Das verlorene Gesicht
wenn Sie mich nicht ausstehen könnten.« Ihr Lächeln verschwand. »Aber ich werde Sie nicht anlügen. Das Ganze ist wesentlich gefährlicher, als lediglich mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.« »Das hab ich mir schon gedacht.« Er zuckte die Achseln. »Ich bin ein alter Mann. Ich kann ein bisschen was für meinen Blutdruck gebrauchen. Kann ich mein eigenes Labor benutzen?« »Lieber nicht. Wir glauben zwar, dass wir hier sicher sind, aber wir können kein Risiko eingehen. Gibt es einen anderen Ort, an dem Sie arbeiten können?« »Sie machen mir das Leben aber wirklich schwer.« Er überlegte. »Mein privates Labor bei mir zu Hause?« Eve schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Freund, der Professor an der Kennesaw State University ist, das liegt ungefähr vierzig Minuten von hier. Er wird mich sein Labor benutzen lassen.« »In Ordnung.« »Was ist mit meinem Assistenten?« Sie schüttelte den Kopf. »Er kann Ihren Unterricht übernehmen. Ich werde Ihnen helfen.« »Ich werde wahrscheinlich keine Hilfe brauchen.« Dann fügte er gereizt hinzu: »Aber Sie können all das verdammte Wachs entfernen. Ich will eine schöne, saubere Oberfläche.« »Okay.« Sie wappnete sich. »Aber zuerst muss ich ein Mischbild machen.« »Und ich soll inzwischen Däumchen drehen?« »Ich werde mich beeilen. Es muss sein, Gary. Sie wissen, wie wichtig die Zähne für das Mischbild sind, und wir wissen nicht, wie viele Zähne Sie entfernen müssen. Uns liegen keine zahnärztlichen Befunde vor, also brauchen wir jeden Fetzen Beweismaterial, den wir kriegen können.« »Vielleicht«, knurrte er. »Aber meine DNA-Analyse wird den endgültigen Beweis erbringen.« »Ich weiß. Aber könnten Sie Ihre Beziehungen spielen lassen, um eine entsprechende Videoausrüstung von der Uni auszuleihen? Ein Mischpult habe ich mitgebracht.« »Sie verlangen ja wirklich nicht viel«, sagte Gary griesgrämig. »Eine wertvolle Ausrüstung der Uni ausleihen? Die werden mir den Kopf abreißen.« »Sie brauchen ihnen ja nicht zu sagen, dass Sie sie irgendwohin mitnehmen.« »Sie werden sich trotzdem quer stellen.« »Reden Sie ihnen gut zu.« »Klar. Dann werden sie endgültig davon überzeugt sein, dass ich durchgedreht bin. Ich werde ihnen stattdessen drohen und sie erpressen.« »Sie haben Recht. Es wäre unklug, wenn Sie sich plötzlich völlig ungewohnt aufführten.« »Aber Sie werden sich an die Arbeit mit dem Schädel machen und die Sache so schnell wie möglich erledigen.« »Abgemacht.« »Erstaunlich«, murmelte Kessler. »Wie lange brauchen Sie, um den Schädel zu säubern?« »Eine Stunde, vielleicht zwei. Ich möchte äußerst vorsichtig vorgehen.« »Dann werde ich jetzt die Ausrüstung besorgen und meinen Assistenten ausfindig machen, um ihm zu sagen, dass ich für ein paar Tage weg sein werde.« Kessler ging auf die Tür zu. »Packen Sie Ihren Präsidenten ein. Ich bin so schnell wie möglich zurück.« »Danke, Gary«, sagte Eve leise. »Ich bin Ihnen was schuldig.« »Ja, das sind Sie, und ich werde dafür sorgen, dass Sie bezahlen.« »Das haben Sie sehr geschickt gemacht«, sagte Logan, als die Tür sich hinter Kessler schloss. »Wir verstehen einander.« Sie warf Joe einen Blick zu. »Würdest du ihm folgen und sicherstellen, dass ihm nichts zustößt? Ich wollte nicht zu viel Aufhebens darum machen, aber ich möchte nicht, dass er ganz allein auf dem Uni-Gelände herumläuft.« »Du hast doch selbst gesagt, dass sie wahrscheinlich nicht auf Kessler kommen würden.« »Aber ich will kein Risiko eingehen. Ich habe ihn überredet, uns zu helfen. Ich fühle mich für ihn verantwortlich.« »Und ich fühle mich für dich verantwortlich.« »Bitte, Joe.« »Ich möchte nicht –« Er brach ab, als er ihren Gesichtsausdruck wahrnahm. Er wandte sich abrupt um. »Bleiben Sie bei ihr, Logan. Wenn ihr etwas zustößt, breche ich Ihnen das Genick.« Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Schon wieder Gewalt. Eve starrte abwesend auf den Schädel. »Sind Sie abmarschbereit?«, fragte Logan. »Noch nicht. Ich werde Ben einpacken und dann versuchen, bei Garys Werkzeug etwas zu finden, womit ich das Wachs abkratzen kann.« Sie trat an den Arbeitstisch und öffnete den Hängeschrank. »Sie können inzwischen Margaret anrufen und in Erfahrung bringen, wann meine Mutter in Sicherheit sein wird.« »Ich rufe sie gleich von hier aus an.« »Ich will nicht, dass Sie mir im Weg rumstehen. Gehen Sie vor die Tür zum Telefonieren.« »Ich würde Ihrer Bitte
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