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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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das wir in kürzester Zeit auftreiben können, um möglichst bald mit dem Bau der ambans und cade- falcs anfangen zu können. Und die schnellste Holzquelle sind nun einmal sein Palast und das Kloster.«
    Raymond-Roger hob die Hände in gespielter Kapitulation. »Ich zweifle Eure Entscheidung nicht an«, sagte er lachend. »Unsere Brustwehren und Wehrgänge sind wichtiger als die Behaglichkeit des Bischofs! Sagt mir, Bertrand, ist Pierre-Roger de Cabaret bereits eingetroffen?«
    »Noch nicht, Messire, doch er wird stündlich erwartet.«
    »Sendet ihn sogleich zu mir, wenn er kommt, Bertrand. Wenn möglich, möchte ich das Gespräch mit den Consuln verschieben, bis er hier ist. Sie haben Hochachtung vor ihm. Schon irgendeine Botschaft von Termenes oder Foix?«
    »Noch nicht, Messire.«
     
    Einige Zeit später stand Pelletier auf dem Cour d'Honneur, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah erfreut, wie rasch die Arbeit voranschritt. Es wurde gesägt und gehämmert, rumpelnde Karren lieferten Holz, Nägel und Teer an, in der Schmiede loderte fauchend das Feuer.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er Alaïs , die über den Hof auf ihn zugerannt kam. Er runzelte die Stirn.
    »Wieso habt Ihr Oriane hinter mir hergeschickt, um mich zu holen?«, wollte sie wissen, als sie bei ihm war.
    Er blickte verwirrt. »Oriane? Dich von wo zu holen?«
    »Ich habe eine Freundin besucht, Esclarmonde de Servian, im südlichen Viertel der Ciutat. Plötzlich tauchte Oriane mit zwei Soldaten auf und hat gesagt, Ihr hättet sie geschickt, damit sie mich zurück ins Château bringt.« Sie betrachtete prüfend das Gesicht ihres Vaters, sah aber nur Verblüffung. »Sagt sie die Wahrheit?«
    »Ich habe Oriane gar nicht gesehen.«
    »Dann habt Ihr auch noch nicht, wie Ihr mir versprochen habt, mit ihr über ihr Verhalten während Eurer Abwesenheit geredet?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Ich flehe Euch an, unterschätzt sie nicht. Sie weiß etwas, etwas, das Euch schaden könnte, da bin ich mir ganz sicher.«
    Pelletiers lief rot an. »Ich dulde nicht, dass du deine Schwester beschuldigst. Das muss ein ... «
    »Das Holzbrett mit dem Labyrinth gehört Esclarmonde«, platzte sie heraus.
    Er verstummte jäh, als hätte sie ihn geohrfeigt. »Was? Was soll das heißen?«
    »Simeon hat es der Frau mitgegeben, die das zweite Buch abgeholt hat.«
    »Das kann nicht sein«, sagte er mit solcher Inbrunst, dass Alaïs einen Schritt zurückwich.
    »Esclarmonde ist die dritte Hüterin«, beeilte sie sich zu sagen, bevor er sie unterbrechen konnte. »Die Schwester in Carcassona, von der Harif geschrieben hat. Sie wusste auch von dem merel.« »Und Esclarmonde hat gesagt, dass sie eine Hüterin ist?«, fragte er. »Denn wenn sie das getan hat, dann ...«
    »Ich hab sie nicht direkt gefragt«, entgegnete Alaïs mit Nachdruck und fügte dann hinzu: »Es ergibt Sinn, Paire. Sie ist genau die Art von Mensch, die Harif aussuchen würde.« Sie überlegte kurz. »Was wisst Ihr über Esclarmonde?«
    »Ich kenne ihren Ruf als weise Frau. Und ich habe Grund, ihr für die Liebe und Aufmerksamkeit dankbar zu sein, die sie dir entgegenbringt. Sie hat einen Enkel, sagst du?« »Einen Enkel, ja. Sajhë. Er ist elf. Esclarmonde stammt aus Ser- vian, Messire. Sie kam nach Carcassona, als Sajhë noch ganz klein war. Das passt zeitlich alles zu dem, was Simeon erzählt hat.«
    »Intendant Pelletier.«
    Beide wandten sich um und sahen einen Diener auf sie zugeeilt kommen.
    »Messire, Vicomte Trencavel bittet Euch, sogleich in seine Gemächer zu kommen. Pierre-Roger de Cabaret ist eingetroffen.« »Wo ist François?«
    »Das weiß ich nicht, Messire.«
    Pelletier starrte ihn finster an. »Sag meinem Herrn, dass ich ihm umgehend zu Diensten bin«, stieß er schroff hervor. »Und dann such François und schick ihn zu mir. Der Mann ist nie da, wo er sein sollte.« Abrupt wandte er sich wieder Alaïs zu.
    »Sprecht doch wenigstens mit Esclarmonde«, flehte sie. »Hört Euch an, was sie zu sagen hat. Ich kann ihr etwas von Euch aus- richten.«
    Er zögerte, dann gab er nach. »Wenn Simeon hier ist, werde ich mir anhören, was deine weise Frau zu sagen hat.«
    Pelletier stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen, blieb er stehen.
    »Noch eines, Alaïs . Woher wusste Oriane, wo sie dich finden kann?«
    »Sie muss mir von Sant-Nasari gefolgt sein, obwohl ...« Sie stockte, weil ihr klar wurde, dass Oriane gar nicht die Zeit gehabt hätte, sich zunächst zwei Soldaten als Eskorte zu

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