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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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sie, eine Handvoll Menschen und Drachen, dem mächtigen Orden entgegentreten? Oder wenigstens dem einen Kloster, in dessen Mauern Ben zu Tode gefoltert worden war? Yanko stand auf dem höchsten Turm und starrte ununterbrochen in Richtung Küste. Dort lag das verfluchte Kloster.
    Nach dem Regen in der Nacht nach Bens Tod schien nun wieder die Sonne, und das Meer lag ruhig da. Unerträglich ruhig für Yankos Geschmack. Unvermittelt ertönte da ein anschwellendes Heulen, und wie aus dem Nichts wurde die See aufgewühlt; sie brach auf wie ein Vulkan.
    Einen Moment lang erwartete Yanko, ein gigantischer Münzmolch, Krake oder gar ein Drache würde aus der Tiefe auftauchen und sich auf sie stürzen und alle fressen, bis ihm klar wurde, dass das Heulen nicht von einem lebenden Wesen stammte. Eben war aus dem Nichts ein Sturm aufgezogen.
    Auch wenn sich direkt über der Insel kein Lüftchen regte, ringsum wuchsen die Wellen gewaltig an. Von einem Moment auf den nächsten türmten sie sich haushoch und rasten über das Meer. Vor den Mauern der Festung schrien die
drei Verurteilten, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Sie starrten aufs tobende Meer, konnten jedoch nicht den leisesten Wind im eigenen Haar spüren. Auch wenn sie sich daran gewöhnt hatten, dass geflügelte Drachen ihnen nichts antaten, das war zu viel.
    Die Sage hat recht, dachte Yanko. Obwohl er bereits den zweiten Sturm erlebte, war er erst jetzt wirklich überzeugt. Den ersten hatte er nicht kommen sehen, er war vor ihnen da gewesen, und dann hatte die Rettung von Nesto und Finta alle klaren Beobachtungen verhindert. Doch dieser Sturm war ohne die geringste Ankündigung aufgezogen. Und wenn die Sage recht hatte, dann musste da draußen irgendwo ein Schiff sein. Rückte etwa der Orden mit einer Flotte an?
    Hastig suchte er den direkten Weg zur Küste ab und ließ den Blick weiter nach rechts und links wandern. Von einer Flotte entdeckte er nicht die geringste Spur, lediglich ein kleines Fischerboot mit zerrissenen Segeln wurde von den Wellen gnadenlos herumgeschleudert. An Bord befand sich nur eine kleine Gestalt, die sich hilflos an den Mast klammerte und jederzeit über die Reling gespült werden konnte.
    »Juri, da!«, schrie er dem Drachen zu, der im Innenhof gedöst hatte, bis der Sturm dumpf zu heulen begonnen hatte, und deutete aufs Meer. »Mach schnell!«
    Ohne nachzufragen, stürzte Juri los. Mit seinen scharfen Augen hatte er das Boot augenblicklich entdeckt und erreichte es rechtzeitig, bevor es vollkommen in Stücke gerissen wurde. Er packte die kleine menschliche Gestalt und kämpfte sich zurück. Warum nur flaute der Sturm nicht sofort ab, nachdem er das Schiff versenkt hatte? Das hatte der
Beutelnäher Ailon nicht besonders gut hinbekommen. Juri wurde schrecklich durchgeschüttelt, und Yanko befürchtete schon, er würde den nächsten Freund verlieren. Und den hätte er dann sogar selbst in den Tod geschickt! Da erreichte der Drache ausgepumpt und durchnässt die Insel und fiel vor der Festung zu Boden. Yanko eilte hinaus.
    »Juri! Alles in Ordnung?«, rief er, und erst als der Drache bejahte, wandte er sich dem Mensch vor dessen Klauen zu. Es war ein rothaariger Junge mit Sommersprossen und kleinen, abstehenden Ohren. Er war wohl jünger als Yanko, zumindest einen halben Kopf kleiner. Noch immer spuckte er Salzwasser aus.
    »Was wolltest du so allein auf dem Meer?«, raunzte Yanko ihn an, als wäre er sein großer Bruder.
    Auch Nica, Sidhy und Byasso waren inzwischen aus der Festung gekommen und starrten den Jungen gespannt an.
    »Ich wollte zu euch.« Hustend wandte er sich an Juri und keuchte: »Danke.«
    »Bitte«, sagte der Drache knapp, sah ihn aber freundlich an.
    »Zu uns?«, fragte Yanko misstrauisch.
    »Ihr seid doch die Leute, die Drachen mit Flügeln mögen? «
    »Und?«
    »Ich wollte mich euch anschließen.«
    »Aha.« Mitleidig sah Yanko auf ihn herunter. »Und warum? «
    »Weil ich glaube, dass ihr recht habt.« Er deutete auf Juri. »Und der da hat mich gerettet.«
    »Das hat er aber nicht getan, bevor du in dein Boot gestiegen bist. Hast du noch nie vom Verlies der Stürme gehört?«
    »Doch. Aber ich dachte, die Geschichte sei so falsch wie die vom Fluch in Drachenflügeln.«
    Yanko nickte und stieß ein Schnauben aus. Schneid hatte der Kleine. »Wie heißt du?«
    »Gibor.«
    »Aber woher wusstest du, dass wir hier sind?«, mischte sich Nica ein. »Wie hast du uns gefunden?«
    Verwirrung zeigte sich auf Gibors Gesicht. »Na

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