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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Und sie leistet wunderbare Arbeit, indem sie Geld für missbrauchte Kinder sammelt.« »Wirklich?« Margaret wirkte abwesend. »Dieses Kostüm muss von Valentino sein.« Eve lächelte amüsiert. Sie hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ein Energiebündel wie Margaret so auf Kleider abfuhr. Das fragliche Kostüm betonte Lisa Chadbournes schlanke, sportliche Figur ausgesprochen gut. Und das sanfte Beige des Stoffs ließ ihren dunklen Teint und ihr glattes tiefbraunes Haar kontrastvoll leuchten. Die Frau des Präsidenten lächelte ihrem Mann vom Bühnenrand aus zu und sie wirkte sowohl stolz als auch liebevoll. »Sehr nett.« »Glauben Sie, sie hat ihr Gesicht litten lassen? Sie ist angeblich fünfundvierzig, aber wirkt kein bisschen älter als dreißig.« »Kann sein.« Eve löffelte den Rest ihrer Suppe. »Vielleicht hat sie sich auch einfach nur gut gehalten.« »So ein Glück hätte ich auch gerne. Diese Woche habe ich zwei neue Falten auf meiner Stirn entdeckt. Ich vermeide die Sonne. Ich benutze Feuchtigkeitscremes. Ich mache alles richtig, aber es nützt gar nichts.« Margaret schaltete den Fernseher ab. »Es deprimiert mich, sie anzusehen. Und Chadbourne sagt auch immer nur dieselben alten Sachen. Niedrigere Steuern. Mehr Arbeitsplätze. Hilfen für die Kinder.« »Dagegen ist doch nichts einzuwenden.« »Sagen Sie das John. Zum Teufel, Chadbourne sagt und macht immer das Richtige und seine Frau lächelt herzerweichend, engagiert sich in genauso viel Wohltätigkeitsorganisationen wie Evita Peron und backt selbst Plätzchen. Es wird für Johns Partei nicht einfach sein, eine Regierung zu verdrängen, die von allen für das zweite Camelot gehalten wird.« Es sei denn, er fand einen Weg, die andere Partei in den Schmutz zu ziehen. Je mehr Eve darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam ihr das vor, und es gefiel ihr kein bisschen. »Wo ist Logan?« »Er ist schon den ganzen Nachmittag in seinem Arbeitszimmer und telefoniert.« Margaret stand auf. »Kaffee?« »Danke, ich habe erst vor einer Stunde im Labor einen getrunken.« »Na, dann war wenigstens das richtig, Ihnen eine Kaffeemaschine hinzustellen.« »Sie haben Ihre Sache großartig gemacht. Ich habe alles, was ich brauche.« »Glückspilz.« Sie goss sich selbst Kaffee ein. »Das können nicht viele Leute von sich sagen. Die meisten von uns haben nicht so viel Glück. Wir müssen Kompromisse eingehen und –« Erschrocken sah sie auf. »O Gott, es tut mir Leid. Ich wollte damit nicht sagen, dass –« »Vergessen Sie’s.« Eve erhob sich. »Ich glaube, ich habe noch zwanzig Minuten, bis Ihre Inneneinrichter fertig sind. Ich werde mal in mein Zimmer gehen und auch ein paar Telefonate führen.« »Habe ich Sie jetzt verjagt?« »Unsinn. Ich bin nicht so empfindlich.« Margaret musterte eindringlich ihren Gesichtsausdruck. »Das glaube ich doch. Aber Sie haben sich verdammt gut im Griff.« Sie ließ einen Moment verstreichen und fügte dann verlegen hinzu: »Ich bewundere Sie. An Ihrer Stelle könnte ich vermutlich nicht –« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls wollte ich Sie nicht verletzen.« »Sie haben mich nicht verletzt«, sagte Eve freundlich. »Wirklich. Ich muss einige Telefonate führen.« »Dann gehen Sie schon. Ich trinke meinen Kaffee aus und nerve dann die Einrichter, damit sie sich bald verziehen.« »Danke.« Eve verließ die Küche und eilte in ihr Zimmer. Was sie Margaret erzählt hatte, stimmte teilweise. Die Zeit hatte so manche Wunden geheilt und in vielerlei Hinsicht hatte sie Glück. Sie hatte einen befriedigenden Beruf, eine Mutter, die sie liebte, und gute Freunde. Und sie sollte sich jetzt mit einem dieser Freunde in Verbindung setzen und sehen, ob Joe noch mehr über Logan herausgefunden hatte. Es gefiel ihr nicht, wie die Situation sich entwickelte. Nein, zuerst würde sie ihre Mutter anrufen. Erst nach sechsmaligem Läuten nahm Sandra ab, und als sie es tat, lachte sie. »Hallo.« »Ich glaube, ich muss nicht erst fragen, ob es dir gut geht«, sagte Eve. »Was gibt’s so Lustiges?« »Ron hat gerade Farbe verschüttet auf seinem –« Sie unterbrach sich kichernd. »Du müsstest jetzt hier sein.« »Du streichst an?« »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dein Labor streichen wollte. Ron hat mir angeboten, mir dabei zu helfen.« »Welche Farbe?«, fragte Eve misstrauisch. »Blau und weiß. Es wird nach Himmel und Wolken aussehen. Wir probieren einen dieser Anstriche, die man mit Mülltüten macht.« »Mülltüten?«

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