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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ging wieder an den Schreibtisch und öffnete eine Schublade.
»Okay, gehen wir die Sache noch einmal durch. Sie hatten nicht angenommen, dass das, worum ich Sie gebeten habe, ernsthafte Probleme verursachen könnte. Offenbar haben Sie das falsch gesehen. Diese Leute wollen den Schädel so dringend haben, dass sie bereit sind, dafür zu töten. Sie halten ihn also für ebenso wichtig wie ich.«
Sie warf den Inhalt der Schublade in den Koffer. »Es ist nicht Kennedy.«
»Dann beweisen Sie es ihnen. Beweisen Sie es denen und mir.«
»Sie können mich mal. Ich brauche niemandem etwas zu beweisen.«
»Ich fürchte doch.«
Sie fuhr herum und sah ihn an. »Den Teufel werde ich.«
»Sie müssen es beweisen, wenn Sie am Leben bleiben wollen.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Und wenn Ihnen das Leben Ihrer Mutter lieb ist.«
Sie zuckte zusammen. »Wollen Sie mir etwa drohen?«
»Ich? Keineswegs. Ich sage Ihnen nur, wie die Dinge liegen. Die Situation ist so eskaliert, dass nur noch zwei Möglichkeiten bleiben. Beweisen Sie, dass ich Recht habe, dann kann ich diesen Schurken das Handwerk legen. Beweisen Sie, dass ich Unrecht habe, dann können Sie sich an die Medien wenden und sind den Ärger los.« Er sah ihr direkt in die Augen. »Denn die Alternative wäre, dass Sie sich von diesen Leuten umbringen lassen. Die interessiert es nicht, ob Donnellis Geschichte wahr ist oder nicht. Die gehen kein Risiko ein.«
»Ich kann Polizeischutz anfordern.«
»Das könnte eine Zeit lang nützlich sein. Aber das ist keine Dauerlösung.«
»Ich kann Joe bitten, Sie zu einem Verhör vorzuladen. Ich kann denen alles erzählen.«
»Und ich werde eine Möglichkeit finden, aus der Sache herauszuspazieren. Für so was hat man Anwälte.« Dann fügte er ernst hinzu: »Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten, Eve. Ich möchte, dass Sie am Leben bleiben.«
»Von wegen. Sie wollen genau das, was Sie von Anfang an gewollt haben, sonst nichts.«
»Stimmt, aber das eine schließt das andere nicht aus. Was mit Ihrem Labor passiert ist, war eine Warnung, aber die Ereignisse der Nacht zeigen, dass sie jetzt aufs Ganze gehen.«
»Möglich.«
»Denken Sie drüber nach.« Er musterte ihr Gesicht, dann schüttelte er den Kopf. »Ich komme einfach nicht an Sie heran, stimmt’s? Okay, eigentlich wollte ich es Ihnen nicht sagen, aber andere Zeugen werden bereits liquidiert. Während der vergangenen Tage sind drei Menschen ermordet worden.«
»Zeugen?«
»Mein Gott, dieses Attentat hat reihenweise ungeklärte Todesfälle nach sich gezogen. Sie müssen doch davon gelesen haben.« Er schwieg. »Und jetzt hat es wieder angefangen. Deswegen wollte ich gestern dieses Täuschungsmanöver durchziehen. In der Hoffnung, dass das Morden aufhört.«
»Warum sollte ich Ihnen das glauben?«
»Ich kann Ihnen die Namen und Adressen der Opfer geben. Dann können Sie sich bei der Polizei erkundigen. Gott ist mein Zeuge, ich sage Ihnen die Wahrheit.«
Sie glaubte ihm und seine Worte erschütterten sie. »Niemand hat einen Grund, meiner Mutter etwas zuleide zu tun.«
»Nicht, wenn sie Sie kriegen können. Wenn nicht, kommen sie vielleicht auf die Idee, sie als Geisel zu nehmen oder an ihr ein Exempel zu statuieren wie an der Katze in Ihrem Labor.«
Blut. Das ganze Entsetzen, das sie beim Anblick ihres verwüsteten Labors gepackt hatte, kam zurück. Wahrscheinlich hatte er das bezweckt, aber es wäre nicht nötig gewesen. Die Erinnerung war lebhaft und deutlich und sie ließ sich nicht verdrängen. »Sie reden immer von ›ihnen‹, von ›diesen Leuten‹. Ich habe es satt, im Dunkeln zu tappen. Wer waren die Männer, die uns heute Nacht verfolgt haben? Wer steckt dahinter?«
Er antwortete nicht gleich. »Der Mann, der im Moment die Fäden zieht, heißt James Timwick. Kennen Sie den Namen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er ist ein hohes Tier im Finanzministerium.«
»Und er war heute Nacht dort?«
»Ich bin nicht sicher, wer diese Männer waren. Wahrscheinlich keine offiziellen Mitarbeiter. Timwick würde nicht wollen, dass die Verbindung zu ihm bekannt wird. Bei einer solchen Verschwörung gilt die Devise: Je weniger Leute eingeweiht sind, umso besser. Es wäre wesentlich leichter für ihn, wenn er die ganze Macht der Regierung ausnutzen könnte. Aber ich wette, das waren bezahlte Killer.«
Killer. Das klang wie etwas aus einem billigen Western.
»Und wer hat mein Labor verwüstet?«
»Gil meint, es könnte Albert Fiske gewesen sein. Er hat schon öfter für Timwick

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