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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Kathedrale fingen Feuer und stürzten herab, begruben all jene, die darin Schutz gesucht hatten. Die Flammen wüteten so wild, dass die Kathedrale in der Mitte einbrach.«
    »Sagt mir nur eines, amic. Wie viele haben überlebt?«, fragte der Vicomte.
    Der Musikant ließ den Kopf hängen. »Niemand, Messire. Bis auf uns wenige, die wir aus der Stadt fliehen konnten. Alle anderen sind tot.«
    »Zwanzigtausend an nur einem einzigen Morgen abgeschlachtet?«, stammelte Raymond-Roger entsetzt. »Wie kann das sein?« Niemand sagte etwas. Es gab keine Worte, die dem angemessen gewesen wären.
    Trencavel hob den Kopf und blickte auf den Musikanten herab. »Ihr habt Dinge gesehen, die kein Mensch sehen sollte, Pierre de Murviel. Ihr habt Tapferkeit und Mut bewiesen, indem Ihr uns diese Nachricht brachtet. Carcassona steht in Eurer Schuld, und ich werde dafür sorgen, dass Ihr reich belohnt werdet.« Er hielt inne. »Ehe Ihr Euch verabschiedet, möchte ich Euch noch eine weitere Frage stellen. Hat sich mein Onkel, Raymond, Comte von Toulouse, an der Plünderung der Stadt beteiligt?«
    »Das glaube ich nicht, Messire. Es wurde gemunkelt, dass er im französischen Lager geblieben ist.«
    Trencavel warf Pelletier einen Blick zu. »Immerhin etwas.« »Und seid Ihr auf Eurem Weg nach Carcassona irgendwem begegnet?«, fragte Pelletier. »Hat sich die Neuigkeit von dem Massaker schon verbreitet?«
    »Das weiß ich nicht, Messire. Ich habe mich fern der Hauptstraßen gehalten, bin den alten Pfaden durch die Gorges de Lagrasse gefolgt. Aber ich habe keine Soldaten gesehen.«
    Vicomte Trencavel blickte seine Consuln an, für den Fall, dass sie noch Fragen hatten, aber keiner ergriff das Wort.
    »Nun denn«, sagte er und wandte sich wieder dem Musikanten zu. »Ihr könnt gehen. Und nochmals, seid unseres Dankes gewiss.«
    Sobald der Mann hinausgeführt worden war, drehte sich Trencavel zu Pelletier um.
    »Wieso haben wir keine Nachricht erhalten? Kaum zu glauben, dass nicht wenigstens Gerüchte bis zu uns gedrungen sind. Seit dem Massaker sind schon vier Tage vergangen.«
    »Falls de Murviels Geschichte stimmt, ist ja kaum noch einer übrig, der die Nachricht hätte überbringen können«, gab de Cabaret finster zu bedenken.
    »Dennoch«, sagte Trencavel und tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Sendet sogleich frische Reiter aus, so viele, wie wir entbehren können. Wir müssen wissen, ob das Kreuzheer noch vor Besiers ist oder schon nach Osten zieht. Ihr Sieg wird ihren Vormarsch beschleunigen.«
    Alle verneigten sich, als er aufstand.
    »Die Consuln sollen die Unglücksbotschaft in der ganzen Ciutat bekannt machen. Ich begebe mich in die capela Sant-Maria. Schickt auch meine Gemahlin dorthin.«
     
    Pelletier hatte das Gefühl, als würden seine Beine in einer Rüstung stecken, als er die Treppe zu den Wohnräumen hinaufstieg. Irgendetwas schien seine Brust einzuengen, ein Gurt oder eine Klemme, sodass er nicht frei atmen konnte.
    Alaïs erwartete ihn vor seiner Tür.
    »Habt Ihr das Buch mitgebracht?«, fragte sie eifrig, doch deT Ausdruck in seinem Gesicht ließ sie erstarren. »Was ist denn? Ist etwas geschehen?«
    »Ich war nicht in Sant-Nasari, Filha. Es gibt Neuigkeiten.« Pelletier ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken.
    »Was für Neuigkeiten?« Er hörte die böse Vorahnung in ihrer Stimme.
    »Besiers ist gefallen«, sagte er. »Vor drei, vier Tagen. Niemand hat überlebt.«
    Alaïs taumelte zur Bank. »Alle tot?«, sagte sie entsetzt. »Auch die Frauen und Kinder?«
    »Jetzt stehen wir am Rand des Verderbens«, sagte er. »Wenn sie fähig sind, Unschuldigen derart Grässliches anzutun ...«
    Sie setzte sich neben ihn. »Was wird jetzt geschehen?«, fragte sie.
    Soweit er zurückdenken konnte, hatte Pelletier noch nie so viel Furcht in der Stimme seiner Tochter gehört. »Wir können nur abwarten«, antwortete er.
    »Aber das ändert doch nichts an dem, was wir vereinbart haben«, sagte sie vorsichtig. »Ihr werdet mir erlauben, die Trilogie in Sicherheit zu bringen.«
    »Die Lage hat sich geändert.«
    Ein Ausdruck wilder Entschlossenheit trat auf ihr Gesicht. »Mit Verlaub, Faire, jetzt gibt es nur noch mehr Gründe, uns ziehen zu lassen. Wenn wir es nicht tun, werden die Bücher in der Ciutat eingeschlossen. Das kann Euer Wille nicht sein.« Sie hielt inne. Er antwortete nicht. »Nach all den Opfern, die Ihr und Simeon und Esclarmonde gebracht habt, all den Jahren der Geheimhaltung, nach allem, was ihr zum Schutz

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