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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sich zu Eve um. Seine Augen verengten sich misstrauisch.
»Sie sind nicht mehr wütend. Das könnte gut oder schlecht sein.«
»Oder keins von beidem. Warum soll ich mich aufregen? Es ist alles vorbei. Ich gehe packen. Es ist vorbei und ich mache, dass ich von hier fortkomme.«
»Es ist nicht vorbei.«
Sie zuckte zusammen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
»Ich werde mal nach Gil sehen«, sagte Margaret hastig und ging.
Logan ließ Eve nicht aus den Augen. Dann wiederholte er: »Es ist nicht vorbei, Eve.«
»Ich habe mich darauf eingelassen, einen Job für Sie zu erledigen, und zwar nur einen. Selbst wenn ich nicht so wütend wäre, dass ich Ihnen für die ganze Situation am liebsten den Hals umdrehen würde, wäre meine Aufgabe in dem Augenblick erledigt gewesen, als ich den Sarg aus dem Wagen geworfen habe. Wenn Sie glauben, ich würde hier herumsitzen und warten, bis Sie ihn wieder in Ihren Besitz gebracht haben, müssen Sie verrückt sein.«
»Ich brauche ihn nicht wieder in meinen Besitz zu bringen.«
Ihre Augen weiteten sich. »Was soll das heißen?«
»Kommen Sie mit.«
»Was?«
»Sie haben mich verstanden.«
Er drehte sich um und ging.

Kapitel 9
    Der Friedhof.
    Er hatte das schmiedeeiserne Tor bereits passiert, als sie ihn einholte. Zielgerichtet ging er zwischen den Gräbern hindurch.
    Sie folgte ihm nicht. »Was haben Sie vor?«
»Ich hole den Schädel.« Er blieb vor dem Grab von Randolph Barrett stehen und entfernte die Vase mit den Nelken. Er nahm die Schaufel, die hinter dem Grabstein versteckt war, und begann zu graben. Der Boden war weich, er war erst kürzlich umgegraben worden, und die Arbeit ging ihm leicht von der Hand. »Da Sie meine Karten sehen wollten, muss ich Ihnen einen Schädel präsentieren.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Eine alte Leiche auszugraben, bloß um –« Sie holte tief Luft, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. »Großer Gott.«
Er schaute auf und beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Ja, ich habe den Schädel schon vor Monaten aus dem Maisfeld geholt.«
»Und haben ihn hier wieder begraben. Deswegen haben Sie Blumen auf all die Gräber gestellt. Man sollte nicht sehen, dass das Grab geöffnet worden war.«
Er nickte und grub weiter. »Ein Sprichwort besagt, dass das beste Versteck eine gut sichtbare Stelle ist. Ich muss allerdings zugeben, dass ich zu zwanghaft veranlagt bin, um es dabei zu belassen. Ich habe Mark eine Alarmanlage einbauen lassen, die losgeht, sobald jemand die Kiste anrührt, und ich habe ihn eben angewiesen, sie abzuschalten.«
»Dann haben Sie also einen anderen Schädel in den Sarg im Maisfeld gelegt.« Sie warf einen Blick auf den Namen auf dem Grabstein. »War es der von Randolph Barrett?«
»Nein, Barrett muss sein Quartier nur vorübergehend teilen. Er ist mit vierundsechzig Jahren gestorben. Ich wollte einen jüngeren Schädel, deswegen habe ich einen von einer Universitätsklinik in Deutschland gekauft.«
Ihre Gedanken rasten. »Moment mal. Warum? Warum haben Sie sich all die Mühe gemacht?«
»Ich wusste, dass sie mir irgendwann auf die Schliche kommen würden, und ich brauchte etwas, um sie abzulenken. Ich hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Ich gab mir die größte Mühe, keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber irgendetwas muss schief gelaufen sein. Sie hatten noch nicht einmal angefangen, an dem Schädel zu arbeiten. Plötzlich ging alles viel zu schnell und ich musste sie von meiner Fährte abbringen.«
»Was meinen Sie damit, es ging alles zu schnell? Ich weiß überhaupt nicht, wovon zum Teufel Sie reden.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Es ist sicherer für Sie, wenn Sie es nicht wissen.« Er warf die Schaufel hin, bückte sich und hob eine viereckige, bleiverkleidete Kiste aus dem Grab. »Sie brauchen nur das zu tun, wofür ich Sie bezahlt habe.«
»Und ich brauche nicht Bescheid zu wissen?« Sie war zutiefst schockiert, als ihr die ganze Tragweite seines Täuschungsmanövers klar wurde. »Warum, Sie Scheißkerl?«
»Vielleicht bin ich das.« Er stellte die Kiste ab und begann, das Grab wieder zuzuschaufeln. »Aber das ändert auch nichts.«
»Es ändert alles.« Ihre Stimme zitterte vor Wut. »Sie haben mich mit in dieses verdammte Maisfeld geschleppt, obwohl Sie die ganze Zeit wussten, dass es völlig sinnlos war.«
»Es war nicht sinnlos. Diese Leute wussten, dass ich Sie angeheuert habe, und ich brauchte Sie, um die Sache überzeugender zu gestalten.«
»Was mich beinahe

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