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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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weiß. Von der Wucht des Schlages sank sie auf die Knie, dann kamen ihr vor Schmerz die Tränen, als sie an den Haaren wieder hochgerissen wurde. Sie spürte die kalte Spitze einer Klinge an der Kehle.
    »Putain«, zischte der Mann, den sie verletzt hatte, und schlug ihr mit seiner blutenden Hand ins Gesicht.
    »Laisse tomber.« Fallen lassen.
    Alaïs blieb nichts anderes übrig, als das Schwert loszulassen. Der zweite Mann schob es mit dem Fuß weg, ehe er eine grobe Leinenkapuze aus seinem Gürtel zog und sie Alaïs über den Kopf stülpte. Alaïs wand sich, doch von dem säuerlichen Geruch des staubigen Stoffes musste sie würgen. Trotzdem wehrte sie sich weiter, bis ihr eine Faust in den Magen gerammt wurde und sie nach vorn auf den Pfad kippte.
    Sie hatte keine Kraft mehr, um Widerstand zu leisten, als sie ihr die Arme nach hinten rissen und die Hände fesselten.
    »Reste lä.«
    Sie entfernten sich ein Stück. Alaïs hörte, dass sie die Satteltaschen durchsuchten, die Lederklappen öffneten und Sachen auf den Boden warfen. Sie redeten miteinander, stritten sich möglicherweise. Schwer zu sagen, sie verstand ihre harte Sprache zu schlecht.
    Warum haben sie mich nicht getötet?
    Sofort schlich sich die Antwort wie ein ungebetenes Gespenst in ihren Kopf. Sie wollten sich erst noch ein bisschen vergnügen.
    Verzweifelt versuchte Alaïs , ihre Fesseln zu lockern, obwohl sie wusste, dass sie, selbst wenn sie die Hände freibekam, nicht weit kommen würde. Sie würden sie zur Strecke bringen. Jetzt lachten sie. Tranken. Sie hatten es nicht eilig.
    Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen. Erschöpft ließ sie den Kopf auf den harten Boden fallen.
    Zuerst konnte sie nicht sagen, wo das Dröhnen herkam. Dann begriff sie. Pferde. Das Geräusch eisenbeschlagener Hufe, die über die Ebene galoppierten. Sie drückte das Ohr fester auf die Erde. Fünf, vielleicht sechs Pferde, die sich dem Wald näherten. In der Ferne war Donner zu hören. Auch das Gewitter kam näher. Es gab doch etwas, was sie tun konnte. Falls es ihr gelang, weit genug wegzukommen, hatte sie vielleicht eine Chance. Langsam und so leise wie möglich robbte sie sich an den Rand des Weges, bis sie die spitzen Dornen an den Beinen spürte. Es gelang ihr, sich hinzuknien und durch Auf- und Abbewegen des Kopfes die Kapuze zu lockern. Schauen sie zu mir herüber? Niemand rief. Sie neigte den Kopf und schüttelte ihn, zuerst vorsichtig, dann heftiger, bis die Kapuze endlich herunterrutschte. Alaïs atmete ein-, zweimal tief durch und sah sich dann um.
    Sie war an einer Stelle, wo die beiden sie nicht sehen konnten, doch wenn sie sich umwandten und bemerkten, dass sie weg war, würden sie sie im Nu finden. Erneut drückte Alaïs ein Ohr auf die Erde. Die Reiter kamen aus Richtung Coursan. Eine Jagdgesellschaft? Kundschafter?
    Ein lauter Donnerschlag krachte durch den Wald und ließ die Vögel aus den höchsten Nestern aufflattern. In Panik schlugen sie mit den Flügeln die Luft, hoben und senkten sich, ehe sie wieder im Schutz der Bäume verschwanden. Tatou wieherte und scharrte mit den Hufen.
    Alaïs betete innerlich, dass das aufziehende Gewitter weiter das Geräusch der Reiter überdecken würde, bis sie nahe genug waren, und schlich sich rückwärts ins Gebüsch davon, über Steine und Äste.
    »Ohé!«
    Alaïs erstarrte. Sie hatten ihr Verschwinden bemerkt. Sie unterdrückte einen Schrei, als die Männer zu der Stelle gelaufen kamen, wo sie gelegen hatte. Ein Donnerschlag über ihnen ließ die beiden aufblicken, mit furchtsamer Miene. Sie sind so heftige Unwetter wie hier bei uns im Süden nicht gewohnt. Selbst von ihrem Versteck aus konnte sie die Angst riechen. Ihre Haut stank danach.
    Alaïs nutzte ihre Verunsicherung aus; sie sprang auf und rannte los.
    Aber sie war nicht schnell genug. Der mit der Narbe hechtete sich auf sie und schlug ihr mit der Faust seitlich gegen den Kopf, als er sie zu Boden riss.
    »Hérétique«, brüllte er, setzte sich rittlings auf sie und presste sie zu Boden. Alaïs versuchte ihn abzuschütteln, aber er war zu schwer, und ihre Gewänder hatten sich in den Dornen dés Unterholzes verfangen. Sie konnte das Blut an seiner verletzten Hand riechen, als er ihr Gesicht nach unten in die Äste und Blätter auf der Erde stieß.
    »Ich hab gesagt, rühr dich nicht, putain. «
    Schwer atmend löste er seinen Gürtel und schleuderte ihn beiseite. Mach, dass er die Reiter nicht hört. Sie stieß einen wilden Schrei aus, bloß um

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