Das verlorene Land
zu.
Delfinficker, dachte Milosz und nickte zurück. Dabei fiel ihm die einzige Frau im Raum auf, eine Blondine, die zur Army oder zur Air Force gehören musste, schwer zu sagen. Sie kaute Kaugummi und stand neben einem ziemlich großen … Afroamerikaner.
»Allererste Priorität unserer Operation ist, die Jungs von der Miliz aus dieser Scheiße rauszuholen«, sagte Kinninmore. »Aber es gibt noch eine weitere wichtige Sache.«
Die Anwesenden schienen auf diese Bemerkung hin schlagartig aufmerksamer zu werden.
»Ich sagte bereits, dass die Piraten bis jetzt noch nie besonders koordiniert vorgegangen sind. Aber Sie alle haben bemerkt, dass sich dies seit den letzten Kämpfen geändert hat. Diejenigen unter Ihnen, die auf Ellis Island dabei waren, hatten direkten Kontakt mit diesen Halstuchheinis. Dort sah es so aus, als würden sie taktische Kommandos befolgen. Gleiches haben wir hier auf der Insel bemerkt. Außerdem wissen Sie auch alle, dass es uns bis jetzt nicht gelungen ist, einen von ihnen gefangen zu nehmen.«
Milosz erinnerte sich an das, was von Raab und Sievers übrig geblieben war, nachdem diese verrückten Scheißkerle sie angegriffen hatten.
»Eine zweitrangige Angelegenheit, und wenn ich zweitrangig sage, meine ich zweitrangig, ist der Wunsch des Nationalen Oberkommandos, einen von diesen Herren überführt zu bekommen, damit er denen erklären kann, was zum Henker sie hier in New York eigentlich vorhaben.«
Die anwesenden Soldaten reagierten mit Raunen und einigen Flüchen auf diese Aussage. Jeder kannte jemanden, der von diesen Mistkerlen getötet worden war. Milosz spähte hinaus in die Dunkelheit. Weiter hinten über der Stadt konnte er Blitze von Explosionen und die Spuren der Leuchtgeschosse sehen. Die freie Fläche unter ihnen war hell erleuchtet, und Stryker-Kampfwagen und Humvee-Geländefahrzeuge sammelten sich an den festgelegten Punkten. Zwei zu Planierraupen umgebaute M1-Abrams-Panzer, mit riesigen Stahlschilden und MK-19-Granatwerfern ausgestattet, grummelten vor sich hin und stießen dicke Abgaswolken aus, die so heiß waren, dass sie die Farbe von den umstehenden Autowracks abblättern ließen. Sie schoben die Wracks aus dem Weg und schichteten sie übereinander zu einem künstlichen Schutzwall, der gebraucht würde, falls alles schieflaufen würde und die Amerikaner den Rückzug antreten mussten.
»Wie auch immer, für Sie geht es um Folgendes«, sagte Kinninmore, und Milosz wandte ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit zu. Jetzt waren die Werbeeinblendungen zu Ende, und der Hauptfilm kam, wie Wilson sich immer ausdrückte.
»Ich möchte, dass Sie sich bis hinter die Linie des Feindes durcharbeiten, seine Marschroute stören und unterbrechen. Falls es die Möglichkeit geben sollte, ich betone, falls es möglich ist, einen unserer mysteriösen Feinde zu fassen zu kriegen, ohne dass Sie in Gefahr geraten, dann haben Sie denn Auftrag, es zu tun.«
»Bekommen wir diesmal volle Unterstützung aus der Luft, Colonel?«, fragte Master Sergeant Wilson mit dem
bekannten Unterton zwischen Hoffnung und Resignation. »Das klingt ja so, als könnten wir uns nicht auf die Artillerie verlassen.«
»Bekommen wir«, sagte Kinninmore für alle überraschend. »Wir haben Kampfflugzeuge in einer Warteschleife in 10 000 Metern Höhe, alle bestens ausgestattet. Außerdem haben wir Air-Force-Einsatzleiter, die jeder Ihrer Einsatzgruppen zugeordnet werden. Wir machen Ernst, Herrschaften. Wir haben unser schnellstes Gerät im Einsatz und Maßnahmen zur Luftbetankung ergriffen. Die Kampfjets sind bereit und werden Tod und Verderben über die Stadt bringen. Jetzt geht’s ums Ganze. Wir werden ganze Straßenzüge plattmachen, wenn es sein muss.«
»Großartig!«, brach es aus Milosz hervor.
Kinninmore schien den Einwurf nicht übelzunehmen, sondern grinste zustimmend.
»Das ist wirklich großartig, Sergeant … Milosz.«
Er sprach den Namen falsch aus, aber er meinte es gut.
»Wir machen keine halben Sachen mehr. Unsere Befehle kommen direkt vom Präsidenten. Diesmal sollen wir sie komplett erledigen.«
»Ah, ich wusste doch, dass ich diesen Präsidenten mag«, sagte Milosz. »Er erinnert mich an Clevinger, die Kontrastfigur zu Yossarian aus Joseph Hellers ›Catch-22‹. Hat jemand von Ihnen das gelesen? Es ist wirklich eine großartige Lektüre für Soldaten.«
Er wusste, dass es diesmal ernst werden würde. Wieder hockte er in einem Blackhawk-Hubschrauber, und bald mussten sie wieder durch
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