Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
zärtlich mit dem Zeigefinger über seine Unterlippe. »Aber es rührt mich, wie sehr du an mich denkst. Nichts würde mich glücklicher machen als –« Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte und sie nahm den Hörer ab. »Die Leiche ist in Bethesda eingetroffen«, sagte Timwick. Die Leiche. Kalt. Unpersönlich. So konnte sie es auch sehen. So musste sie es sehen. »Hervorragend.« »Haben Sie Kontakt zu Maren aufgenommen?« »Er ist irgendwo draußen in der Wüste. Ich muss es noch einmal versuchen.« »Wir haben nicht mehr viel Zeit.« »Ich habe gesagt, ich kümmere mich darum«, erwiderte sie. »Die Medien belagern das ganze Krankenhaus. Sollen wir das Startsignal geben?« »Nein, lassen wir sie noch ein Weilchen spekulieren. Morgen früh werden wir ihnen dann die Geschichte auftischen. Sie sollen so gierig sein, dass sie sich auf jeden Fetzen Information stürzen.« Sie legte auf. »Timwick?«, fragte Kevin. Sie nickte abwesend. Sie musste an Bethesda denken. »Ich kann den Mistkerl nicht ausstehen. Brauchen wir ihn immer noch?« »Sei ein bisschen dankbar«, neckte sie ihn. »Er ist immerhin derjenige, der dich entdeckt hat.« »Er behandelt mich immer wie einen Idioten.« »Aber doch nicht in der Öffentlichkeit?« Er schüttelte den Kopf. »Na ja, vielleicht wirst du ihm demnächst kaum noch über den Weg laufen. Ich habe mir überlegt, du könntest ihm doch einen Botschafterposten geben. Vielleicht in Zaire. Du bist schließlich der Präsident.« Er lachte erfreut auf. »Zaire.« Sie stand auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. »Oder Moskau. In Moskau soll es ziemlich ungemütlich sein.« »Aber du hast ihm für die nächste Amtszeit den Posten als Vizepräsident versprochen. Wir werden ihn auf dem Parteitag als meinen Kandidaten für die Vizepräsidentschaft vorstellen müssen.« Er verzog das Gesicht. »Das wird er sich nicht nehmen lassen.« Nein. Die Vizepräsidentschaft war der einzige Köder, der Timwick in die Sache hineingelockt hatte. Er war zutiefst enttäuscht gewesen, dass Ben ihm keinen Sitz im Kabinett gegeben hatte, und Lisa hatte noch nie einen so ambitionierten Mann erlebt. Ein solcher Ehrgeiz konnte problematisch werden, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich über Timwick den Kopf zu zerbrechen. »Vielleicht fällt uns noch eine Lösung ein.« »Es wäre wirklich viel besser, wenn wir Chet Mobry als Vizepräsident behalten könnten. Er hat uns noch nie Probleme bereitet.« »Er hätte uns eine Menge Probleme machen können, wenn wir ihn nicht dauernd mit irgendwelchen GoodwillAufgaben auf Trab gehalten hätten. Er war nie mit unserer Politik einverstanden. Genauso könnten wir es auch mit Timwick machen.« »Wahrscheinlich. Aber er ist … Wo gehst du hin?« »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Schlaf ruhig schon«, sagte sie. »Hat das mit Timwicks Anruf zu tun?« Er runzelte die Stirn. »Du erzählst mir nie, was du tust.« »Weil es nur kleine, unwichtige Dinge sind. Du bist für die großen Aufgaben zuständig, ich für die kleinen.« Seine Stirn glättete sich wieder. »Kommst du zurück, wenn du fertig bist?« Sie nickte. »Ich gehe nur nach nebenan, um mir ein Dossier anzusehen. Ich möchte für dein nächstes Treffen mit Tony Blair vorbereitet sein.« Er ließ sich in die Kissen sinken. »Nach dem Treffen mit dem Japaner wird das ein Kinderspiel.« Er wurde ganz schön großspurig. Aber das war besser als die Verlegenheit, die er an den Tag gelegt hatte, als er anfangs in Bens Schuhe geschlüpft war. »Das werden wir ja sehen.« Sie warf ihm einen Kuss zu. »Schlaf jetzt. Ich wecke dich, wenn ich zurückkomme.« Sie schloss die Tür und ging an den Schreibtisch auf der anderen Seite des Zimmers. Sie brauchte zehn Minuten, um zu Maren durchzukommen, und weitere fünf, um ihm die Dringlichkeit der Situation auseinander zu setzen. »Herrgott, Lisa, so einfach ist das nicht. Unter welchem Vorwand soll ich denn meinen Aufenthalt hier abbrechen?« »Du bist doch intelligent. Es wird dir schon etwas einfallen.« Dann fügte sie hinzu: »Ich brauche dich hier, Scott.« Stille. »Es wird schon klappen. Halt die Ohren steif, Lisa. Ich rufe das Krankenhaus an und sage ihnen, sie sollen die Autopsie verschieben, bis ich eintreffe.« Sie legte auf. Was für ein Glück, dass sie Scott hatte. Sie brauchte ihn zur Schadensbegrenzung. Sie schaltete den Computer an, gab ihr Passwort ein und öffnete die Datei über Eve Duncan. Alles sah so aus, als könnte die Sache gut gehen, und

Weitere Kostenlose Bücher