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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gegeben hatte, den er zwischenzeitlich verloren zu haben schien. Sie zeigte ihm, welchen Wert das Leben hatte, wie schön es sein konnte, wenn man es nicht allein verbrachte. Noch immer besuchte er regelmäßig den Friedhof in Sossenheim, wo sich das Grab seiner Frau und seines Sohnes befand, noch immer brachte er Blumen hin, setzte im Frühjahr und manchmal auch noch einmal im Sommer frische Pflanzen in die Erde, aber seit dem Moment, in dem sie sich näher gekommen waren, wurde er dabei von Marcia begleitet, die ihn aus seiner Isolation gerissen hatte. Bergers Tochter Andrea, die Psychologie studierte und ihren eigenen Worten zufolge eine Karriere als Kriminalpsychologin, vielleicht sogar als Profilerin anstrebte, hatte die Neue vom ersten Moment an ins Herz geschlossen und freute sich mit ihrem Vater über dessen wiedergewonnenes Glück.
    »Morgen«, sagte Durant und setzte sich. »Hellmer hat mich gestern Abend noch angerufen und …«
    »Ja, ja, ich weiß. Wir haben den jungen Mann. Er war’s …«
    »Hat er schon gestanden?«, unterbrach sie Bergers Ausführungen.
    »Das nicht, aber es spricht alles gegen ihn. Der Pfandleiher hat seine Personalien aufgenommen, der Schmuck wurde gleich nachdem er angerufen hat, dort abgeholt und der Tochter vorgelegt, die ihn eindeutig identifiziert hat. Außerdem macht die KTU noch Abgleiche von Fingerabdrücken et cetera. Würde mich wundern, wenn die nichts finden. Sie wollen sich doch bestimmt mit dem Bürschchen unterhalten, oder?«, fragte Berger und lehnte sich zurück.
    »Gleich. Gibt’s sonst irgendwas Neues?«
    »Reicht das nicht?«, entgegnete Berger und strich sich über den ehemals so gewaltigen Bauch, der jetzt nur noch ein Bäuchlein war. Zweiundvierzig Kilo hatte er in den letzten anderthalb Jahren abgenommen. Er hatte es selbst vor kurzem stolz verkündet, wobei er zugab, dass er dies ausschließlich der Liebe zu verdanken hatte. Er rauchte nicht mehr, trank nur noch Wasser und ernährte sich anscheinend sehr gesund.
    »Doch, schon. Wo ist er?«
    »Noch in seiner Zelle. Es war allerdings auch schon ein Anwalt hier, der ziemlichen Rabatz gemacht haben soll. Sie kennen das ja. Die Eltern schwören Stein und Bein, dass ihr Sohn nie zu einer solch schrecklichen Tat fähig wäre. Es müsse sich um ein Missverständnis handeln. Wer’s glaubt!«
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte Durant und erhob sich. »Bei mir werden die Leute in der Regel gesprächig.«
    Sie rief einen Beamten aus dem Zellentrakt an, um den Tatverdächtigen in ihr Büro zu bringen. Fünf Minuten später wurde der junge Mann hereingeführt. Sie schloss die Verbindungstüren zu den anderen Büros und setzte sich hinter ihren Schreibtisch, nahm die Akte, schlug sie auf, überflog die Personalangaben und sah den jungen Mann an. Er war etwa einsachtzig, sehr schlank, sein blondes Haar war kurz geschnitten, und er hatte blaue Augen. Er wirkte verschüchtert und übernächtigt. Kein Wunder, dachte Durant, auf dieser Holzpritsche könnte ich auch kein Auge zumachen. Dem Blick von Julia Durant wich er aus, als würde er sich schämen.
    »Herr Scheffler, ich bin Hauptkommissarin Durant und leite die Ermittlungen im Mordfall Beck. Deshalb sind Sie auch hier. Meine Kollegen haben Sie sicherlich schon informiert, dass die Wohnung von Herrn Beck noch einmal eingehend auf Spuren untersucht wird, die belegen sollen, dass Sie dort waren. Haben Sie ihn getötet?«
    Scheffler schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Soll ich das als ein Nein verstehen?«, fragte Durant.
    »Ich war’s nicht, ich schwör’s«, sagte Scheffler.
    »Und wie kommen Sie dann zu dem Schmuck?« Durant beugte sich nach vorn und versuchte in dem Gesicht ihres Gegenübers zu lesen. Alles, was sie sah, war Angst.
    »Jemand hat ihn mir gegeben.«
    »So, jemand hat Ihnen den Schmuck also gegeben. Einfach so. Sie wollen mich doch hier nicht auf den Arm nehmen, oder? Denken Sie sich bitte eine bessere Geschichte aus. Oder nennen Sie mir den Namen des großen Unbekannten.«
    »Ich habe Herrn Beck nicht umgebracht, bitte glauben Sie mir …«
    »Warum sollte ich Ihnen das glauben? Solange Sie nicht den Mund aufmachen, sind Sie für mich ein kaltblütiger Mörder. Sie haben die Tat geplant, Herrn Beck brutal ermordet und ihn ausgeraubt.« Sie machte eine Pause. Scheffler hielt den Blick zu Boden gesenkt.
    Er hat Angst, dachte Durant, panische Angst. Aber wovor? »Sie haben also nicht mit einem Kerzenständer mehrmals auf den wehrlosen alten Mann

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