Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
einen Becher Kaffee.

    »Wilson, ich nicke gleich ein. Ich kann uns noch ein bisschen von diesem schauderhaften Instantkaffee aufgießen, wenn du willst.«
    »Was ich jetzt bräuchte«, sagte der drahtige Schwarze, »das wären drei Tage im Bett mit einer rauchenden, schwanzlutschenden Nymphomanin. Aber die ersten zwei Tage einfach nur zum Schlafen.«
    »Ah, das bringt nur Unheil, Wilson, glaub mir. Ich war mal verheiratet. Hier in dieser Totenstadt geht’s mir viel besser, auch wenn ich von beschissenen Piraten oder anderen Verrückten bedroht werde.«
    »Wer hat den von Heiraten gesprochen?«, fragte Wilson entrüstet. Das war fast so beleidigend wie das Wort »Bimbo«, das Milosz gebraucht hatte. »Ich spreche hier von einer Pussy, nicht von einer Tussi.«
    »Am Schluss läuft das alles aufs Gleiche raus«, sagte Milosz. »Alle Frauen versprechen einem ihre tolle Pussy, und am Schluss gibt’s nur Gezeter und Gejammer, und mit dem Schwanzlutschen ist es aus. Erschossen zu werden ist viel aufregender, glaub mir.«
    Wilson nahm einen Augenblick das Fernrohr herunter und schaute sehnsüchtig in die Ferne. »Ich hab gehört, der beste Ort für einen Mann soll zurzeit Texas sein. Da geht’s wieder zu wie im Wilden Westen. Wenn man Geld hat, kriegt man alles. Neues Spielzeug, Schnaps und richtig scharfe Schlampen«, fügte er hinzu.
    Milosz schien nicht zufrieden mit der Richtung, die ihr Gespräch genommen hatte. »Willst du etwa da hingehen? Mein Bruder ist mit seiner Familie im Rahmen des Siedlungsprogramms dorthin gegangen. Sie sind nicht gerade begeistert von diesem Blackstone da unten.«
    Wilson lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Nee, soweit ich weiß, war der verrückte Blackstone früher immer korrekt zu Schwarzen, die unter seinem Kommando standen. Aber er hat da jetzt einen Haufen von Redneck-Arschlöchern
um sich, die anderer Ansicht sind. Wie auch immer, mir ist das egal, ich freu mich auf alles, was ich kriegen kann, egal wie beschissen die Zukunft aussieht.«
    Milosz klopfte Wilson anerkennend auf den Rücken. »Gut gesagt. Das klang fast so wie der berühmte große Gatsby. Auch ich glaube an das grüne Leuchten und an eine orgastische Zukunft, die Jahr für Jahr vor unseren Augen zusammenschmilzt. Ich habe all die berühmten amerikanischen Romane gelesen, um dieses Land zu verstehen. Aber orgastisch? Dieses Wort kenne ich nicht. Kannst du mir das erklären?«
    »Vielleicht hat es was mit Sex zu tun«, meinte Wilson unsicher.
    Er war offenbar kein begeisterter Leser, das hatte Milosz schon mitbekommen.
    »Na gut, dann geh ich mal und mach uns noch einen laschen Instantkaffee.«
    Wilson nickte und nahm Milosz das MG ab, nachdem er seinen eigenen Karabiner beiseitegelegt hatte. »Tu zehn Löffel rein. Und rauch eine, wenn du dabei bist. Dann steigt mir der eklige Geruch deiner Winstons wenigstens nicht in die Nase.«
    Milosz stemmte sich aus dem Sessel, streckte sich und ließ die Knochen knacken. Er warf einen Blick durchs Fenster auf die Straße, die von hier aus ins East Village führte, aber ohne das Nachtsichtgerät war nicht viel zu erkennen. Niedrig hängende Wolken blockten sämtliche Lichtquellen, und der Regen hatte viele Feuer gelöscht, die nach den Gefechten des Tages ausgebrochen waren. Einige Gebäude brannten immer noch, aber dort waren keine Kämpfer mehr unterwegs. Sie würden sich zu stark von der sie umgebenden Dunkelheit abheben. Kampfhubschrauber kreisten kontinuierlich über der Stadt und warteten nur darauf, ein sichtbares Ziel ins Visier nehmen zu können.

    Der polnische Kommandant, zumindest war er gebürtiger Pole, ging vorsichtig durch die Wohnung, orientierte sich teilweise an seiner Erinnerung und profitierte davon, dass er zusammen mit Wilson fast alle Möbel vor den Wänden gestapelt hatte, als es noch hell war. Auf diese Weise hatte er freie Bahn bis in die Küche, wo sie einen Campingkocher im Ausguss aufgebaut hatten. Hier hinten konnte er ihn benutzen, ohne befürchten zu müssen, dass die kleine blaue Flamme sie womöglich verriet. Milosz goss zwei Becher starken Kaffee auf und überlegte, ob er einen guten Schluck Brandy hinzufügen sollte – in dieser Wohnung gab es eine ausgezeichnete Bar. Aber er verwarf den Gedanken. Er hatte sich eine Flasche Wodka gesichert, die er sich zu Gemüte führen würde, wenn sie nicht mehr an der Front standen. Im Augenblick war er zu müde und erschöpft. Ein Schluck Alkohol würde ihm garantiert den Rest geben.
    Mit

Weitere Kostenlose Bücher