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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Zufriedenheit, während er zuschaute, wie Busse, beladen mit Männern und Frauen in Overalls und Sicherheitswesten, den Parkplatz vor einem der anderen Cerner-Gebäude verließen, das zu einer Schlafunterkunft umfunktioniert worden war. Weitere Busse würden kommen und die Arbeiter aus dem Crown Center und den Hotels der Casinos im Osten und einem neunstöckigen Wohnhaus in der Nordstadt einsammeln. Die Arbeiter, eine Mischung von Menschen aus allen Ecken des Planeten, würden sich über die Stadt verteilen, um ihre Pflicht zu tun, denn alle hatten sich verpflichtet, sieben Jahre lang am Wiederaufbau der Republik mitzuarbeiten.
    Einige würden zum Hawthorne-Kraftwerk fahren, um mitzuhelfen, die dortige Anlage wieder auf die einstige 435-Megawatt-Leistung zu bringen. Andere würden das Stadtgebiet von den zahllosen Wracks säubern, obwohl die Straßen von Kansas City nicht so schlimm betroffen waren wie die in New York. Wer sich im Eisenbahnbau auskannte, was vor allem auf die Flüchtlinge aus Indien zutraf, war abkommandiert worden, die zahllosen zerstörten Gleisanlagen zu reparieren, die sich über den gesamten Großraum erstreckten.
    Es gab auch Aufgaben, die weniger angenehm waren. Menschen mit medizinischem Hintergrund oder solche, die mit gefährlichen Gütern zu tun gehabt hatten, waren abgestellt worden, die Überreste der Verschwundenen zu beseitigen. Es gab immer noch Zehntausende davon, die ihre letzte Ruhestätte finden mussten, und die Gottgläubigen
im Kongress hatten einen Riesenaufstand angezettelt, als sie erfahren hatten, dass die ersten Räumungstrupps in Kansas City die Überreste der früheren Bewohner ganz einfach aufgesammelt und im Kohlenkraftwerk von Hawthorne verbrannt hatten. Auch die Grünen waren darüber nicht sehr glücklich gewesen, allerdings vor allem, weil hier angeblich wertvolle Biomasse zerstört und zu viel Kohlenstoff in die Atmosphäre geblasen wurde. In dieser Hinsicht waren sie auf die Reaktivierung der Kraftwerke ohnehin nicht gut zu sprechen. Wie würden sie erst durchdrehen, wenn sie erfuhren, dass als Nächstes die Erneuerung des Atomkraftwerks von Wolf Creek in Coffey County auf seinem Plan stand?
    Kipper schüttelte genervt den Kopf. Man hätte meinen sollen, sie wären angesichts des Zusammenbruchs der globalen Ökonomie zufrieden gewesen. Damit war der Ausstoß von Kohlendioxid auf das Niveau des frühen 20. Jahrhunderts zurückgegangen – wenn man die verheerenden Verschmutzungen durch den giftigen Feuersturm im Jahr 2003 wegließ. Aber nein, diese Grünen waren das Zünglein an der Waage im Kongress, und sie hatten schon oft gezeigt, dass sie absolut skrupellos waren, wenn es darum ging, die Republikaner und die Demokraten gegeneinander auszuspielen. Schlimmer noch, denn ihre Parteidisziplin ließ leider sehr zu wünschen übrig. Vielleicht hatte das ja mit dem messianischen Eifer zu tun, den sie an den Tag legten. Wenn sie unter sich waren, hatten Culver und Kipper sie des Öfteren als »Borgs« bezeichnet, und er freute sich schon darauf, wenn er sie am Ende seiner Amtszeit endlich los war. Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten durfte sich dann mit ihnen herumstreiten, wer den Wiederaufbau leiten sollte. In manchen düsteren Momenten wünschte Kipper ihnen Sarah Palin auf den Hals. Dann könnten sie sich gegenseitig zerfleischen.
    »Mr. President?«

    Kipper wandte sich vom Fenster ab und bemerkte eine junge Frau, die mit einem Clipboard in der Hand in der Tür stand.
    »Der Stabschef ist da, Sir. Und Ihre sichere Leitung nach Pearl Harbor wird in fünf Minuten im Konferenzraum aufgebaut sein. Oh, und Mr. Tench ist auch schon da. Ich habe ihm einen Donut und eine Tasse Kaffee gegeben. Er wartet unten.«
    Kipper lachte auf.
    »Wenn Barney zu früh kommt, dann müssen Sie ihm noch ein paar Donuts mehr servieren. Sagen Sie ihm, dass ich so schnell wie möglich bei ihm bin.«
    Er dankte ihr und begrüßte Jed Culver, der ins Zimmer stürmte, ebenfalls mit einem Donut in der Hand. Kipper fragte sich, wo die wohl herkamen. Sicherlich wurden sie aus Seattle eingeflogen, oder?
    Culver trug einige Aktenordner unter dem Arm, die er auf den leeren, billig aussehenden Schreibtisch fallen ließ. Das Büro war bemerkenswert spartanisch eingerichtet für einen Regierungschef, aber Kipper mochte es wegen der großartigen Aussicht, die er von hier auf die Wiederaufbauarbeiten hatte. Von der südwestlichen Ecke des Gebäudes konnte man die Gleisanlagen im Norden von

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