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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Wilson und Gardener klopften mit ihren Magazinen zuerst gegen den Helm, bevor sie sie einschoben. Milosz ließ das bedeutungslose Klopfen gegen den Helm bleiben und lud durch. Als Zugabe fügte er eine dicke 40-Millimeter-Granate aus seinem Gurt hinzu. Als er die 203 in den Verschluss schob, versuchte er
nicht daran zu denken, wie es wäre, wenn er seine ganz persönliche Waffe in die Air-Force-Tussi reinschob.
    Oh, Milosz schimpfte sich selbst aus, Papst Johannes Paul wäre sicherlich sehr enttäuscht von dir.
    Er lehnte sich zur Seite, als der Heli einen scharfen Winkel flog und direkt auf die Einsatzstelle zuschoss. Sie näherten sich dem flachen Dach eines Gebäudes, und Milosz setzte sich seine Nachtsichtbrille auf, stellte sie auf Restlichtverstärkung ein und klappte sie über die Augen, woraufhin die Welt um ihn herum in ein kaltes grünliches Licht gehüllt wurde.
    »Zehn Sekunden«, sagte der Ungläubige Nr. 1.
    Der Blackhawk blieb jetzt in der Luft stehen, und der Kommandant warf die Seile aus. Milosz stand auf und schnappte sich das erste Seil und klammerte sich daran.
    Der Kommandant wartete auf das Signal aus dem Cockpit, bekam es und rief: »Los, los, los!«
    Milosz sprang aus dem Hubschrauber, umfasste das Seil mit seinen Knöcheln, alles war eine einzige flüssige Bewegung, und dann glitt er hinab in den Mahlstrom.

22
    Texas, Regierungsbezirk
    »Haben Sie noch mehr davon?«
    Miguel hielt die schwere schwarze Brille hoch und schaute sie bewundernd an. Sie sah nicht sehr bequem aus, aber Aronson behauptete, man könne damit im Dunkeln sehen, und der Effekt würde die Unbequemlichkeit beim Tragen mehr als ausgleichen. Der Führer der Mormonen – Miguel hatte ihn inzwischen als die Nummer eins der Gruppe identifiziert – schüttelte den Kopf.
    »Leider nicht«, sagte er. »Wir haben nur zwei Stück. Eigentlich haben wir sie mitgenommen, um nachts die Herde beobachten zu können. Wir hätten nie gedacht, dass sie mal zu etwas anderem nützlich sein könnten.«
    Miguel legte sie auf den ausgeblichenen Kunststofftisch zurück. Sie standen im Diner, der zu dem General Store von Leona gehörte. Er hielt sich zurück und kommentierte Aronsons mangelnde Voraussicht lieber nicht. Die Nachtsichtbrillen waren für Soldaten konstruiert, damit sie bei nächtlichen Kämpfen sehen konnten. Sicherlich musste irgendjemand in der Gruppe der Mormonen gemerkt haben, dass sie eigentlich für etwas anderes als zur Überwachung von Rindern gedacht waren. Aber es war nicht seine Aufgabe, das Urteilsvermögen dieser Leute anzuzweifeln. Außerdem war es ihm ja auch nicht gelungen, seine Familie vor dem Verderben zu bewahren. Bei diesem Gedanken konnte er nicht anders, als seiner Tochter einen kurzen Blick zuzuwerfen, um sich zu versichern, dass sie in der Nähe war.

    Sofia stand nicht weit entfernt an einem anderen Tisch und half, die Lebensmittel zu sortieren, die sie aus dem Keller geholt hatten. Sie war noch immer sehr still, aber er hatte bemerkt, dass sie sich bemühte, freundlich zu den Neuankömmlingen zu sein. Diese wiederum bemühten sich, ihr Verständnis entgegenzubringen, und vor allem Maive Aronson schien das Bedürfnis zu haben, sich um sie zu kümmern. Miguel war ihr dankbar dafür. Er nahm die Nachtsichtbrille von der Landkarte, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatten. Sie überdeckte einen schwarzen Fleck, der übrig geblieben war von einem Menschen, der hier gegessen hatte, als der Effekt alle zum Verschwinden gebracht hatte. Die Überreste der Verschwundenen waren jetzt alle beseitigt. Sie hatten sie mit dem nötigen Respekt fortgeschafft und in der weichen Erde hinter dem Laden begraben. Besonders viele »sterbliche Überreste« gab es ja nicht, sondern vor allem viele Kleidungsstücke, die von den giftigen organischen Substanzen, zu denen die Energiewelle die Menschen zerschmolzen hatte, ganz steif geworden waren. Da sie nicht wussten, welcher Religion die Verschwundenen angehört hatten, hielten die Mormonen eine kurze Zeremonie ab, die von ihrer Kirche offenbar speziell für Begräbnisse von Andersgläubigen vorgesehen war. Miguel blieb in respektvoller Distanz stehen, Sofia aber schien sich für die ungewöhnlichen Gebete und Glaubensbezeugungen zu interessieren. Er hatte nichts dagegen, solange es die Mormonen nicht störte, und das war offensichtlich nicht der Fall.
    »Es ist wirklich schade, dass wir nicht mehr von diesen Brillen haben«, sagte er. »Wir müssen sie ja nachts angreifen, wenn es

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