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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Ich hab’s im Fernsehen gesehen.« Der Hörer wurde plötzlich abgedeckt. »Lass das, Ron. Du versaust die Wolken. Die Ecken müssen anders behandelt werden.« Sie war wieder am Apparat. »Wie geht’s dir?« »Prima. Ich war beschäftigt mit –« »Das ist ja schön.« Sie musste wieder lachen. »Keine Engelchen, Ron. Eve kriegt Zustände.« »Engelchen?« »Ich versprech’s dir, nur Wolken.« Herr im Himmel, Engelchen, Wolken. »Du bist ziemlich beschäftigt. Ich ruf dich in ein paar Tagen wieder an.« »Ich bin froh, dass es dir gut geht. Es bekommt dir wohl, mal rauszukommen.« Und ihrer Mutter bereitete das offensichtlich nicht das geringste Problem. »Kein neuer Ärger?« »Ärger? Ach du meinst den Einbruch. Kein bisschen. Joe kam nach der Arbeit mit chinesischem Essen vorbei, aber ist gleich gegangen, nachdem Ron herkam. Es hat sich herausgestellt, dass sie sich kennen. Ist eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, schließlich arbeitet Ron im Büro des Bezirksstaatsanwalts und Joe – Ron, du brauchst mehr Weiß in der blauen Farbe. Eve, ich muss jetzt aufhören. Er ruiniert mir noch meine Wolken.« »Das wollen wir doch nicht. Auf Wiederhören, Mom. Pass auf dich auf.« »Du auch.« Eve lächelte, als sie auflegte. Sandra klang so jung, wie sie sie noch nie erlebt hatte, und alles drehte sich um Ron, und alles und jedes hatte mit Ron zu tun. Es war nichts dagegen einzuwenden, jung zu sein. Die Kinder in den Slums wurden schnell erwachsen und vielleicht konnte Sandra ja jetzt noch etwas von diesem Kindheitszauber einfangen. Warum nur kam sie sich bei diesem Gedanken tausend Jahre alt vor? Weil sie töricht war und eigennützig und vielleicht auch ein bisschen neidisch. Joe. Sie langte nach dem Telefonhörer und hielt plötzlich in der Bewegung inne. Logan hatte gewusst, dass sie zum Friedhof gegangen war. Ihr gefiel die Vorstellung von dem elektronischen Bienenstock im Kutscherhaus überhaupt nicht. Sie litt schon unter Verfolgungswahn. Videokameras waren nicht notwendigerweise mit abgehörten Telefonen gleichzusetzen. Aber es könnte ja doch dasselbe sein. Seit sie angekommen war, hatte sie ständig das undeutliche Gefühl, in einem Netz gefangen zu sein. Dann war es eben Verfolgungswahn. Sie stand auf, holte ihr Handy aus der Umhängetasche und wählte Joes Nummer. »Ich wollte dich auch gerade anrufen. Wie entwickeln sich die Dinge?« »Nichts entwickelt sich. Ich trete auf der Stelle. Logan möchte mich mehr einspannen, als mir angenehm ist. Ich will wissen, womit ich es zu tun habe. Hast du irgendetwas herausgefunden?« »Vielleicht. Aber es ist ziemlich bizarr.« »Ist an der Sache denn irgendwas nicht bizarr?« »Es scheint, dass er in jüngster Zeit von John F. Kennedy besessen ist.« »Kennedy«, wiederholte sie erschrocken. »Ja. Und Logan ist Republikaner, so dass es schon daher bizarr ist. Er hat der Kennedy Library einen Besuch abgestattet und Kopien des Berichts der WarrenKommission über die Ermordung Kennedys angefordert. Er war im Archiv in Denver und dann in Bethesda. Er sprach sogar mit Oliver Stone über die Nachforschungen zu dessen Film JFK. All das unternahm er ganz beiläufig und unauffällig. Ohne jede Eile. Man käme gar nicht auf die Idee, einen Zusammenhang zwischen seinen Handlungen zu sehen, wenn man nicht ein logisches Muster dahinter vermuten würde, wie ich es tue.« »Kennedy.« Das war wirklich merkwürdig. »Das kann nichts mit dem zu tun haben, warum ich hier bin. Sonst noch irgendetwas?« »Bis jetzt nicht. Du wolltest Besonderheiten.« »Nun, die hast du mir ja auch besorgt.« »Ich werde mich weiter umsehen.« Er wechselte das Thema. »Heute Abend bin ich dem neuen Lover deiner Mutter über den Weg gelaufen. Ron ist ein prima Kerl.« »Das glaubt sie auch. Danke, dass du ein bisschen auf sie aufpasst.« »Ich glaube nicht, dass ich in dieser Hinsicht noch mehr unternehmen muss. Ron scheint selbst ziemlich fürsorglich zu sein.« »Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt, Mom befürchtet, ich könnte ihn verscheuchen.« »Kann schon sein.« »Was meinst du damit? Du weißt genau, dass ich immer das Beste für Mom will.« »Klar, und du schreckst vor nichts zurück, um es für sie zu erreichen.« »Bin ich so schlimm?« »Nein«, erwiderte Joe mit sanfter Stimme, »so gut. Also, ich muss jetzt gehen. Diane will um neun ins Kino. Ich ruf dich wieder an, wenn ich mehr weiß.« »Danke, Joe.« »Lass gut sein. Wahrscheinlich habe ich dir nicht besonders geholfen.« Es

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