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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gegen den Wagen. »Haben Sie Angst?«
     
    »Verdammt, ja. Ist das ein Wunder? Vielleicht sind Sie es ja gewöhnt, dass Leute aufeinander schießen. Ich nicht.«
    »Ich habe auch Angst. Ich hätte nie gedacht –« Sie holte zitternd Luft. »Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte – ach, ich weiß eigentlich gar nicht, was ich gedacht habe.«
    »Aber Sie vertrauen Logan immer noch genug, um für ihn zu arbeiten?«
»Klar.« Sie straffte die Schultern. »Aber ich werde eine Gehaltserhöhung und Gefahrenzulage verlangen, darauf können Sie sich verlassen. Können wir jetzt reingehen?«
Eve nickte.
Gefahrenzulage. Allmählich begriff Eve Logans Großzügigkeit. Hier ging es nicht um tote Katzen oder Vandalismus. Hier ging es um Mord. Sie hatten versucht, Gil zu ermorden. Sie hätten sie wahrscheinlich alle umgebracht, wenn die Limousine im Graben gelandet wäre.
»Besser?« Logan kam die Treppe herunter. »Sie haben schon wieder ein bisschen Farbe im Gesicht.«
»Wirklich?« Eve trank noch einen Schluck Kaffee. »Wie geht es Gil?«
»Nur eine Fleischwunde. Braden sagt, das wird wieder heilen.« Er wandte sich an Margaret. »Wir wollen vorerst noch keinen Polizeibericht. Überreden Sie Braden dazu, noch zu warten.«
»Na wunderbar, sollen sie mich doch ruhig wegen Unterdrückung von Beweismitteln –« Sie seufzte und machte sich auf den Weg die Treppe hinauf. »Ich kümmere mich darum.«
Als Margaret oben war, wandte Logan sich an Eve. »Wir müssen uns unterhalten.«
»Ich würde sagen, das ist reichlich untertrieben.« Sie ging auf die Küche zu. »Aber zuerst werde ich mir Kaffee nachfüllen.«
Er folgte ihr in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Tut mir Leid, dass Sie so einen Schrecken abbekommen haben.«
»Soll das vielleicht bewirken, dass ich mich sicher und geborgen fühle?« Ihre Hände zitterten, als sie sich Kaffee einschenkte. »Tut es nicht. Im Moment habe ich schreckliche Angst, und wenn ich die überwunden habe, werde ich furchtbar wütend sein.«
»Ich weiß. Ich würde nichts anderes erwarten.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Sie haben mich ziemlich beeindruckt heute Nacht. Wahrscheinlich haben Sie Gil das Leben gerettet. Wo haben Sie Karate gelernt?«
»Joe. Nachdem Bonnie – ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich nie wieder ein Opfer sein will. Joe hat mir beigebracht, mich selbst zu verteidigen.«
Logan lächelte. »Und offenbar auch alle anderen.«
»Irgendjemand musste ihm helfen. Ihnen war offenbar der verdammte Sarg wichtiger als Ihr Freund. Mein Gott, Sie sind ja regelrecht besessen. Mich wundert, dass Sie langsamer gefahren sind, damit ich das Ding rauswerfen konnte.«
Sein Lächeln verschwand. »Gil hat auch gelernt, sich selbst zu verteidigen. Er hatte seine Aufgabe. Ich hatte meine.«
»Und ich habe meine.« Sie sah ihm in die Augen. »Aber dass jemand auf mich schießen würde, gehörte nicht zu unserer Abmachung.«
»Ich habe Ihnen gesagt, man würde versuchen, uns in die Quere zu kommen.«
»Sie haben mir aber nicht gesagt, dass man uns nach dem Leben trachten würde.«
»Nein, das habe ich wohl nicht.«
»Sie wissen verdammt genau, dass Sie nichts davon erwähnt haben«, erwiderte sie wütend. »Die ganze Sache war ein einziges Desaster. Sie haben für eine irrwitzige Idee Ihr Leben aufs Spiel gesetzt und mich mit in die Sache hineingezogen. Ich hätte dabei draufgehen können, Sie Mistkerl.«
»Ja.«
»Und dazu bestand kein Grund. Ich hätte nicht dabei sein müssen.«
»Doch, das mussten Sie.«
»Was sollte ich denn tun? Mich in dem verdammten Maisfeld an die Arbeit an dem Schädel machen?«
»Nein.«
»Also warum –«
»Dr. Braden geht jetzt.« Margaret stand in der Küchentür. »Ich denke, alles wird glatter laufen, wenn Sie ihm auf die Schulter klopfen und ihn zur Tür begleiten, John.«
»Okay.« Logan stand auf. »Kommen Sie mit, Eve? Wir sind noch nicht fertig.«
»Das sind wir allerdings nicht.« Sie folgte ihm ins Foyer und beobachtete ihn, als er den Arzt verabschiedete. Aalglatt. Charmant wie Luzifer. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Dr. Braden zufrieden das Haus verließ.
Eve stand in der Tür, als Logan den Arzt zu seinem Wagen begleitete.
»Er ist gut, was?«, murmelte Margaret.
»Zu gut.« Plötzlich war die Wut wie weggeblasen und Eve fühlte sich nur noch erschöpft. Was zum Teufel kümmerte es sie? Sollte Logan doch seine Pläne schmieden. Das alles betraf sie nicht länger.
Logan winkte dem Arzt zum Abschied zu, dann wandte er

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