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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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suchen und dann so schnell bei Esclarmonde aufzutauchen. »Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Aber ich bin sicher, dass ...«
    Doch Pelletier war schon weg. Alaïs ging über den Hof und stellte erleichtert fest, dass Oriane nirgends zu sehen war. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Was, wenn sie zurückgegangen ist?
    Alaïs raffte ihre Gewänder und rannte los.
    Sobald sie um die Ecke in Esclarmondes Straße einbog, sah Alaïs , dass ihre Furcht berechtigt gewesen war. Die Fensterläden hingen schief in den Angeln, und die Tür war einfach aus dem Rahmen gerissen worden.
    »Esclarmonde«, rief sie. »Seid Ihr da?«
    Alaïs trat ins Haus. Die Möbel waren umgekippt, die Stuhllehnen gesplittert wie gebrochene Knochen. Der Inhalt der Truhe lag achtlos auf der Erde verstreut, und die Reste des Feuers waren durchwühlt worden, sodass weiche graue Ascheflocken den Boden bedeckten.
    Sie stieg ein paar Sprossen die Leiter hinauf. Alles war zerfetzt, Stroh, Bettzeug und Federn lagen auf den Holzlatten des Schlafbereichs. Die Spuren von Piken und Schwertern, die sich durch den Stoff gebohrt hatten, waren deutlich zu erkennen.
    In Esclarmondes Behandlungszimmer war die Verwüstung am größten. Der Vorhang war von der Decke gerissen worden, die Scherben zerschmetterter Krüge und Schalen lagen in Lachen von verschütteten Flüssigkeiten und Arzneien, braun und weiß und dunkelrot. Kräuter, Blüten und Blätter waren regelrecht in den Erdboden hineingetrampelt worden.
    War Esclarmonde hier gewesen, als die Soldaten zurückkehrten? Alaïs stürzte wieder nach draußen, hoffte, jemanden zu finden, der ihr erzählen konnte, was passiert war. Überall auf der Straße waren die Türen verschlossen und die Fenster verrammelt. »Dame Alaïs .«
    Zuerst glaubte sie, sich getäuscht zu haben. »Dame Alaïs .«
    » Sajhë ?«, flüsterte sie. » Sajhë ? Wo steckst du?«
    »Hier oben.«
    Alaïs trat aus dem Schatten des Hauses und blickte nach oben. In der Dämmerung konnte sie nur einen dunkelblonden Haarschopf und zwei bernsteinfarbene Augen erkennen, die unter den schrägen Dachtraufen des Hauses hervorspähten.
    » Sajhë «, sagte sie erleichtert. »Komm da runter. Du brichst dir noch den Hals!« »Keine Sorge«, erwiderte er grinsend. »Ich klettere oft hier rauf. Ich kann mich auch übers Dach ins Chateau Comtal und wieder rausschleichen.«
    »Mag sein, aber mir wird schwindelig davon. Komm herunter.« Alaïs hielt den Atem an, als Sajhë sich mit Schwung von der Dachkante baumeln und dann vor ihr auf den Boden fallen ließ. »Was ist passiert? Wo ist Esclarmonde?«
    »Menina ist in Sicherheit. Sie hat gesagt, ich soll hier auf Euch warten. Sie wusste, dass Ihr kommen würdet.«
    Alaïs warf einen Blick über die Schulter und zog den Jungen in den Schutz eines Hauseingangs. »Was ist passiert?«, wiederholte sie drängend.
    Sajhë blickte unglücklich nach unten auf seine Füße. »Die Soldaten sind zurückgekommen. Ich hab das meiste durchs Fenster gehört. Menina hatte sich gedacht, dass sie zurückkommen, sobald Eure Schwester Euch zum Château gebracht hat, deshalb haben wir, gleich als Ihr fort wart, alles Wichtige zusammengepackt und uns im Keller versteckt.« Er atmete tief durch. »Sie waren sehr schnell. Wir haben gehört, wie sie von Tür zu Tür gegangen sind und die Nachbarn nach uns ausgefragt haben. Und ich konnte sie über uns herumtrampeln hören, der Boden hat gezittert, aber die Falltür haben sie nicht gefunden. Ich hatte Angst.« Er brach ab, und alles Schelmische war aus seiner Stimme verschwunden. »Sie haben Meninas Töpfe zerbrochen. Ihre ganzen Arzneien.«
    »Ich weiß«, sagte sie sanft. »Ich habe es gesehen.«
    »Die haben gar nicht mehr aufgehört herumzuschreien. Sie haben gesagt, sie wären auf der Suche nach Häretikern, aber sie haben gelogen, glaube ich. Sie haben nämlich nicht die üblichen Fragen gestellt.«
    Alaïs hob sein Kinn leicht mit den Fingerspitzen, sodass er sie ansah. »Ich muss dich etwas sehr Wichtiges fragen, Sajhë. Waren das dieselben Soldaten, die vorher hier waren? Hast du sie gesehen?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Ist nicht schlimm«, sagte sie rasch, als sie merkte, dass er den Tränen nahe war. »Du bist sehr mutig gewesen. Du warst bestimmt ein großer Trost für Esclarmonde.« Sie zögerte. »War noch jemand bei ihnen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte er niedergeschlagen. »Ich hab sie nicht aufhalten können.«
    Alaïs legte die Arme um ihn, als ihm die

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