell. Ich weiß, was ich will, und ich will es jetzt. Ich war deinetwegen geduldig, aber jetzt sage ich, zur Hölle damit. Deine Karriere wird es überleben, aber ich vielleicht nicht, wenn ich mich weiter verstellen muss. Du trägst meinen Verlobungsring.“ Er nahm ihre beringte Hand und küsste sie. „Ich will allen sagen, dass du zu mir gehörst.“
    „Nun, wenn du es so darlegst“, begann sie schmunzelnd, „sollten wir vielleicht bei deinen Eltern anfangen.“
    Er zog sie lächelnd an sich.
    „Wissen deine Eltern, dass ich hier lebe?“
    „Natürlich.“
    Sie musste daran denken, wie ihre Mutter es verdammen würde, wenn eine junge Frau vor der Ehe mit einem Mann zusammen lebte. Wenigstens sind wir verlobt, dachte sie. „Was macht eine Gringa wie ich ihrer zukünftigen Schwiegermutter für ein Geschenk?“
    „Ein Enkelkind“, erwiderte er und küsste sie innig.
    Am Sonntag kleidete Charlotte sich besonders sorgfältig. Auf dem Bett stapelten sich bereits die Sachen, die keine Gnade gefunden hatten: alle kurzen, eng anliegenden Kleider und solche mit tiefem Ausschnitt. Kräftige Farben waren vielleicht zu auffallend, und strenge Schnitte erschienen in ländlicher Umgebung eher unangebracht. Händeringend stand sie im Slip vor ihrem Bett und dachte plötzlich an ihren kleinen Schrank in Chicago, in dem nur ein gutes Kleid für alle Anlässe gehangen hatte. Das Mädchen von damals war Welten von ihr entfernt.
    Michael umarmte sie von hinten und küsste ihr den Nacken.
    „Ich verstehe nicht, warum du so viel Aufwand treibst. Es ist nur die Familie.“
    „Du bist wirklich keine Hilfe“, beklagte sie sich und lehnte sich an ihn. „Du duschst dir einfach den Tagesschmutz ab und steigst in deine Uniform aus weißem Hemd und schwarzer Hose.“
    „Ich mag weiße Hemden.“
    „Wie leicht ihr Männer es habt. Solange ihr sauber seid und euch die Nägel schneidet, sind wir schon mit euch zufrieden.“ Sie drehte sich halb um und sah sein weißes Hemd und die schwarze Hose. „Aha, schon fertig. Wie ich sehe, hast du die Dockers gegen Armani getauscht.“
    „Nun ja, schließlich ist es ein besonderer Anlass“, erwiderte er schief lächelnd.
    Schließlich entschied sie sich für ein schlichtes Chanelkleid, das sie bei einem ihrer Pressetermine getragen hatte. Ihre letzte Kostümbildnerin hatte behauptet, mit Chanel träfe man immer den richtigen Ton. Da Estelle zwei Oscars für ihre Entwürfe eingeheimst hatte, durfte man ihrem Urteil wohl trauen.
    Obwohl Michael warnte, seine Familie seien einfache Leute, die sich nicht so förmlich kleideten, war sie zu sehr darauf aus, einen guten Eindruck zu machen, um ihm zu glauben. Ihre zukünftige Familie kennen zu lernen verlangte nach einem Oscar-reifen Auftritt. Um den Hals legte sie eine kleine Perlenkette, damit es nicht zu aufdringlich wirkte, dazu trug sie goldgefasste Perlenohrstecker und an den Händen lediglich den Diamantring.
    Auf den Eingangsstufen zum farbenfroh gestrichenen Farmhaus der Mondragons wusste sie bereits, dass sie sich zu fein gemacht hatte. Am Fenstertisch saßen zwei Männer in Baumwollhosen und hellblauen, am Kragen offenen Hemden beim Kartenspiel. Auf dem Boden streckten sich zwei Kinder in Shorts und Baumwoll-T-Shirts aus und spielten Monopoly.
    Es war nur eine Frau im Raum, groß, starkknochig und selbstsicher, die einem der Männer im Befehlston etwas zurief. Vermutlich war der Jüngere der beiden ihr Mann. Sie trug einen weiten, langen roten Baumwollrock und dazu ein gelbes Hemd, das die vielen Sommersprossen auf ihrer hellen Haut betonte. Ihr langes hellbraunes Haar war offen. Als einzigen Schmuck trug sie große Goldkreolen an den Ohren und einen breiten goldenen Ehering an einer großen Hand.
    Charlotte krümmte die Zehen in ihren teuren Ferragamo Pumps und wünschte, es wären Sandaletten. Sie wollte schon Perlenkette und Ohrstecker in der Tasche verschwinden lassen, als Bobby sie lächelnd entdeckte.
    „Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher