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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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geblieben, als wir ihn dazu aufgefordert haben«, erwiderte der ältere der beiden Soldaten. Sein Gesicht war ein Mosaik von Narben und alten Verletzungen. »Er hat keine Befugnis.«
    Pelletier ging neben dem Musikanten in die Hocke.
    »Ich bin Bertrand Pelletier, der Haushofmeister des Vicomte. Was wollt Ihr in Carcassona?«
    Die Augen des Mannes flackerten auf. »Intendant Pelletier?«, stammelte er und umklammerte Pelletiers Arm.
    »Der bin ich. Sprecht, mein Freund.«
    »Besièrs es presa.« Béziers ist gefallen.
    Eine Frau, die ganz in der Nähe stand, unterdrückte einen Aufschrei und schlug die Hände vor den Mund.
    Bis ins Mark getroffen, richtete Pelletier sich wieder auf.
    »Ihr da«, befahl er, »holt Verstärkung, die euch hier ablöst, und helft mir, den Mann ins Chateau zu bringen. Wenn er dank eurer groben Behandlung nicht so bald wieder sprechen kann, könnt ihr was erleben.« Pelletier drehte sich zu den Gaffern um. »Hört auf meine Worte«, rief er. »Kein Bürger soll von dem sprechen, was er hier soeben gesehen hat. Ob es wahr oder falsch ist, werden wir früh genug erfahren.«
     
    Als sie das Chateau Comtal erreichten, ordnete Pelletier an, den Musikanten in die Küche zu bringen, wo seine Wunden versorgt wurden, während er selbst zu Vicomte Trencavel eilte, um ihm die Neuigkeit zu überbringen. Kurz darauf wurde der durch süßen Wein und Honig gestärkte Musikant in den donjon geführt.
    Er war blass, aber gefasst. Da Pelletier fürchtete, dass die Beine des Mannes unter ihm nachgeben könnten, befahl er, ihm einen
    Hocker zu bringen, damit er seine Geschichte im Sitzen erzählen konnte.
    »Nennt uns Euren Namen, amic«, sagte er.
    »Pierre de Murviel, Messire.«
    Vicomte Trencavel saß in d er Mitte, seine Verbündeten im Halbkreis um ihn herum.
    »Benvenguda, Pierre de Murviel«, sagte er. »Ihr habt Neuigkeiten für uns.«
    De Murviel saß kerzengerade da, die Hände auf die Knie gelegt, und sein Gesicht war weiß wie Milch, als er sich räusperte und anfing zu sprechen. Er war in Beziers geboren, obwohl er die letzten Jahre an den Höfen von Navarre und Aragon verbracht hatte. Er war Musikant und hatte sein Handwerk von Raimon de Miravalh höchstselbst erlernt, dem besten Troubadour des Midi. Und aufgrund dessen hatte er auch eine Einladung vom Suzerän von Beziers erhalten. Da sich ihm so die Gelegenheit bot, seine Familie wiederzusehen, hatte er die Einladung angenommen und war in die Heimat zurückgekehrt.
    Seine Stimme war so leise, dass die Zuhörer ihn nur mit Mühe verstehen konnten.
    »Erzählt uns von Besiers«, sagte Trencavel. »Und lasst keine Einzelheit aus.«
    »Die französische Armee traf am Tag vor dem Fest von Santa Maria Magdalena vor den Mauern der Stadt ein und schlug ihr Lager am linken Ufer des Orb auf. Dem Fluss am nächsten waren die Pilger und Söldner, Bettler und Elenden, ein zerlumpter Pöbelhaufen, barfüßig und nur mit Beinkleidern und Hemden bekleidet. Weiter weg wehten die Farben des Adels und der Kirchenmänner als grünes und goldenes und rotes Gewimmel über ihren Zelten. Sie errichteten Fahnenmasten und fällten Bäume, um Gatter für ihre Tiere zu bauen.«
    »Wer wurde als Unterhändler entsandt?«
    »Der Bischof von Besiers, Renaud de Montpeyroux.«
    »Man sagt, er ist ein Verräter, Messire«, sagte Pelletier, der sich
    vorgebeugt hatte und dem Vicomte ins Ohr flüsterte, »dass er bereits das Kreuz genommen hat.«
    »Bischof Montpeyroux kehrte mit einer Liste angeblicher Häretiker zurück, die von den päpstlichen Legaten aufgesetzt worden war. Ich weiß nicht, wie viele auf dem Pergament standen, Mes sire, doch gewiss Hunderte. Unter den Namen waren einige der einflussreichsten, wohlhabendsten, edelsten Bürger von Besièrs, ebenso wie Anhänger des neuen Glaubens und solche, denen vorgeworfen wurde, Bons Chrétiens zu sein. Wenn die Consuln diese Häretiker ausliefern würden, dann bliebe Besièrs verschont. Wenn nicht ... « Er ließ den Satz unbeendet.
    »Wie lautete die Antwort der Consuln?«, fragte Pelletier. Es war der erste Prüfstein dafür, ob das Bündnis gegen die Franzosen halten würde oder nicht.
    »Dass sie sich lieber in Salzlauge ertränken lassen würden, als ihre Mitbürger auszuliefern oder zu verraten.«
    Trencavel stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus.
    »Daraufhin verließ der Bischof die Stadt und nahm nur eine kleine Anzahl katholischer Priester mit. Der Kommandant unserer Garnison, Bernard de Servian, begann, die

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