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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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wird.«
    »Was ist mit dem Buch?«
    »Auch da drin.« Er zupfte die Manschetten seines Hemdes zurecht. »Der Ring ebenfalls. Alles pünktlich geliefert. Wie versprochen.«
    François-Baptiste lachte höhnisch auf. »Wahrscheinlich auch noch schön als Geschenk verpackt, was?«, sagte er sarkastisch. »Glauben Sie im Ernst, ich kauf Ihnen ab, dass Sie einfach alles da oben gelassen haben?«
    Authié blickte ihn verächtlich an. »Ich sollte das Buch und den Ring beschaffen, und das habe ich getan. Außerdem liefere ich Ihnen Ihre - wie sollen wir sie nennen? - Spionin gleich mit. Betrachten Sie es als einen menschenfreundlichen Akt meinerseits.« Er kniff die Augen zusammen. »Was Madame de l'Ora- dore mit ihr macht, bleibt ihr überlassen.«
    Zweifel huschten über das Gesicht des jungen Mannes.
    »Und das alles aus reiner Herzensgüte?«
    »Für die Noublesso Véritable«, sagte Authié herablassend. »Oder sind Sie noch immer kein Mitglied? Hätte ich nicht gedacht, ich meine, Sie sind schließlich ihr Sohn. Gehen Sie es sich anschauen. Oder ist Ihre Mutter schon oben und macht sich fertig?« François-Baptiste warf ihm einen Blick zu.
    »Dachten Sie, sie hätte es mir nicht erzählt?« Authié trat einen Schritt auf ihn zu. »Meinen Sie, ich wüsste nicht, was sie macht?« Er spürte, wie die Wut in ihm aufbrodelte. »Haben Sie sie schon einmal dabei gesehen, Fran c ois-Baptiste? Haben Sie die Ekstase auf ihrem Gesicht gesehen, wenn sie diese widerwärtigen Worte spricht, diese blasphemischen Worte? Was sie da treibt, ist Gotteslästerung!«
    »Wie können Sie es wagen, so über sie zu reden!«, stieß Fran c ois-Baptiste hervor. Seine Hand glitt in die Jacketttasche. Authié lachte. »Jaja. Rufen Sie sie an. Sie wird Ihnen schon sagen, was Sie machen sollen. Was Sie denken sollen. Tun Sie bloß nichts, ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen.«
    Er wandte sich ab und wollte zu seinem Wagen zurückgehen. Er hörte das Klicken des Sicherungshebels und begriff fast im selben Moment, was das bedeutete. Ungläubig fuhr Authié herum.
    Zu spät. Er hörte das Peitschen der Schüsse, einer, zwei, schnell hintereinander.
    Der erste verfehlte. Der zweite traf ihn in den Oberschenkel. Die Kugel durchschlug ihn glatt, zertrümmerte den Knochen und trat auf der anderen Seite wieder aus. Eine Schmerzwelle raste durch seinen Körper, und Authié fiel schreiend zu Boden. Fran c ois-Baptiste kam auf ihn zu, hielt die Waffe mit beiden Händen gerade vor dem Körper. Authié versuchte wegzukriechen, wobei er eine Blutspur auf dem Schotter hinterließ, doch der junge Mann war mit wenigen Schritten bei ihm.
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Dann feuerte Fran c ois-Baptiste erneut.
     
    Alice fuhr zusammen.
    Der Klang der Schüsse zerriss die ruhige Bergluft. Er wurde von den Felsen zurückgeworfen und hallte überall um sie herum. Ihr Herz fing an zu rasen. Sie konnte nicht sagen, woher die Schüsse kamen. Zu Hause hätte sie gewusst, dass es nur ein Farmer sein konnte, der Jagd auf Kaninchen oder Krähen machte. Es klang nicht wie ein Schrotgewehr.
    So leise, wie sie konnte, sprang sie von dem Felsen herunter, auf dem sie gesessen hatte, und spähte durch die Dunkelheit in die Richtung, in der sie den Parkplatz vermutete. Sie hörte eine Wagentür zufallen. Jetzt konnte sie den Klang menschlicher Stimmen hören, Wortfetzen, die bis zu ihr trieben.
    Was macht Audric denn so lange da drin?
    Sie waren noch weit weg, aber sie spürte, dass sie auf dem Berg waren. Ab und zu vernahm Alice das Geräusch rollender Sternchen, wenn sie gegen Kies und Geröll traten. Das Knacken von Zweigen.
    Alice schob sich näher an den Eingang heran, schaute immer wieder verzweifelt zur Höhle, als könnte sie Audric durch reine Willenskraft aus der Dunkelheit auftauchen lassen.
    Wieso kommt er nicht?
    »Audric?«, zischelte sie. »Da kommt jemand. Audric?«
    Nichts, nur Stille. Alice spähte in die Dunkelheit des Tunnels, der sich vor ihr erstreckte, und spürte, wie ihr Mut sie verließ. Aber du musst ihn warnen.
    Sie sprach ein Stoßgebet, dass es noch nicht zu spät sein möge, und lief los Richtung Labyrinth-Kammer.

Kapitel 78
Los Seres
     
    M ar c 1244
     
    T rotz Sajhë s Verletzungen kamen sie gut voran. Von Montsegur aus folgten sie dem Verlauf des Flusses nach Süden. Sie hatten wenig Gepäck und ritten scharf, hielten nur an, um kurz zu rasten und die Pferde an zugefrorenen Bächen zu tränken, wo sie mit den Schwertern ein Loch ins

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