Das verlorene Gesicht
wurden schmal. »Und wer behauptet, dass es die sicherste Möglichkeit ist? Du? Logan? Ihr wart beide nicht in der Lage, für eure eigene Sicherheit zu sorgen, und Joe liegt im Krankenhaus. Warum sollte ich annehmen, dass ihr es schafft, dafür zu sorgen, dass mir nichts passiert?«
Panik erfasste Eve. »Mom, bitte. Du musst tun, was ich sage.«
»Blödsinn.« Sandra sah ihr in die Augen. »Ich habe alles getan, was du und Margaret mir gesagt habt. Ihr behandelt mich alle, als wäre ich ein schwachsinniges Kind. Das ist vorbei, Eve.«
»Ich will nur, dass du in Sicherheit bist.«
»Dafür werde ich selber sorgen.« Sie wandte sich an Logan. »Fahren Sie mich zu den Peachtree Arms Apartments. Das liegt ganz in der Nähe von Piedmont.«
Eve kannte die Adresse. »Du willst zu Ron?«
»Allerdings. Da wollte ich von Anfang an hin.«
»Glaubst du wirklich, er wird dich bei sich aufnehmen und verstecken?«
»Das werde ich schon feststellen, oder? Vielleicht diskutieren wir auch darüber und kommen zu dem Schluss, dass ich mich als Zeugin der Schießerei melde, deren Opfer Joe ist. Ich könnte sie bitten, mich in Schutzhaft zu nehmen. Was auch immer ich tue, es ist meine Entscheidung.« Sie blickte Logan an. »Fahren Sie los oder lassen Sie mich aussteigen.«
Logan zögerte, dann trat er aufs Gas. »Das könnte ein Fehler sein, Sandra.«
»Wenn es einer ist, dann wird es nicht mein erster sein. Verdammt, ich habe schon jeden Fehler gemacht, den ich machen konnte.« Dann sagte sie zu Eve: »Ich werde nicht ins Krankenhaus gehen können, aber ich werde mehrmals täglich dort anrufen und dich über Joes Zustand auf dem Laufenden halten.«
»Mom, riskier das lieber nicht. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustieße.«
»Wag es nicht, so mit mir zu reden. Du bist meine Tochter, nicht meine Mutter. Du passt auf dich auf, ich passe auf mich auf. Keine Schuldgefühle, verdammt. Ich werde keine zweite Bonnie sein.«
Eves Augen weiteten sich.
»Herrgott noch mal, sieh mich nicht so an.« Sandra beugte sich vor und fasste Eve bei den Schultern. »Lass mich einfach los. Lass sie los.«
»Hier geht es nicht um Bonnie.«
»O doch, sie ist immer da, jeden Tag, jede Minute. Sie ist in all deinen Worten und Gesten.«
»Das stimmt nicht.«
Sandra schüttelte den Kopf. »Du musst sie nicht vergessen, um sie loszulassen, Liebes. Lass einfach ein bisschen Licht in dein Leben. Es ist so dunkel, wo du bist.«
»Es – geht mir gut. Alles wird gut, wenn das hier vorüber ist.«
»Wirklich?«
»Mom, das ist mir im Moment zu viel.«
»Ich sage nichts mehr. Ich weiß, dass du leidest. Aber versuch nicht, mein Leben in die Hand zu nehmen, Eve. Ich habe zu lange gebraucht zu lernen, es selbst zu tun.«
»Wir sind gleich in Piedmont«, sagte Logan.
»Das Arms ist gleich um die Ecke.«
»Was ist, wenn Ron nicht zu Hause ist?«, fragte Eve.
»Ich habe einen Schlüssel.« Sandra lächelte. »Ich habe ihn seit unserer dritten Verabredung. Dass ich dir nie davon erzählt habe, sagt etwas darüber aus, wie sehr du mich eingeschüchtert hast, stimmt’s?«
»Ich habe nie versucht –«
»Ich weiß.« Logan hatte vor dem Apartmenthaus gehalten und Sandra stieg aus und nahm ihren Koffer. »Ich rufe alle drei Stunden im Krankenhaus an. Wenn du nichts von mir hörst, heißt das, dass sein Zustand unverändert ist.«
»Sei vorsichtig. Es bringt mich um, wenn du dich so in Gefahr begibst.«
»Und ich bin froh, dass ich selbst etwas in die Hand nehmen kann. Ich bin mir die ganze Zeit vorgekommen wie ein Bauer auf einem Schachbrett, der von dir und Logan und selbst von diesem Fiske hin und her geschoben wird. Es wird Zeit, dass ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehme.«
Verblüfft sah Eve ihrer Mutter nach, wie sie das Apartmenthaus betrat.
»Phoenix steigt aus der Asche auf?«, murmelte Logan.
»Sie tut das Falsche. Ich fürchte mich zu Tode.«
»Vielleicht auch nicht. Womöglich ist Ron ein anständiger Kerl, der alles in seiner Macht Stehende tut, um sie zu schützen.«
»Vor Lisa Chadbourne? Vor Timwick?«
»Immerhin ist Fiske aus dem Spiel. Unsere First Lady wird einen neuen Killer anheuern müssen und das könnte eine Weile dauern. Vor allem, wenn sie nicht gleich erfährt, dass Quinn Fiske erledigt hat.«
»Nicht genug –«
»Sie können überhaupt nichts tun«, sagte Logan. »Ihre Mutter hat ihre Entscheidung getroffen, Eve. Sie können sie nicht schützen, wenn sie Ihren Schutz nicht akzeptiert.«
»Sie begreift es nicht. Gary und Joe
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