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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Minuten abgeklungen. Kein Gelächter und keine Musik drangen durch den kleinen Urwald, der sich am Rand von Crockett bereits ausgebreitet hatte. Gelegentlich hörte man Schreie, und Miguel konnte nur hoffen, dass die Mormonen sich beherrschen konnten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war. Bevor sie sich der Hauptgruppe der Feinde zuwenden konnten, musste Miguel diese beiden möglichst leise ausschalten, damit sie ihren Kameraden nicht zu Hilfe kamen. Sogar zwei Männer konnten, wenn sie gut bewaffnet waren, alle Pläne zunichtemachen, wenn sie im rechten Moment auftauchten, um die Zahl der Gegner zu erhöhen.
    Miguel lehnte sich gegen den rauen, klebrigen Stamm einer Kiefer und blickte erneut durch das Nachtsichtgerät. Es waren zwei Männer, beide noch recht jung, genau wie er gedacht hatte. Der eine war größer und, was in diesen Zeiten eher ungewöhnlich war, ziemlich dick. Ein ungeheurer Bauch wölbte sich über seinem Gürtel, und während Miguel ihn beobachtete, verspeiste er ein ziemlich großes Sandwich. Beide Männer waren im Stil von Hollywood-Cowboys gekleidet: Jeans mit Beinschützern, Karohemden, schwarze Lederwesten und breitkrempige Hüte.
Der Kleinere und Dünnere der beiden hatte außerdem noch einen langen schwarzen Ledermantel an. Beide trugen Pistolen in Halftern am Gürtel, aber Miguel vermutete, dass es sich eher um halbautomatische Waffen und nicht um Revolver handelte. Sie schienen mit allem zu rechnen, denn sie hatten auch noch Gewehre bei sich, eine Variante des M-16 anscheinend, wenn er das richtig sah.
    Der Kleinere rauchte und nahm gelegentlich einen Schluck aus einer Flasche, die er aus dem Mantel hervorholte. Das ist gut, dachte Miguel, betrink dich nur, mein Freund, trink schon aus. Sie zitterten vor Kälte und liefen um ihr kleines Lagerfeuer herum, das sie am einen Ende der Laufbahn, die um das Footballfeld führte, angezündet hatten.
    Vielleicht war es ja auch ein Fußballfeld für die zivilisierte Variante, wo man mit einem richtigen runden Ball kickte.
    Miguel wartete weitere fünf Minuten ab, bis in der Umgebung alles völlig still geworden war. Als er sicher war, dass der Großteil der Feiernden erschöpft eingeschlafen war, machte er sich an die Arbeit.
    Zuerst zog er Schuhe und Hose aus, dann die Schuhe wieder an. Dann warf er sich eine Motorrad-Lederjacke über, die er vor zwei Tagen in einem Laden für Autozubehör in Leona gefunden hatte. Glücklicherweise hatte sie nicht in den Überresten des vorherigen Besitzers gelegen. Nach dem Schrecken im General Store wäre das einfach zu viel gewesen. Miguel war sich ziemlich sicher, dass er die ganze Zeit das Gefühl gehabt hätte, der Tote würde an ihm kleben, nachdem er die Jacke angezogen hatte. Aber sie hatte blitzsauber an einem Kleiderhaken gehangen. Wenn er sie anhatte, sah er aus wie ein oder zwei Leute von den Road Agents, wie Aronson sie ihm beschrieben hatte. Sie hatten darüber hinaus noch nach anderer Ausrüstung gesucht, aber nichts gefunden. Also besaß er keine Schusswaffe mit Schalldämpfer oder Pfeil
und Bogen, mit denen er die beiden Mistkerle ins Jenseits befördern konnte.
    Aber er hatte einen Plan.
    Und so ging er los, ohne Hosen, aber mit seiner Lederjacke und einer grellgelben Caterpillar-Basecap, die er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, trat aus dem Versteck und näherte sich taumelnd mit einer halbleeren Flasche Bourbon den beiden Männern.
    Er hoffte, dass es dunkel genug war und seine Gegner vom Schein des Lagerfeuers geblendet wurden. Außerdem sollte sein bizarres Aussehen sie ablenken. Falls es nicht funktionierte, war er bald tot und die Frauen der Mormonen ganz bestimmt auch.
    Er hielt den Kopf so tief wie möglich und warf nur kurze Blicke um sich, während er den Betrunkenen mimte, der ziellos durch die Gegend stolperte. Die Wachposten bemerkten ihn, als er ungefähr vierzig Meter von ihnen entfernt war. Der Kleinere der beiden zeigte auf ihn und lachte auf.
    »He, ist das nicht James? Jimmy James Jefferson? Bringst du uns ein bisschen Bourbon mit? Und warum hast du nicht eine Mormonenmöse dabei, du Mistkerl?«
    Einige der näher stehenden Rinder schnaubten und muhten leise, aber sie stapften davon oder dösten oder käuten wider oder schlugen mit den Schwänzen nach Fliegen.
    Bevor Miguel in den Schein des Feuers trat und man ihn als Betrüger entlarven konnte, stolperte er, ging zu Boden, blieb mit dem Gesicht im Dreck liegen und stöhnte vor sich hin. Mehr als seinen Hintern konnten

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