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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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Bedingungen der Kapitulation?«
    »Dass alle Bürger, Katharer, Juden und Katholiken, Carcassona verlassen können, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen, dass sie aber nur das mitnehmen dürfen, was sie am Leibe tragen.«
    »Es wird keine Verhöre geben? Keine Verbrennungen?« »Anscheinend nicht. Die gesamte Bevölkerung soll vertrieben werden, aber ansonsten soll ihr nichts geschehen.«
    Alaïs sank auf einen Stuhl, ehe ihre Beine den Dienst versagten. »Was ist mit Dame Agnès?«
    »Sie und der junge Fürst sollen unter sicherem Geleit in die Obhut des Comte von Foix übergeben werden, vorausgesetzt, sie gibt alle Herrschaftsansprüche im Namen ihres Sohnes auf.« Gaston räusperte sich. »Es tut mir Leid, dass Ihr Euren Gemahl und Eure Schwester verloren habt.«
    »Weiß irgendwer, was aus unseren Männern geworden ist?« Pons schüttelte den Kopf.
    »Denkt ihr, es ist eine List?«, fragte sie bohrend.
    »Das kann man nicht wissen, Herrin. Erst wenn der Exodus beginnt, werden wir sehen, ob die Franzosen Wort halten.«
    »Alle dürfen nur durch ein Tor hinaus, die Porte d'Aude im Westen der Cité, und erst wenn die Abendglocken läuten.« »Dann ist es also vorbei«, sagte sie fast flüsternd. »Die Ciutat hat sich ergeben.«
    Wenigstens hat mein Vater nicht mehr erleben müssen, wie der Vicomte in französische Hände fällt.
    »Esclarmonde geht es von Tag zu Tag besser, aber sie ist nach wie vor schwach. Dürfte ich euch vielleicht noch darum bitten, sie aus der Ciutat zu bringen?« Sie hielt inne. »Aus Gründen, die ich euch und auch Esclarmonde zuliebe nicht nennen darf, wäre es klüger, wenn wir getrennt gingen.«
    Gaston nickte. »Fürchtet Ihr, dass die, die ihr die furchtbaren Verletzungen beigebracht haben, noch immer auf der Suche nach ihr sind?«
    Alaïs sah ihn erstaunt an. »In der Tat, ja«, gestand sie.
    »Es wird uns eine Ehre sein, Euch zu helfen.« Er wurde rot. »Euer Vater ... Er war ein anständiger Mann.«
    Sie nickte. »Ja, das war er.«
    Als die letzten Strahlen der untergehenden Sonne die Außenmauern des Chateau Comtal in ein leuchtend orangefarbenes Licht tauchten, lagen der Hof, die Gänge und der Große Saal in tiefer Stille. Alles war menschenleer und verlassen.
    An der Porte d'Aude drängte sich eine verängstigte und verwirrte Menschenmasse. Alle versuchten verzweifelt, ihre Lieben nicht aus den Augen zu verlieren, wandten den Blick von den verächtlichen Gesichtern der Franzosen ab, die sie anstarrten, als wären sie keine Menschen mehr. Die Hände der Soldaten lagen auf den Schwertgriffen, als warteten sie bloß darauf, dass ihnen irgendjemand einen Vorwand lieferte.
    Alaïs hoffte, dass ihre Verkleidung genügen würde. In den viel zu großen Männerstiefeln schlurfte sie mühsam vorwärts und blieb dicht bei dem Mann vor ihr. Sie hatte ihre Brust umwickelt, um sie flach zu machen und um das Buch und die Pergamente zu verbergen. In Hose, Hemd und mit dem unauffälligen Strohhut sah sie aus wie ein ganz normaler Junge. Sie hatte sich Kieselsteine in den Mund gesteckt, um die Form ihres Gesichts zu verändern, hatte sich die Haare geschnitten und das Gesicht mit Erde eingerieben, damit es dunkler wirkte.
    Der Pulk von Menschen bewegte sich vorwärts. Alaïs hielt den Blick gesenkt, um niemandem aufzufallen, der sie vielleicht erkennen und dadurch verraten könnte. Das Gedränge verschmälerte sich kurz vor dem Tor, wo vier Kreuzfahrer mit gelang weilter und missmutiger Miene postiert waren. Sie hielten Leute an, zwangen sie, sich zu entkleiden, um festzustellen, ob niemand etwas hinausschmuggeln wollte.
    Alaïs konnte sehen, dass die Wachen Esclarmondes Sänfte angehalten hatten. Gaston, der ein Tuch vor den Mund gepresst hielt, erklärte, seine Mutter sei schwer krank. Ein Wachmann zog den Vorhang auf und trat sofort einen Schritt zurück. Alaïs unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte verfaultes Fleisch in eine Schweinsblase eingenäht und Esclarmonde blutige Verbände um die Füße gewickelt.
    Der Wachmann winkte sie durch.
    Sajhë war mehrere Familien hinter ihr. Er ging mit Senher und Na Couza und ihren sechs Kindern, die eine ähnliche Gesichtsund Haarfarbe hatten wie er. Sie hatte ihm Erde in die Haare gerieben, um es dunkler zu machen. Das Einzige, was sie nicht verändern konnte, waren seine Augen, deshalb hatte sie ihm eingeschärft, so wenig wie möglich aufzublicken.
    Wieder setzte sich die Schlange in Bewegung. Gleich bin ich dran. Sie hatte sich überlegt, dass sie

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