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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Du brauchst nichts zu wissen. Ich würde dich lieber nicht in diese Sache verwickeln.« »Red schon.« Es hatte keinen Zweck, er würde sich nicht abwimmeln lassen. »Okay. Aber ich erzähle es dir auf meine Weise. Versuch nicht, mich zu verhören, Joe.« Sie waren an der Emory University angekommen und standen schon seit über zehn Minuten auf dem Parkplatz, als Eve mit ihrem Bericht fertig war. Joe schwieg einen Moment lang und starrte auf den Lederkoffer zu Eves Füßen. »Ist er da drin?« »Ja.« »Das ist verdammt schwer zu glauben.« »Da stimme ich dir zu«, sagte Eve. »Aber es ist Ben Chadbourne, Joe.« »Bist du sicher?« Sie nickte. »Und deswegen will ich nicht, dass du auch noch da reingerätst. Ich weiß nicht, was noch alles geschehen wird.« »Aber ich«, sagte Joe grimmig. »Und Logan weiß es auch. Er hat von Anfang an gewusst, in was er dich da reinzieht.« »Ja, ich habe es gewusst«, sagte Logan ruhig. »Aber das ändert nichts an der derzeitigen Situation. Wir müssen da selbst durch.« Joe warf ihm einen eisigen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Eve. »Du kannst ihm nicht trauen. Es wäre besser, wenn ich ihn dir vom Hals schaffen würde.« »Ihn mir vom Hals schaffen?« »Es wäre ziemlich einfach. Man hält ihn doch sowieso schon für tot.« Ihre Augen weiteten sich. »Joe.« Er hob die Schultern. »Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass du das Angebot annehmen würdest.« Er öffnete die Wagentür. »Bleib hier. Ich werde die Gegend erkunden und Kessler auf den Zahn fühlen. Was bringt dich zu der Annahme, dass er bereit ist, sich darauf einzulassen?« »Er ist integer und neugierig und ein obsessiver Charakter. Deswegen hat er diesen Beruf gewählt.« »Tja, mit Obsessionen kennst du dich ja aus.« Er schlug die Tür zu und eilte über den Parkplatz. »Ein ziemlich gewalttätiger Mann für einen Gesetzeshüter«, murmelte Logan. »Er ist nicht gewalttätig. Er ist nur wütend. Er hätte Sie niemals –« »Oh, da bin ich ganz anderer Meinung. Ein paar Minuten lang hat mein Kopf nicht besonders sicher auf meinem Hals gesessen. Ich schätze, ich sollte mich Quinn gegenüber sehr vorsehen.« »Joe vertritt das Gesetz«, sagte sie gereizt. »Verdammt, er ist ein guter Bulle.« »Da bin ich mir ganz sicher, aber ich bin mir ebenso sicher, dass seine militärische Spezialausbildung bei der Eliteeinheit SEAL hin und wieder durchkommt. Vor allem, wenn das Gesetz nicht mehr zu greifen scheint und seine Freunde in Gefahr sind.« »Joe ist kein Killer.« »Heute nicht mehr. Haben Sie ihn je gefragt, wie viele Männer er getötet hat, als er noch bei der SEAL war?« »Natürlich nicht. Wir hatten Frieden, als er beim Militär war.« »Aber die SEAL führt auch in Friedenszeiten gewisse Missionen aus.« »Warum tun Sie das? Warum versuchen Sie, mein Vertrauen in Joe zu erschüttern?« »Vielleicht aus Selbstschutz.« Er lächelte grimmig. »Und weil Sie zugeben sollen, dass es vor wenigen Minuten nur eines Kopfnickens von Ihnen bedurft hätte, und ich wäre ein toter Mann gewesen.« »Ich werde überhaupt nichts zugeben –« »Seien Sie ehrlich.« Sie wollte nicht ehrlich sein, nicht wenn es bedeutete, dass sie Joe nicht so gut kannte, wie sie glaubte. Joe war für sie ein Fels in der Brandung. Er war der einzige Mensch in ihrem Leben, der beständig und vertrauenswürdig war. Wenn um sie herum alles auseinander brach, war Joe da. Sie konnte ihn sich nicht als Killer vorstellen, denn dann müsste sie ihn mit Fraser vergleichen. Nein. Niemals. »Hat er Ihnen je von seiner Zeit beim Militär erzählt?« »Nein.« »Wussten Sie, dass er, seit er in Atlanta ist, in Erfüllung seiner Pflicht drei Männer getötet hat?« Sie starrte ihn entgeistert an. »Das hatte ich auch nicht erwartet. Quinn ist intelligent und er kennt Sie gut. Es ist nur konsequent, dass er Ihnen diesen Teil seines Lebens vorenthält.« »Er ist kein Mörder.« »Das habe ich auch nicht behauptet. Es steht außer Frage, dass er in jedem der drei Fälle in Notwehr gehandelt hat und dass der Abschaum, den er getötet hat, nichts anderes verdient hatte. Ich sage nur, dass Quinn viele Seiten hat und dass er gefährlich ist.« »Sie versuchen, mein Vertrauen in ihn zu erschüttern.« »Und er versucht, jedes Vertrauen, das Sie in mich haben könnten, zu erschüttern. Ich will mich nur verteidigen.« »Ich habe kein Vertrauen zu Ihnen.« »Ein bisschen schon. Zumindest wissen Sie, dass wir auf derselben Seite stehen. Ich werde

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